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Ein Dämon auf Abwegen

Ein Dämon auf Abwegen

Titel: Ein Dämon auf Abwegen
Autoren: Robert Asprin
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sollten wir uns verteidigen? Ich habe meine Kräfte verloren, und deine sind so unterentwickelt, daß sie praktisch gar nicht existieren. Wer soll da die Eingeborenen in Schach halten?«
    »Wie gefährlich ist es genau?« fragte ich zögernd.
    »Ich will es mal so ausdrücken«, meinte Aahz seufzend. »Du verbringst eine Menge Zeit damit, darüber zu jammern, daß ich dein Leben ständig aufs Spiel setze, weil ich Gefahren sträflich mißachte. Stimmt das?«
    »Stimmt!« Ich nickte.
    »Schön, und jetzt sage ich, daß diese Reise, die du da vorschlägst, gefährlich ist. Genügt dir das vielleicht als kleiner Hinweis darauf, was dich dabei erwarten würde?«
    Ich lehnte mich in meinem Sessel zurück und streckte mich, bemüht es möglichst lässig aussehen zu lassen.
    »Wie war's, wenn du mir einen Schluck von dem Wein abgeben würdest?« fragte ich beiläufig.
    Ausnahmsweise ignorierte Aahz meine Bitte nicht. Er warf den Krug in die Luft, während er sich erhob und wieder ans Fenster schritt.
    Ich griff mit meinem Geist nach dem Gefäß, packte es sanft und ließ es in meine ausgestreckte Hand schweben, ohne auch nur einen Tropfen zu verschütten.
    Wie ich schon sagte: Ich bin tatsächlich der Hofmagiker von Possiltum. Ich besitze durchaus Kräfte.
    »Nimm's dir nicht so sehr zu Herzen, Jungchen«, rief mir Aahz vom Fenster aus zu. »Wenn du weiter übst, können wir diese Reise vielleicht eines Tages unter deinem Schutz durchführen. Aber bis dahin, bis du diese Stufe erreicht hast, oder bis wir für dich einen magischen Leibwächter gefunden haben, bleibt uns nichts anderes übrig als zu warten.«
    »Wahrscheinlich hast du recht, Aahz«, lenkte ich ein. »Es ist nur, manchmal...«
    Mit einem leisen »BAMF!« wurde der Äther zerrissen, und ein Dämon erschien im Raum. Einfach so! In meinen Privatgemächern im Königlichen Palast von Possiltum!
    Bevor ich mich von meiner Überraschung erholen, ja bevor Aahz sich auch nur vom Fleck bewegen konnte, um sich einzuschalten, ließ sich der Dämon auf meinen Schoß plumpsen und gab mir einen großen, warmen Kuß auf den Mund.
    »Hallo, Süßer!« schnurrte er. »Was machen die Tricks?«

2
Wenn alte Freunde zusammenkommen, verliert alles andere seine Bedeutung.
Krieg, Hungersnot, Pestilenz und Tod
    »Tanda!« rief ich und erholte mich soweit von meinem Schrecken, daß ich die Arme um ihre Hüften legen und sie energisch an mich drücken konnte.
    »Höchstpersönlich!« Sie zwinkerte mir zu und preßte sich eng an mich.
    Meine Temperatur stieg, aber vielleicht lag das ja auch am Zimmer. Tanda wirkt eben so auf mich — und Räume auch. Üppig gebaut, wie sie war, mit einer Mähne aus hellgrünem Haar, die ihre wunderschöne olivdunkle Hautfarbe und ihre Gesichtszüge betonte, konnte sie mit einem Lächeln und einem tiefen Seufzer sogar eine Handgemenge zwischen zwanzig Männern vorzeitig beenden.
    »Er ist nicht der einzige hier im Zimmer, weißt du«, meldete Aahz sich trocken.
    »Hallo, Aahz!« rief meine entzückende Gefährtin, löste sich von meinem Schoß und warf sich Aahz an den Hals.
    Die Wucht von Tandas Zuneigung wird nur noch durch ihre Bereitschaft, diese mitzuteilen, übertroffen. Allerdings hegte ich insgeheim den Verdacht, daß Tanda mich lieber mochte als Aahz. Dieser Verdacht mußte sich nun einer schweren Prüfung unterziehen, als sich ihre Begrüßung immer mehr in die Länge zog.
    »Äh, was führt dich denn in diese Gegend?« unterbrach ich die beiden schließlich.
    Das trug mir einen finsteren Blick von Aahz ein. Tanda jedoch zuckte mit keiner Wimper.
    »Na ja«, säuselte sie. »Ich könnte ja jetzt sagen, daß ich gerade in der Nähe war und mir dachte, ich schau mal eben vorbei, aber das stimmt nicht. Tatsache ist, daß ich euch um einen kleinen Gefallen bitten wollte.«
    »Du brauchst ihn nur auszusprechen!« riefen Aahz und ich wie aus einem Mund.
    Aahz ist zwar ein fürchterlicher Geizhals, und ich bin ein Hasenfuß, aber wenn es um Tanda geht, kann sich niemand mehr darauf verlassen. Sie hatte uns früher einige Male aus der Patsche geholfen, und wir hatten beide das Gefühl, ihr noch etwas schuldig zu sein. Die Tatsache, daß sie uns allerdings mindestens ebensooft in einige Patschen hineingeholfen hatte, kam uns dabei nie in den Sinn. Außerdem war es einfach fürchterlich nett, sie hier zu haben.
    »Ist eigentlich nur eine Kleinigkeit«, seufzte sie. »Ich muß ein paar Besorgungen machen und hatte gehofft, daß einer von euch beiden mir
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