Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Dämon kommt selten allein

Ein Dämon kommt selten allein

Titel: Ein Dämon kommt selten allein
Autoren: Robert Asprin
Vom Netzwerk:
Fersengeld geben, oder soll ich hier herumhängen und versuchen, mich einen Tag lang als König auszugeben?«
    Die Antwort war kurz und knapp.
    »Gliep!«
    Für diejenigen von Ihnen, die sich erst später in diese Serie eingeschaltet haben: Gliep ist mein Maskottchen. Er lebt in den königlichen Stallungen. Außerdem ist er ein zwanzig Fuß langer blauer Drache ... erst halb ausgewachsen. (Mir stehen die Haare zu Berge bei dem Gedanken, wie groß er erst sein wird, wenn er ausgewachsen ist! Brrrr!) Und was seine geistreiche Konversation betrifft, die müssen Sie einfach so hinnehmen. Er beherrscht eben lediglich ein Ein-Wort-Vokabular, aber das macht er dadurch wett, daß er dieses Wort ziemlich oft benutzt. Doch Gesprächigkeit hin, Gesprächigkeit her, in diesem Augenblick der Krise wandte ich mich an ihn, weil Aahz ja nun fort war und er das einzige Wesen in dieser Dimension blieb, welches meinem Problem wenigstens annähernd mit Mitgefühl begegnen würde. Das sagt an sich schon eine Menge über das gesellschaftliche Leben eines Magikers aus.
    »Komm schon, Gliep, jetzt werd doch mal ernst. Ich stecke wirklich in der Klemme. Wenn ich versuche, für den König den Ersatzmann zu spielen, mache ich vielleicht irgendwas falsch, etwas ganz Schlimmes vielleicht ... vielleicht, indem ich einen Krieg anzettle oder irgendeinen Unschuldigen hängen lasse. Aber wenn ich andererseits den König reinlege und einfach verschwinde, müssen wir beide den Rest unseres Lebens als Gejagte und Flüchtlinge fristen.«
    Das Einhorn in der Nebenbox schnaubte und stampfte zornig mit einem Huf auf.
    »Entschuldigung, Butterblume. Dann müssen wir drei den Rest unseres Lebens als Gejagte und Flüchtlinge fristen.«
    Kriegseinhörner sind nicht besonders häufig, nicht einmal in königlichen Stallungen. Dieses Kriegseinhorn hier gehörte mir. Ich hatte es zum Geschenk erhalten, kurz nachdem ich Gliep gekauft hatte. Wie ich schon sagte, dieser Lebensstil hat etwas Zooähnliches an sich.
    »In einem Reich mit einem schlechten König könnten eine Menge Leute zu Schaden kommen«, argumentierte ich, »und ich wäre ein schlechter König. Herrje, ich bin ja noch nicht mal ein besonders guter Magiker.«
    »Gliep!« widersprach mein Haustier streng.
    »Danke für die Blumen, aber es stimmt trotzdem. Ich will niemandem wehtun, aber andererseits bin ich auch nicht eben scharf darauf, zum Gejagten und zum Flüchtling zu werden.«
    Der verbalen Liebesbeteuerungen müde geworden, entschied sich Gliep dafür, seinen Gefühlen dadurch Ausdruck zu verleihen, daß er mir das Gesicht ableckte. Nun hinterlassen die Küsse meines Drachens nicht nur erhebliche Schleimrückstände, sie haben auch noch eine weitere Begleiterscheinung. Der Atem meines Drachens ist nämlich allenfalls als Gestankschwall zu bezeichnen, der nur noch vom Küchengeruch perfektischen Essens übertreffen wird.
    »G... Gliep, alter Junge«, brachte ich schließlich mit Mühe hervor, »ich hab dich ja auch sehr, sehr lieb, aber wenn du das zweimal die Woche machen solltest, könnte es sein, daß sich unsere Wege bald trennen — und zwar für immer!«
    Das trug mir eine verletzte Miene ein, so daß ich ihm zur Versöhnung den Kopf kraulte. Mir kam der Gedanke, daß Drachen vielleicht nur deshalb überlebt hatten, weil sie sich alle nur einmal im Leben gefühlsmäßig an ein einziges Wesen binden. Wenn ihr Atem die gesamte Bevölkerung belästigt hätte anstatt lediglich wenige Individuen, hätte man sie wohl schon vor Urzeiten ausgerottet. Nein, da war es schon besser, daß nur eine einzige Person litt, anstatt ...
    Zur Zeit hatte ich allerdings dringendere Probleme zu bewältigen, denen ich mich jetzt wieder zuwandte.
    »Wenn ich wegrenne, dann gerate nur ich allein in Schwierigkeiten, aber wenn ich versuche, König zu spielen, leidet das ganze Reich darunter! Genau, das ist es! Ich muß einfach gehen! Das ist die einzig anständige Möglichkeit! Danke, Gliep!«
    »Gliep?«
    Mein Maskottchen legte verwundert den Kopf schräg.
    »Ich erklär's dir später. Also gut. Damit wäre die Sache entschieden. Ihr beide schlagt euch noch ordentlich den Bauch voll, während ich zurück in mein Zimmer husche und ein paar Sachen hole. Und dann heißt es: >Possiltum, ade!<«
    In Mußestunden habe ich mir manchmal Gedanken darüber gemacht, was wohl geschehen wäre, wenn ich meinen ursprünglichen Plan tatsächlich in die Tat umgesetzt hätte, wenn ich einfach in mein Zimmer zurückgehuscht wäre, meine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher