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Ein Clochard mit schlechten Karten

Ein Clochard mit schlechten Karten

Titel: Ein Clochard mit schlechten Karten
Autoren: Leo Malet
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mit einem
Gedicht beginnt. Bestimmte Punkte sind schon nachgeprüft und bestätigt worden.
Sieht so aus, als hätten Sie unter Drogen gestanden „Ach ja? Und wo bin ich
jetzt?“
    „Im Hôpital Boucicaut . Unsere Flics haben sie hergebracht. Haben Sie unter anderen Verletzten und ein paar Toten
rausgefischt.“
    „Waren das dieselben Flics , die mich neulich nachts mal gelöchert haben?“
    „Weiß ich nicht. Jedenfalls
wurde ich gerufen, und ich bin gekommen. Drei Tage lang war mit Ihnen nichts
anzufangen. Aber heute kann ich Ihnen wohl ein paar Fragen stellen.“
    „Fühl mich aber immer noch
ziemlich beschissen. War ich verletzt?“
    „An mehreren Stellen.“
    „Normalerweise nur am Kopf.“
    „Diesmal hat’s auch den Körper
erwischt.“
    „Vielleicht war er neidisch.
Jetzt kann er zufrieden sein.“
    „Ihre Zimmernachbarn sind
übrigens auch neidisch. Sie hatten Besuch. Zuerst Hélène, und dann ein junges
Mädchen... zum Anbeißen. Die anderen haben sie ,die zwei Witwen“ genannt.“
    „Witwen? Scheiße, ging’s mir so
schlecht?“
    „Kann man wohl sagen. Aber
jetzt sind Sie überm Berg.“
    „Na prima. Dann erzählen Sie
mir mal Ihre Theorie.“
    „Nicht meine, sondern Ihre. Sie
haben phantasiert. Und den Nachtdienst hat das so interessiert, daß er alles
notiert hat.“
    „Wie der Junge mit den
Autonummern.“
    „Welcher Junge?“
    „Ein Junge eben. Ist mir
erzählt worden, hat aber nichts mit Ihnen zu tun.“
    „Gott sei Dank! Ich dachte
schon... eine Art Anhang, der alles wieder in Frage stellt... Soll ich Ihnen
Ihre Hirngespinste mal vorlesen?“
    Er tippte wieder auf den beschriebenen
Zettel.
    „Nur zu“, ermunterte ich meinen
Freund.
    „ Demessy ,
du Hüter des Schatzes“, begann er, „ Hüter des Schatzes, aber du hast ihn nicht geklaut. Vielleicht
gehört das Geld dem Comptoir de Crédit , Ecke Vaugirard-Convention . Die Millionen waren bestimmt, um
Waffen aus dem Hause Gabriel Laurédant zu kaufen. Ihr
eigentlicher Platz war aber nicht in der Mauer, sondern bei Joséphine. O Demessy , du Hüter des Schatzes...“
    Faroux seufzte:
    „Ich hab keine Lust, den
gesamten Quatsch runterzuleiern. Außerdem müßten Sie den Inhalt kennen. Kommt
ja schließlich von Ihnen. Zum Teil völlig unverständliches Zeug. Wie gesagt,
Sie haben phantasiert. Aber es ist auch viel Wahres dran. Genug, um eine der
Ratten in Verlegenheit zu bringen. Der Kerl war auch unter den Verletzten, lebt
aber noch.“
    „Der Pfeifenkopp“, sagte ich.
    „Pfeifenkopp?“ fragte Faroux verständnislos.
    „Der Araber, der mit die
Haschpfeife verpaßt hat. Wollte mich damit außer Gefecht setzen. Hab ihn auch Zenana genannt.“
    „ Zenana ?“
    „Wegen der Pockennarben im
Gesicht.“
    „Genau. Das ist er. Richtig
heißt er...“
    Um mein Fieber wieder in die
Höhe schießen zu lassen, nannte der Kommissar einen Namen, bei dem einem die
Ohren abfliegen und die Haare zu Berge stehen.
    „Dieser Zenana “,
sagte ich, „wußte, daß das Geld für die Waffen bei Joséphine rumlag. Wollte
sich die Mäuse heimlich unter den Nagel reißen, für seine ganz persönliche
Befreiung.“
    „Stimmt genau.“
    „Und das Geld, das in Demessys Senkrechtgrab versteckt war, stammt vom Comptoir
de Crédit ?“
    „Ja.“
    „War das die gesamte Beute?“
    „Fast.“
    „Prima.“
    „Wollen Sie ‘ne Belohnung?“
    „Gibt’s denn eine?“
    „Glaub schon.“
    „Dann will ich die haben. Nicht
für mich, sondern für Demessys Frau und das Kind aus
der wilden Ehe.“
    „Mal sehn... Aber sagen Sie,
Burma: besonders offen waren Sie nicht zu mir, hm? Als ich Sie bei der
Hellseherin verhört habe, gab es schon eine Leiche. Und über Joséphines Tod
waren Sie auch im Bilde...“
    „Ach, Schwamm drüber! Reden wir
lieber von Zenana . Hat er gestanden?“
    „Ja, dank Ihrer Phantasie-Theorie.
Wir konnten ihm die Fragen so stellen, daß er weich wurde. Hat zugegeben, daß
er bei Joséphine war und auf der Fußmatte Ihre Visitenkarte gefunden hat. Seine
Freundin und Briefkasten der Organisation in Verbindung mit einem Privatflic , das hat ihm gar nicht gefallen. Sollte die
Hellseherin irgend ‘ne Schweinerei aushecken gegen ihn und seine Kampfgenossen?
Zur gleichen Zeit sind Sie wohl grade bei Joséphine in der Sprechstunde. Er
sieht, wie Sie aus der Wohnung kommen. Dann geht er zu ihr rein und fordert
eine Erklärung. Joséphine behauptet, Sie seien wegen eines gewissen Demessy bei ihr gewesen, eines Hilfsarbeiters von Citroën.
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