Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Dämon für alle Fälle

Ein Dämon für alle Fälle

Titel: Ein Dämon für alle Fälle
Autoren: Robert Asprin
Vom Netzwerk:
Also nahm ich all meinen Stolz und meine Würde zusammen (und das ist einiges), kehrte ihm den Rücken zu und setzte mich nieder.
    »GLIEP! STEH AUF, JUNGE! GUTER DRACHE! GUTER DRACHE!«
    Das klang schon besser. Ich drehte mich wieder zu ihm um, nur daß ich ihn diesmal vorfand, wie er umherhüpfte und sich dabei einen Fuß festhielt. Da es mir nicht an geistigen Gaben fehlt, konnte ich daraus deduzieren, daß es mir im Rahmen meiner Geste der Empörung gelungen war, mich auf seinen unteren Extremitäten zu plazieren. Ich kann Ihnen versichern, daß es unabsichtlich geschah, denn menschliche Füße sind ziemlich klein, und mein ausgezeichneter Tastsinn erstreckt sich nicht auf mein Hinterteil, doch im nachhinein gelangte ich zu der Überzeugung, daß es ihm recht geschah.
    »Paß auf, setz du dich dort einfach hin, dann setze ich mich dort drüben hin, und wir kommen schon zurecht. Alles in Ordnung?«
    Er humpelte zu einem der Kartons hinüber und nahm Platz, wobei er sich abwechselnd den Fuß massierte und die Kleider abbürstete.
    Bei dem Pulver handelte es sich natürlich um die Überreste des verblichenen Eindringlings/Attentäters. Die Flamme vom Typ VI zeitigt meistens derlei Wirkungen bei Menschen, weshalb ich sie auch verwendet hatte. Wenngleich nun menschliche Bestattungssitten mir stets eine Quelle der Neugier und der Verwunderung waren, war ich mir doch halbwegs sicher, daß es nicht dazu gehörte, die eigenen eingeäscherten Überreste auf den Boden bürsten oder von einem Reinigungsdienst entfernen zu lassen. Doch wenn man schon die Schwierigkeiten bedenkt, die es mir bereitete, Nunzio ein schlichtes >Paß auf!< zu vermitteln, war es wohl verständlich, daß ich beschloß, mich nicht der Mühe zu unterziehen, ihm klarzumachen, was er da gerade eigentlich tat.
    Wenn die Beiläufigkeit meiner Einstellung zum Töten von Menschen etwas schockierend wirken mag, so sollte man doch dabei im Auge behalten, daß die Menschen für Drachen eine minderwertige Spezies darstellen. Man hegt ja auch keine Skrupel, Flöhe zu töten, um das Wohlergehen der eigenen Katze oder des eigenen Hundes sicherzustellen, egal was die überlebenden Flöhe von unserer grausamen Tat halten mögen; ich für meinen Teil jedenfalls zögere nicht, einen lästigen Menschen zu beseitigen, der durch sein Handeln meinem Haustier Leid verursachen könnte. Wenigstens konzentrieren wir Drachen uns auf Individuen im Gegensatz zu den Massenschlächtereien ganzer Arten, die die Menschen als Bestandteil ihres Alltagslebens hinzunehmen scheinen.
    »Weißt du, Gliep«, sagte Nunzio, nachdem er mich sorgfältig gemustert hatte, »nachdem ich eine Weile in deiner Gesellschaft verbracht habe, hören sich selbst Guidos Prahlereien noch gut an ... aber erzähl es ihm nicht weiter.«
    »Gliep?«
    Das war mir nur so entfahren. Wie Sie bemerkt haben werden, ist mir mein aus nur einem einzigen Wort bestehendes menschliches Vokabular nur zu bewußt, so daß ich versuche, mich so wenig darauf zu verlassen wie möglich. Die Vorstellung allerdings, ich könnte Guido irgend etwas verraten, verblüffte mich so sehr, daß diese Reaktion die Folge war.
    »Nun nimm's nicht gleich so schwer«, knurrte Nunzio, der mein Wort wie immer falsch deutete. »Ich hab's nicht so gemeint. Ich bin nur ein bißchen ärgerlich, das ist alles.«
    Ich ging davon aus, daß er sich auf seinen Fuß bezog. Doch dieser Mensch war zum Plaudern aufgelegt, und so sollte ich schon bald eines anderen belehrt werden.
    »Ich weiß einfach nicht, was in letzter Zeit los ist, Gliep. Verstehst du, was ich meine? Auf dem Papier sieht alles so aus, als könnte es nicht besser sein, nur daß in letzter Zeit alle verrückt spielen. Da kauft der Boß erst ein Casino, das wir für jemand anderen gebaut haben, dann will er es plötzlich wieder über Nacht verscheuern. Bunny und Tanda hacken ständig aufeinander rum, und plötzlich ist Bunny ganz ruhig und deprimiert, während Tanda ... Hast du gewußt, daß sie sich neulich Geld von mir pumpen wollte? Direkt nachdem sie den Inkassojob erledigt hatte? Ich weiß nicht, was sie mit ihrer Provision gemacht hat oder warum sie den Boß nicht um einen Vorschuß bittet, oder auch, wozu sie das Geld überhaupt braucht. Einfach nur: >Kannst du mir mit Bargeld aushelfen, Nunzio? Ohne irgendwelche Fragen zu stellen?<, und als ich versuche, ihr meine Dienste als Vertrauensperson anzubieten, da sagt sie: >Wenn das so ist, vergiß es. Dann frage ich lieber jemand anderes.<
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher