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Ein Dämon auf Abwegen

Ein Dämon auf Abwegen

Titel: Ein Dämon auf Abwegen
Autoren: Robert Asprin
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zu erklären, wenn ich ihn danach fragte. Hier und jetzt jedoch erkannte ich den Apparat sofort. Das Ding, auf dem wir da standen, mußte einfach ein Apparat sein.
    Es war eine Art Wagen — ich meine, es war groß und besaß vier Räder. Viel mehr konnte ich nicht feststellen, da das Ding völlig mit bunten Papierbüscheln bedeckt war. Sie haben richtig gelesen, Papier. Leichtes, flauschiges Zeug, das sehr angenehm gewesen wäre, wenn man eine erkältete, triefende Nase gehabt hätte. Aber dieses Papier war hauptsächlich gelb und blau. Über uns ragte eine Art monströser Strohpuppenkrieger mit einem Helm in die Höhe, der ebenfalls mit blauen und gelben Papierfetzen bedeckt war.
    Bei allem, was mir eingefallen war, als Tanda mich gewarnt hatte, daß die Jahks merkwürdig seien, war mir nie der Gedanke gekommen, daß sie Verrückte sein könnten, die auf blaues und gelbes Papier standen.
    »Runter vom Floß!«
    Dieser Ruf aus der Menge war an uns gerichtet. »Wie bitte?« brüllte ich zurück.
    »Vom Floß! Runter vom Floß!«
    »Komm schon, Süßer«, zischelte Tanda und hakte sich bei mir unter.
    Gemeinsam sprangen wir auf den Boden hinab, wie sich herausstellte, keinen Augenblick zu früh. Denn mit einem blutrünstigen Heulen stürzte sich die Menge nun nach vorn und schleuderte ihre Fackeln auf den Apparat, den wir kurz zuvor verlassen hatten. Jetzt stand er lichterloh in Flammen, was der ohnehin schon recht hitzigen Menge das Herz noch mehr wärmte: Sie tanzte und lachte und ignorierte in ihrer Freude völlig die Vernichtung des Apparats.
    Als ich von der Szenerie zurückwich, erkannte ich plötzlich entsetzt, daß sich überall im Park das gleiche abspielte. Wo ich auch hinblickte, traf mein Auge auf brennende Apparate und jubelnde Massen.
    »Ich glaube, wir sind zur falschen Zeit angekommen«, bemerkte ich.
    »Woher willst du das wissen?« fragte Tanda.
    »Ach, nur so ein paar Kleinigkeiten«, erklärte ich. »Zum Beispiel, daß die gerade im Begriff sind, die ganze Stadt abzufackeln.«
    »Das glaube ich nicht«, erwiderte meine Gefährtin achselzuckend. »Wenn man eine Stadt abfackelt, dann fängt man doch wohl kaum mit den Parkanlagen an.«
    »Na schön, dann verrat du mir doch, was die da gerade machen.«
    »Soweit ich das erkennen kann, feiern sie.«
    »Und was feiern sie?«
    »Irgendeine Art Sieg. Soweit ich das verstehe, brüllen sie alle >Wir haben gewonnen! Wir haben gewonnen! <«
    Ich musterte erneut die Feuer. »Da wüßte ich gerne mal, was die erst machen würden, wenn sie verloren hätten.«
    In diesem Augenblick kam ein gequält wirkendes Individuum auf uns zu. Die Ich-dulde-keinen-Unsinn-Haltung des Mannes wirkte wie ein Eiland der Vernunft mitten in einem Meer des Wahnsinns. Das gefiel mir nicht. Nicht daß ich etwas gegen Vernunft hätte, nein. Aber bisher hatte man uns weitgehend ignoriert, und ich befürchtete, daß sich das nun ändern könnte.
    »Hier ist euer Lohn«, sagte der Mann barsch und reichte jedem von uns einen Beutel. »Gebt eure Kostüme im Trophäenhaus ab.« Dann war er auch schon wieder, verschwunden, während wir ihm mit heruntergeklappten Kinnladen hinterherstarrten und die Beutel festhielten.
    »Was war denn das?« brachte ich immerhin hervor.
    »Keine Ahnung«, gab Tanda zu. »Die haben mich schon perplex gemacht, als sie diesen Apparat ein Floß genannt haben.«
    »Dann habe ich also recht! Es ist tatsächlich ein Apparat!« rief ich beglückt. »Ich wußte doch, daß sie unrecht hatten. Ein Floß ist schließlich wasserdicht und sinkt nicht.«
    »Riesige Kostüme, wirklich riesig!« riefen uns einige Leute zu, während sie vorbeitaumelten.
    »Wird wohl langsam Zeit, etwas wegen unserer Tarnung zu unternehmen«, murmelte Tanda, während sie einem der Betrunkenen zuwinkte.
    »Gut.« Ich nickte, froh, daß wir uns wenigstens in einem Punkt einig waren.
    Nach all der Erfahrung, die ich erst kürzlich in den anderen Dimensionen hatte sammeln können, hätte die Tarnung eigentlich ein Leichtes sein müssen. Ich meine, schließlich waren die Jahks ja Humanoide, und außerdem hatte ich jede Menge bereitwilliger Modelle vor mir, nach denen ich arbeiten konnte. Doch leider gab es dabei Probleme.
    Das erste war der Stolz. Trotz der wimmelnden Massen, die uns umgaben, konnte ich mich einfach nicht für zwei Individuen entscheiden, die ich gerne nachgeahmt hätte. Ich habe mich nie für besonders eitel gehalten; ich habe mir nie eingebildet, körperlich ein Muster an Schönheit
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