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Ein Dämon auf Abwegen

Ein Dämon auf Abwegen

Titel: Ein Dämon auf Abwegen
Autoren: Robert Asprin
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Diese Schätze bestanden, wie sich herausstellte, aus bunten Glasscherben und glänzenden Metallstücken, die mir völlig wertlos erschienen — doch Tanda studierte sie lange und intensiv.
    Um unsere Tarnung aufrechtzuerhalten, mußten wir essen und trinken, ohne unsere Hände zu gebrauchen — was wesentlich schwieriger war, als es sich anhören mag. Da das Essen aus lebenden Maden und Würmern bestand, ließ ich möglichst jede Gelegenheit ungenutzt verstreichen, mich mit der einheimischen Küche vertraut zu machen. Tanda dagegen stürzte sich förmlich — nicht vergessen: keine Hände benutzen! — auf die Schüsseln. Ob sie sich hinterher die Lippen leckte, weil sie das Essen so ungewöhnlich gut fand, oder weil sie versuchte, ein paar von den zappelnden Happen wieder einzufangen, die ihrem Schicksal durch Flucht zu entkommen suchten, war eigentlich ziemlich unerheblich. Mir jedenfalls drehte sich in diesem Augenblick der Magen um. Um sie nicht anschauen zu müssen, versuchte ich statt dessen den einheimischen Wein.
    Die ungewöhnliche Trinkmethode führte dazu, daß ich größere Schlucke zu mir nahm, als ich es normalerweise getan hätte, aber das war schon in Ordnung, weil der Wein sehr leicht und würzig schmeckte. Leider war er aber tatsächlich viel stärker als alles, was ich jemals probiert hatte, und nachdem ich uns beinahe im Flug gegen einen ziemlich großen Baum geknallt hätte, entschied Tanda, daß es an der Zeit sei, sich auf den Weg in eine andere Dimension zu machen.
    Ganz nebenbei hatte der Wein auch noch zwei weitere Nebenwirkungen: erstens bekam ich ganz kolossale Kopfschmerzen, und zweitens wurde mir fürchterlich übel. Letzteres lag daran, daß Tanda mir freudig erklärte, wie man auf Avis Wein herstellt. Bis heute kann ich den Namen Avis nicht hören, ohne Visionen vom Fliegen zu haben und unter einem leisen Anflug von Höhenangst zu leiden. Wenn man die Dimensionen auf einer Bewertungsskala anordnet, die von eins bis zehn reicht, so steht Avis für mich jedenfalls immer und ewig auf Platz zwei.
    Eine weitere ziemlich zweifelhafte Dimension, in der wir eine beträchtliche Zeit verbrachten, war Gastropo. Die Länge unseres Aufenthalts hatte allerdings nichts mit unserem Anliegen zu tun. Nach relativ wenigen Stopps entschied Tanda, daß diese Dimension nichts anzubieten hatte, was von der Qualität her als Geburtstagsgeschenk für Aahz geeignet gewesen wäre. Was uns vielmehr aufhielt, das waren unsere Tarnungen.
    Bevor meine, zugegebenermaßen beschränkten Fähigkeiten nun auch noch zusätzlich mit Schmähungen bedacht werden, möchte ich voranschicken, daß die rein körperliche Tarnung recht leicht zu bewerkstelligen war. Wie ich schon sagte, werde ich langsam aber sicher immer besser in Sachen Tarnungszauber. Als Bremsklotz erwies sich allerdings die in Gastropo übliche Fortbewegungsart. Nachdem ich in Avis von einem Baum zum anderen geflogen war, hatte ich geglaubt, daß ich wohl jederzeit auf jede nur denkbare Art von A nach B kommen würde. Aber Aahz hatte mich ja gewarnt: Die Dimensionen stecken voller Überraschungen.
    Die Gastropoden waren Schnecken, große Schnecken zwar, aber dennoch ganz zweifelsfrei Schnecken, komplett mit Spiralhaus, Stielaugen und so weiter. Damit kam ich durchaus klar. Woran ich mich allerdings nicht gewöhnen konnte, das war, mit dem Rest der einheimischen Fußgänger — Verzeihung, Fußfkriecher — Zoll um Zoll dahinzuschleichen.
    »Tanda«, knurrte ich halblaut, »wie lange werden wir noch in dieser gottverdammten Dimension bleiben müssen?«
    »Entspann dich, Süßer«, mahnte sie und kroch wieder einen Zoll voran. »Genieß die schöne Landschaft.«
    »Ich habe diesen Landschaftsabschnitt jetzt schon einen halben Tag lang genossen«, klagte ich. »Ich habe ihn so sehr genossen, daß ich ihn bereits in- und auswendig kenne.«
    »Nun übertreib mal nicht«, tadelte mich meine Reiseführerin. »Heute morgen waren wir schließlich noch auf der anderen Seite des Baumes dort.«
    Ich schloß die Augen und verkniff mir eine Erwiderung auf diese Richtigstellung. »Wie lange noch?« wiederholte ich.
    »Ich schätze, wir können uns aus dem Staub machen, wenn wir dort hinten um die Ecke gekrochen sind.«
    »Aber bis zur Ecke da sind es noch schlappe fünfundzwanzig Fuß!« meuterte ich.
    »Stimmt«, pflichtete sie mir bei. »Ich schätze, gegen Sonnenuntergang werden wir wohl dort ankommen.«
    »Können wir denn nicht einfach in ganz normalem Tempo dort
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