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Ein Dämon kommt selten allein

Ein Dämon kommt selten allein

Titel: Ein Dämon kommt selten allein
Autoren: Robert Asprin
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Habseligkeiten zusammengepackt hätte und weggelaufen wäre. Dadurch hätte ich die Terminplanung jenes Abends völlig durcheinandergebracht und die ganze Geschichte hätte einen ganz anderen Verlauf genommen. So jedoch machte ich erst noch einen kleinen Umweg. Auf halbem Weg zurück in meine Unterkunft meldete sich Aahz' Ausbildung wieder zu Wort. Will sagen: Ich begann, über Geld nachzudenken.
    Selbst als gejagter Flüchtling würde sich Geld als ziemlich nützlich erweisen ... und der Vorschuß des Königs würde auch nicht ewig reichen. Mit etwas mehr Bargeld in der Tasche würde ich ein ganzes Stück weiter weglaufen, mich eine ganze Weile länger versteckt halten können ... oder wenigstens um einiges besser leben können ...
    Von derlei Gedanken beschwingt, begab ich mich auf die Suche nach Grimble.
    Der Kanzler und ich waren nie unbedingt das gewesen, was man als enge Freunde bezeichnen würde. Das Wort >Erzfeinde< wäre schon eher zutreffend. Aahz behauptete immer, daß dies an meinem wachsenden Einfluß bei Hofe läge, doch das stimmte nicht. In Wirklichkeit war der Grund darin zu suchen, daß die Gier meines Ausbilders, die nach immer größeren Geldmitteln verlangte, nur noch von Grimbles Unwilligkeit übertroffen wurde, dieselben herauszurücken. Letztendlich betrafen diese Streitereien auch mich, denn mein Lohn, mit dem ich Aahz auszahlte, stammte schließlich aus ebenjenen Schatztruhen, die von dem Kanzler so eifersüchtig gehütet wurden. Ich fand ihn, wie ich es erwartet hatte, in dem winzigen Verschlag, der ihm als Büro diente. Gerüchten zufolge soll er sich geweigert haben, größere Räumlichkeiten für sich zu beanspruchen, um das andere Personal dadurch zu beeindrucken, daß er ein Beispiel an Askese darstellte. Das funktionierte zwar nicht, aber er versuchte es dennoch unentwegt und gab die Hoffnung nicht auf.
    Sein Pult war ellenbogenhoch mit Papier bedeckt, das mit winzigen kleinen Zahlen übersät war, auf die er starrte, um sie gelegentlich zu ändern, während er verschiedene Blätter von einem Stapel auf den anderen schichtete. Auf dem Boden wie auch auf dem einzigen Stuhl, befanden sich ähnliche Stapel, was mich zu der Überzeugung gelangen ließ, daß er sich schon eine ganze Weile seiner Aufgabe gewidmet haben mußte. Da ich weder einen Sitz- noch einen Stehplatz ausmachen konnte, lehnte ich mich kurzentschlossen gegen den Türrahmen.
    »Macht Ihr noch Überstunden, Kanzler?«
    Diese Frage trug mir einen kurzen, finsteren Blick ein, bevor er sich wieder seiner Arbeit zuwandte.
    »Wenn ich Zauberer wäre, dann wären das jetzt wohl Überstunden, ja. Aber als Schatzmeister sind das meine normalen Arbeitsstunden. Nur zu Eurer Information: es geht alles recht reibungslos vonstatten. So reibungslos, um genau zu sein, daß ich heute abend wahrscheinlich relativ früh fertig sein dürfte, so in drei oder vier Stunden.«
    »Woran arbeitet Ihr denn?«
    »Am nächsten Jahreshaushalt, und die Planung ist schon beinahe abgeschlossen. Das heißt, sofern niemand das Risiko eingehen sollte, sich meiner dauerhaften Ungnade zu versichern, indem er versucht, mich in letzter Minute zu einer Änderung des Zahlenwerks zu bewegen.«
    Letzteres wurde begleitet von etwas, das man nur als bedeutungsvollen Blick< bezeichnen kann.
    Ich ignorierte ihn.
    Ich meine — zum Teufel aber auch! Ich war bei ihm sowieso schon mies angeschrieben, da konnte mir eine weitere Drohung auch nichts mehr ausmachen.
    »Dann ist es ja gut, daß ich Euch noch vor Beendigung Eurer Arbeit erwischt habe«, sagte ich beiläufig. »Ich möchte etwas mit Euch besprechen, das Euer Zahlenwerk mit Sicherheit verändern wird. Um es genau zu sagen: Es geht um eine Neueinstufung meiner Lohngruppe.«
    »Kommt überhaupt nicht in Frage!« explodierte Grimble. »Ihr seid sowieso schon der bestbezahlte Angestellte des ganzen Personals, mich selbst eingeschlossen. Es ist geradezu ein Skandal, daß Ihr Euch auch nur mit dem Gedanken an eine Lohnerhöhung tragen könnt!«
    »Es geht nicht um eine Lohnerhöhung, Kanzler, es geht um eine Lohnsenkung.«
    Das bremste ihn.
    »Lohnsenkung?«
    »Sagen wir, auf null?«
    Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und musterte mich argwöhnisch.
    »Es fällt mir schwer zu glauben, daß Ihr und Euer Lehrling bereit wäret, umsonst zu arbeiten. Verzeiht mir, aber ich mißtraue aller angeblich edlen Selbstaufopferung aus tiefstem Herzen. Auch wenn ich Habgier nicht mag, ist sie doch ein Antrieb, den ich
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