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Ein Daemon kommt selten allein

Ein Daemon kommt selten allein

Titel: Ein Daemon kommt selten allein
Autoren: Angie Fox
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erinnerte mich an diesen Kelch von der Schutzzeremonie her. Und wenn ich Glück hatte, befand sich in dem Topf auf dem Feuer etwas anderes als püriertes Eichhörnchen und Bakki-Wurzel.
    Ich spürte, dass Frieda auf ihren Zehen tänzelte. »Ohhh … Schildkröten an Kirschen. Was für eine Delikatesse!«
    Großmutter schöpfte das dickflüssige Gebräu in den Kelch. Der obere Teil des Kristallkelchs beschlug.
    Diesmal trinke ich.
    Großmutter hielt den Versammelten den Kelch entgegen. »Während wir trinken, sind wir eins.« Sie atmete die Dämpfe ein, die aus dem Kelch emporstiegen, und nahm den ersten Schluck. Frieda war als Nächste dran. Der Kelch machte die Runde und landete zum Schluss bei mir; es war noch reichlich Glibber übrig.
    Denk an Kirschkuchen. Ich nahm den Kelch in beide Hände, legte meine Lippen an die heiße Kante und trank. Das Zeug bahnte sich brennend seinen Weg meine Kehle hinunter wie ein Dutzend Jack Daniel’s, und es wärmte und füllte mich. Die beiden Hälften meiner Seele verschmolzen und strahlten ein Gefühl von Vollkommenheit und Harmonie aus, das mich sofort durchströmte.
    Die Hexen brachen in Applaus aus. Ich spürte Dimitris Smaragd warm in meiner Tasche.
    Ich hatte es geschafft.
    Frieda zog mich zu sich heran und umarmte mich, Ant Eater schlug mir auf den Rücken.
    Ich blinzelte, als die Deckenlampen flackernd angingen. »Tierischer Festschmaus!«, riefen die Hexen und stürzten alle gleichzeitig zur Tür.
    Frieda half mir, die klebrige Halskette loszuwerden, und hakte sich bei mir unter. »Danach tanzen wir. Wir haben haufenweise Tanzzauber eingefangen. Es dauert eine Ewigkeit, sie herzustellen. Willst du ein paar«, fragte sie mich und wühlte in ihrem BH herum. »Ich haben einen Angus Young und einen Macarena«, sagte sie und steckte sie mir in die Tasche. »Waren zu ihrer Zeit beide große Knüller. Und warte mal«, fuhr sie fort und suchte unter ihrer linken Brust. »Hier, ein Tango!« Sie stupste mich mit dem Ellbogen an. »Ich habe euch da draußen beobachtet, wie du und Dimitri euch gegenseitig heiß gemacht habt.«
    Ant Eater bahnte sich einen Weg zu uns. »Warte«, sagte sie. »Gertie hat einen Teil der Zeremonie vergessen.« Tatsächlich hatten Großmutter und Scarlet diskutiert, während sie auf den Laptop-Bildschirm gestarrt hatten. »Schnell.« Ant Eater stopfte mir ein salziges, geleeartiges, bohnenförmiges, beim Draufbeißen bitteres Ding in den Mund.
    »Igitt«, entfuhr es mir nach dreimaligem Kauen und hastigem Schlucken. Ich spürte jeden einzelnen Zentimeter, den das Zeug auf dem Weg in meinen Magen zurücklegte. Aber diesmal beendete ich die Zeremonie. Ich hatte es geschafft. Auf Teufel oder höchst ungewöhnliche Hexerei komm raus.
    Ant Eater prustete los.
    »Was ist« War das Eis zwischen mir und dieser Frau endlich gebrochen
    Sie grinste, ihr Goldzahn blitzte im Lampenlicht. »Du hast gerade ein Eulenauge gegessen.«
    Pfui Teufel. »Ein magisches Eulenauge«, fragte ich hoffnungsvoll.
    »Nein. Nur ein ganz normales altes Auge. Du Einfaltspinsel!« Sie schlug mir auf den Arm. »Das war die Rache dafür, dass du unseren Schutztrank nicht getrunken hast.«
    »He, Leute! Lizzie hat gerade ein Eulenauge gegessen!«, verkündete sie lauthals lachend.
    Ich griff in meine Tasche, vorbei an Dimitris Smaragd.
    »Das soll Lizzie eine Lehre sein, sich nicht mit mir anzulegen«, stellte Ant Eater klar, ihre Aufmerksamkeit der versammelten Menge zugewandt, während ich einen Macarena-Zauber in ihren Drink flutschen ließ.
    Zu schade, dass ich nicht die Zeit hatte, Ant Eater beim Tanzen mit den Red Skulls brillieren zu sehen. Aber ich musste einen gewissen Greif aufsuchen. Und ich hoffte, dass ich nicht zu spät kam.
     
    Ich wusste nicht, wie ich ihn finden sollte. Meine Dämonenkiller-Instinkte waren auf Gefahr programmiert, nicht auf verführerische Greife. Ich würde ihm wohl einfach zum Flughafen folgen müssen oder nach Santorin oder – verdammt noch mal – wohin auch immer.
    Als ich über den rumpelnden Steg der Dixie Queen stürmte, sah ich ihn. Dimitri. Ich konnte es kaum glauben, dass er noch da war. »Warte!«, schrie ich wie eine Verrückte.
    Er saß auf seiner Harley, den Rücken starr und gerade. Na ja, zumindest, bis er mich schreien hörte. Ich konnte den Ausdruck auf seinem Gesicht nicht sehen, aber die Art, in der er seinen Körper von dem Motorrad schwang, verriet mir, dass er sich freute. Wir hatten uns immerhin eine ganze halbe Stunde nicht
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