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Ein Dämon auf Abwegen

Ein Dämon auf Abwegen

Titel: Ein Dämon auf Abwegen
Autoren: Robert Asprin
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hinüber gehen?«
    »Auf gar keinen Fall, man würde uns bemerken.«
    »Wer denn?«
    »Na, deine Bewunderin, zum Beispiel.«
    »Meine was?« Ich traute meinen Ohren nicht.
    Tatsächlich: Da war uns eine Gastropodin mit heldenhafter Ausdauer auf den Fersen. Als sie merkte, daß ich sie ansah, wedelte sie langsam, aber enthusiastisch mit ihren Stielaugen.
    »Sie ist schon seit etwa einer Stunde hinter dir her«, vertraute Tanda mir an. »Deshalb beeile ich mich auch so.«
    »Jetzt reicht's!« erklärte ich und machte mich in normalem Tempo auf den Weg. »Komm schon, Tanda, wir hauen ab.«
    Die Gastropoden stießen schrille Rufe der Beunruhigung aus, als ich um die Ecke schoß, dicht gefolgt von meiner Führerin.
    »Was ist denn mit dir los?« fragte sie. »Wir hätten ...«
    »Bring uns hier raus — und zwar sofort!« schrie ich.
    »Aber ...«
    »Erinnerst du dich noch, wie ich an meinen Drachen geraten bin?« bellte ich. »Wenn ich jetzt auch noch eine verliebte Schnecke mit nach Hause bringe, wird mich Aahz als Lehrling glatt enterben. Also bringst du uns jetzt hier raus, oder muß ich den DHüpfer aktivieren und allein nach Hause zurückkehren?«
    »Nun reg dich doch nicht gleich so auf«, sagte sie beruhigend und machte sich an ihr Dimensionsreiseritual. »Du hättest dir gar keine Sorgen zu machen brauchen, schließlich suchen wir nach Cargo und nicht nach Escargots, haha!«
    Noch bevor ich sie fragen konnte, weshalb sie so kicherte, befanden wir uns auch schon in einer anderen Dimension. Und so ging es immer weiter, von einer Dimension in der andere, bis ich schließlich den Versuch aufgab, das Unvorhersehbare vorhersehen zu wollen, um mich statt dessen lieber mit den Tatsachen auseinanderzusetzen. Doch selbst das erwies sich als üble Plackerei. So hatte ich beispielsweise einige unerwartete Probleme mit Tanda. Es war mir vorher noch nie aufgefallen, aber sie ist wirklich ziemlich eitel. Sie wollte nicht einfach nur aussehen, wie eine Einheimische, nein, es mußte schon eine attraktive Einheimische sein.
    Wer sich einbildet, daß Schönheit ein objektiver Begriff ist, sollte mal einige der Orte besuchen, die wir bereist haben. Egal welche bizarren Formen ich imitieren mußte, stets wartete Tanda mit einigen höflichen Bitten um Verschönerung ihres Äußeren auf. Nachdem ich einige Tage lang ihr ständiges »Vielleicht sollte mein Haar etwas verfilzter sein, meinst du nicht auch?« oder »Findest du nicht, daß meine Augen noch blutunterlaufener aussehen sollten« oder »Ein bißchen mehr Schleim in die Achselhöhlen, bitte«, hörte, war ich irgendwann kurz davor durchzudrehen. Wahrscheinlich wäre es nur halb so schlimm gewesen, wenn sich ihre Besessenheit wenigstens ein kleines bißchen auch auf mein Aussehen gerichtet hätte. Aber alles, was ich an Kommentaren erntete, war: »Du? Du siehst prima aus.« Daher weiß ich auch, daß sie eitel ist; ihr eigenes Aussehen war ihr viel wichtiger als meins.
    Das war allerdings nicht das einzige Verwunderliche an Tandas Verhalten. Obwohl sie doch behauptete, daß wir uns auf einer Einkaufsreise befänden, mied sie beharrlich alle Verkaufsstellen der Dimensionen, in denen wir uns rumtrieben. Basare, Bauernmärkte, Flohmärkte und alles andere wurde stets mit der gleichen gerümpften Nase (sofern es gerade so etwas wie eine Nase gab) quittiert, sowie mit einem »Da wollen wir doch wohl nicht hin!« Statt dessen gab sie sich mit einem Touristendasein zufrieden. Stets führten uns ihre Erkundigungen zu den Sehenswürdigkeiten und Nationalheiligtümern oder zu den öffentlichen Ausstellungen der königlichen Schätze. Nachdem wir einige davon besichtigt hatten, zogen wir uns an einen unbeobachteten Reck zurück und machten uns auf die Reise in die nächste Dimension.
    In gewisser Weise war mir das sogar sehr lieb. Nicht nur, daß ich durch die Dimensionen schreiten, fliegen und kriechen konnte, ich war außerdem mit Tanda zusammen. Tanda kennt die Sitten und Gebräuche von über hundert Dimensionen und hält sich auch daran. Ich lernte schnell, daß nicht nur die Schönheitsideale sondern auch die Moralvorstellungen von Dimension zu Dimension wechselten. Die Methoden, seiner Zuneigung Ausdruck zu verleihen, die wir in einigen Dimensionen antrafen, lassen sich unmöglich öffentlich beschreiben, treiben mir jedoch immer noch die Schamröte ins Gesicht, sobald ich nur daran denke. Es bedarf wohl keiner besonderen Erwähnung, daß ich nach drei Tagen derartiger Betätigung
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