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Ein Dämon für alle Fälle

Ein Dämon für alle Fälle

Titel: Ein Dämon für alle Fälle
Autoren: Robert Asprin
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Nunzio, eine ganz gute Imitation der Ungeduld abliefernd. »Ich muß meinen Zeitplan einhalten. Schau her. Hier ist eine Kopie meiner Vollmacht.«
    Als Nunzio sich vorbeugte, um das Papier anzuschauen, das der Täufler ihm zeigte, holte der andere, der hinter ihm stand, eine Keule hervor und schlug sie ihm gegen den Kopf. Das produzierte ein scharfes >KNACKS!< ... Doch war es die Keule, die zerbrach, und nicht Nunzios Kopf, denn letzterer war, wie ich bereits gemerkt hatte, außerordentlich dick.
    »Tut mir leid, ich kann euch die Ladung nicht übergeben«, sagte Nunzio und reichte dem kurzgewachsenen Täufler das Papier zurück. Der nahm es entgegen, ohne dabei seinen erstaunten Gesichtsausdruck zu verlieren. »Diese Vollmacht ist bloß ein leeres Stück Papier!«
    Über die Schulter gewandt sah er den größeren Täufler an, der immer noch dastand und seine zerborstene Keule anstarrte.
    »Ich kümmere mich gleich um dich, Freund. Sobald wir die Sache mit der Vollmacht hier geklärt haben.«
    Ich gelangte zu dem Schluß, daß er schon dazu in der Lage sein würde, die Dinge auf seine Art zu bewältigen, und so richtete ich meine Aufmerksamkeit wieder auf den Täufler mit dem vergifteten Leckerchen.
    Der beobachtete gerade das Gespräch auf der anderen Seite des Raumes; vor Erstaunen hing ihm der Unterkiefer herab. Mir fiel aber auf, daß er es unterlassen hatte, seine Hand zurückzuziehen.
    Es gibt Leute, die doch glatt behaupten, Drachen hätten keinen Sinn für Humor. Um zu beweisen, daß dem keineswegs so ist, möchte ich Ihnen das folgende Gegenbeispiel anbieten.
    Ich öffnete leicht das Maul, reckte den Hals vor und nahm das Leckerchen des Täuflers in den Mund. Tatsächlich nahm ich seine ganze Hand in den Mund — bis zum Schulteransatz. Das war nicht so gefährlich, wie es sich anhören mag. Ich achtete einfach darauf, nichts herunterzuschlucken und damit alle möglicherweise gefährlichen Wirkungen des vergifteten Leckerchens zu vermeiden.
    Der Täufler wandte mir wieder den Blick zu, als er hörte, wie meine Kiefer zusammenkrachten, und wir blickten einander aus einem erheblich kürzeren Abstand in die Augen, als er erwartet hatte. Um den Effekt zu erhöhen, wackelte ich mit den Augenbrauen, während er ohnmächtig zu Boden sackte.
    Komisch, nicht wahr? Soviel zum Thema >kein Sinn für Humor<.
    Ich löste meine Kiefer wieder, zog meinen Kopf zurück, das Leckerchen und den Arm intakt zurücklassend, und sah wieder nach Nunzio.
    Der größere Täufler lag inzwischen bewußtlos am Boden, während Nunzio den anderen mit einer Hand am Revers hielt und ihm beim: Sprechen wie beiläufig eine Vor- und Rückhand nach der anderen verpaßte.
    »Ich sollte dich den Behörden übergeben! So was von einer tolpatschigen Entführung, ihr blamiert ja noch die ganze Innung! Verstehst du, was ich meine? Hörst du überhaupt zu? Und jetzt pack bloß deine Kumpels und verschwinde, bevor ich es mir anders überlege! Und komm ja nicht zurück, bevor du dir nicht anständige Hilfe besorgt hast!«
    Ich mußte zugeben, daß Nunzio einen gewissen Stil hatte — für einen Menschen. Hätte er das Glück gehabt, mit einem Gehirn geboren zu werden, so hätte aus ihm fast ein Drache werden können.
    Während er damit beschäftigt war, den letzten Trupp Angreifer aus der Türöffnung zu schleudern, beschloß ich, ein paar Ermittlungen durchzuführen. Denn nach drei Versuchen, uns unserer Ware zu berauben, auch wenn Nunzio auch nur einen davon wahrgenommen hatte, wurde ich langsam ein wenig mißtrauisch. Selbst für eine für Kriminalität so anfällige Rasse wie die Menschen waren drei versuchte Raubüberfälle doch etwas Ungewöhnliches, und deshalb wollte ich mehr darüber erfahren, was wir da eigentlich genau bewachten.
    Die Kisten rochen zwar immer noch nach Papier und Tinte, doch das schien mir nicht den hohen Grad an Aufmerksamkeit zu rechtfertigen, den sie auf sich gezogen hatten. So leicht, wie ich nur konnte, tätschelte ich eine der Kisten mit meinem Schwanz und drückte sie ein. Anscheinend war das nicht leicht genug gewesen, denn das Geräusch zog Nunzio an wie ein Magnet, sofort kam er herbeigesprungen.
    »Was machst du denn jetzt schon wieder? Schau dir das nur an! Du hast die Kiste kaputt... He! Einen Augenblick mal!« *
    Er beugte sich vor, nahm einen der Gegenstände auf, die aus der Kiste hervorgequollen waren, und untersuchte ihn genauestens. Ich schlängelte meinen Hals vor, um ihm über die Schulter zu
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