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Ein Daemon kommt selten allein

Ein Daemon kommt selten allein

Titel: Ein Daemon kommt selten allein
Autoren: Angie Fox
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wäre es ebenfalls besser, ermahnte ich mich, die Hitze zwischen meinen Schenkeln ignorierend. Er hatte einen Großteil seines Lebens damit zugebracht, zu versuchen, seine Schwestern zu retten. Jetzt konnte er sich zum ersten Mal entspannen und an seine eigene Zukunft denken und vielleicht mit einer Partnerin sesshaft werden, die auch ein Greif war wie er. Ich hasste sie schon jetzt.
    Er schmiegte sein Gesicht in die Beuge meines nackten Halses und brachte durch die Berührung meine sämtlichen Nervenenden zum Vibrieren. Oh, meine flatternde Seele, was für ein Wahnsinn es doch wäre, ihn noch einmal zu lieben, ihn noch einmal nackt zu spüren, in mir.
    Ich musste hier weg.
    Ich zog an Dimitris Smaragd, und zu meiner Überraschung löste sich die bronzene Kette von meinem Hals. Wir betrachteten beide den in meiner Hand liegenden tränenförmigen Stein. Im Mondschein wirkte er schemenhaft und klobig.
    »Hier«, sagte ich und hielt ihn ihm hin.
    Bitte nimm ihn, bevor ich darüber nachdenke.
    »Nein«, entgegnete er, und ein Anflug von Besorgnis huschte über sein Gesicht. »Ich habe ihn dir geschenkt.«
    »Ich glaube aber, dass er bei dir besser aufgehoben ist«, stellte ich klar und ließ ihn zwischen uns baumeln.
    Enttäuschung huschte über sein Gesicht. »Du kommst also nicht mit nach Griechenland.«
    »Nein«, erwiderte ich; der Stein lag schwer in meiner Hand.
    »Behalte ihn«, sagte er. »Wir reden noch mal darüber, wenn ich wieder da bin.«
    Er nahm meinen Kopf in die Hände und küsste mich leidenschaftlich. Mit Lippen, Zähnen und Zunge. Er küsste mich nach allen Regeln der Kunst, und ich genoss jede einzelne Sekunde. Ich wollte meine Beine um ihn schlingen, ihn in mir spüren. Er stöhnte und zog mich an sich, küsste mich, als ob er nie mehr aufhören wollte. Beinahe so, als ob ein Teil von ihm wusste, dass es unser Abschiedskuss war.

KAPITEL 24
     
    Ich tue das Richtige , rief ich mir in Erinnerung, als ich in dem verspiegelten Hauptspeisesaal des Schiffs stand. Die Hexen hatten die Fenster verdunkelt und die Tische in die Ecken des Saals geschoben. Wir standen in einem Kreis unter einem schmiedeeisernen Kronleuchter, auf dem Dutzende von Gaslichtern steckten.
    Während wir wie bei einer Prozession in den Zeremoniensaal marschiert waren, hatte ich gesehen, wie Dimitri auf seine Harley gestiegen war. Jetzt war es amtlich – er war weg. Und wenn er zurückkommen würde, würde ich nicht mehr da sein. Denk nicht daran. Was passiert ist, ist passiert.
    Als irgendwo unter uns lautes Gelächter ertönte, drückte Frieda meine Hand. »Ein Kicherzauber«, flüsterte sie mir ins Ohr. »Betty Two Sticks hat ihn nicht einmal kommen sehen.«
    »Ruhe jetzt!«, knurrte Ant Eater an meiner anderen Seite.
    »Ich mein ja bloß.« Friedas Armbänder schlugen gegen mein Handgelenk. »Diese Frau ist so begriffsstutzig wie ein Stück Brot.«
    »Schließ die Tür!«, ordnete Großmutter an, während sie einen quietschenden, rumpelnden Dessert-Wagen hereinrollte, auf dem ein heißer Speisenwärmer stand. Unter der Schale züngelten Flammen, in ihr köchelte etwas Süßes. Ich war nicht so dumm, mir Hoffnungen auf flambierte Kirschen zu machen.
    Die Hexen schlossen die Augen. Ich spürte, wie die Magie sich aufbaute. Die Türen zum Speisesaal knallten zu. Niemand bewegte auch nur einen Muskel. Das einzige Geräusch im Raum war das Blubbern der kochenden Brühe über dem Feuer. Die Luft wurde dicker, als die Gaslichter abgedunkelt wurden und lange Schatten an die Spiegel hinter uns warfen.
    Ich konnte nicht anders, als an die Zeremonie im Keller der Red-Skulls-Kneipe zu denken. So viel hatte sich verändert, seitdem sie mir zum ersten Mal ihren Schutz angeboten hatten.
    Großmutter neigte den Kopf, und die anderen taten es ihr gleich. »Wir, die Hexen des Red-Skulls-Zirkels, fühlen uns der Magie verbunden, die unseren Orden seit mehr als zwölfhundert Jahren aufrechterhalten hat. In ihr finden wir Wärme, Licht und ewige Güte. Ohne sie sind wir verloren. Heute Nacht wollen wir versuchen, die Seele unserer Schwester Elizabeth wieder zusammenzufügen. Möge sie eins sein, wie auch wir eins sind.«
    Oje! Niemand nannte mich Elizabeth, es sei denn, ich war in Schwierigkeiten. Ich kämpfte dagegen an, die Nerven zu verlieren. Entspann dich, Lizzie, Großmutter weiß schon, was sie tut.
    Scarlet fummelte hinter dem Zeremoniell-Gebräu an irgendetwas herum.
    Beeeep! Ein Laptop piepste.
    »Entschuldigung«, murmelte Scarlet.
    O
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