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Ein Dämon auf Abwegen

Ein Dämon auf Abwegen

Titel: Ein Dämon auf Abwegen
Autoren: Robert Asprin
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es mir unmöglich, den Hof zu überqueren, um zu den Stallungen zu gelangen, wo er untergebracht war. Darüber hinaus konnte ich es auch nicht riskieren, durch die Gänge des Schlosses zu wandeln, weil ich dann möglicherweise dem König begegnet wäre. Der hätte mich bestimmt gefragt, wann ich wohl die Güte hätte, etwas gegen das miserable Wetter zu unternehmen. Leider gehörte die Wetterbeeinflussung aber nicht zu meinen gegenwärtigen Spezialgebieten, und Aahz hatte mir strikt befohlen, das Thema um jeden Preis zu meiden. So saß ich also in meiner eigenen Unterkunft fest und konnte nur warten, bis der Regen wieder aufhörte. Doch selbst das wäre nur halb so schlimm gewesen, wenn ich diese Unterkunft nicht auch noch mit Aahz hätte teilen müssen.
    Regenwetter machte Aahz immer ziemlich griesgrämig oder genauer, noch griesgrämiger als sonst. Lieber wäre ich mit einem wütenden Spinnenbär in einem engen Käfig zusammengepfercht, als mit Aahz, wenn er schlechte Laune hatte.
    »Es muß doch irgend etwas geben, das man tun kann«, murrte Aahz unwirsch und unruhig. »Seit der Zweihundertjährigen Belagerung habe ich mich nicht mehr so gelangweilt.«
    »Du könntest mir vielleicht das Dimensionsreisen beibringen«, schlug ich hoffnungsvoll vor.
    Das war eines der Gebiete, in denen mich zu unterweisen Aahz sich bisher standhaft geweigert hatte. Wie ich bereits erwähnte, ist Aahz ein Dämon, was eine Kurzbezeichnung für >Dimensionen-Reisender< ist. Heutzutage sind die meisten meiner engeren Freunde Dämonen, und ich war nur zu bereit, meiner äußerst bescheidenen Liste von Fähigkeiten das Dimensionsreisen hinzuzufügen.
    »Bring mich nicht zum Lachen, Jungchen.« Aahz lachte rauh. »Bei deinem Lerntempo würde ich mehr als zweihundert Jahre brauchen, um es dir beizubringen.«
    »Oh«, sagte ich niedergeschlagen. »Na ja ... Vielleicht könntest du mir auch von der Zweihundertjährigen Belagerung erzählen.«
    »Die Zweihundertjährige Belagerung«, murmelte Aahz verträumt und lächelte leise vor sich hin. Es heißt, daß eine ganze Reihe von großen Gruppen schwerbewaffneter Männer bleich geworden sind und deutlich sichtbar zu zittern begonnen haben, als sie Aahz' Lächeln erblickten.
    »Da gibt es nicht viel zu erzählen«, begann er, lehnte sich gegen einen Tisch und hob einen großen Weinkrug an. »Da war ich, und da war noch ein anderer Magiker, Diz-Ne. Das war ein rotziger kleiner Emporkömmling ... ein bißchen erinnerst du mich an ihn.«
    »Was war denn damals los?« fragte ich, bemüht das Gespräch von mir abzuwenden.
    »Na ja, als er endlich feststellte, daß er mich nicht in Grund und Boden stampfen konnte, ging er in die Defensive«, erinnerte sich Aahz. »Magisch gesehen war er ein bloßes Nichts, aber vom Zauberbannen verstand er etwas. Hat mich volle zweihundert Jahre abwimmeln können, obwohl wir den größten Teil der magischen Energien dieser Dimension dabei aufgebraucht haben.«
    »Wer hat denn gewonnen?« drängte ich.
    Aahz hob eine Augenbraue und blickte mich über den Rand seines Weinkrugs hinweg an.
    »Ich erzählte hier die Geschichte, Junge«, wies er mich zurecht. »Rate mal.«
    Das tat ich und schluckte schwer.
    »Hast du ihn getötet?«
    »Nichts derartig Angenehmes«, erwiderte Aahz lächelnd. »Was ich mit ihm angestellt habe, als ich seine Verteidigungsmauer schließlich durchbrach, hält wesentlich länger vor als zweihundert Jahre — aber ich kann dir garantieren, daß es ihm dabei bestimmt nicht langweilig wird.«
    »Warum habt ihr überhaupt gegeneinander gekämpft?« wollte ich wissen. Ich versuchte verzweifelt, den zahllosen Bildern zuvorzukommen, die meine Phantasie gerade hervorbrachte.
    »Er hat eine Wettschuld nicht bezahlt«, erklärte mein Ausbilder achselzuckend und nahm einen weiteren Schluck aus dem Weinkrug.
    »War das alles?«
    »Das war mehr als genug«, entgegnete Aahz grimmig.
    »Wetten ist eine ernste Angelegenheit — und zwar in jeder Dimension.«
    »Äh ... Aahz?« Ich runzelte die Stirn. »Als wir Big Julie und seinen Leuten begegnet sind, waren die da nicht auch auf der Flucht vor ihren Spielschulden?«
    Das ist die Armee, die ich vorhin erwähnt habe. Im Augenblick tarnten Big Julie und seine Männer sich als glückliche Bürger von Possiltum.
    »Stimmt genau, Junge.« Aahz nickte.
    »Deshalb hast du also gesagt, daß die Kredithaie wahrscheinlich kommen und nach ihnen suchen würden!« rief ich triumphierend.
    »Falsch«, antwortet Aahz
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