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Ein Buch für Hanna

Ein Buch für Hanna

Titel: Ein Buch für Hanna
Autoren: Mirjam Pressler
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seit unserer Deportation nach Theresienstadt, fast vier Jahre seit Miras Tod. Kann man diese Zeit einfach überspringen, als hätte es sie nie gegeben?
    Bald geht die Sonne auf. Der Himmel verfärbt sich im Osten, Samis Gestalt hebt sich deutlich gegen die Helligkeit ab. Er dreht sich zu mir um und lacht und ich lache zurück. Er ist mir vertraut, ich kann mich auf ihn verlassen. Er wird mich immer verstehen und ich werde ihn immer verstehen.
    Vor dem hellen Himmel erheben sich Berge. Sami und ich werden in ein paar Stunden in Israel sein. Du hast es nicht mehr erlebt, Mira, dabei war deine Liebe zum Land unserer Väter größer als meine. Du hast dich wirklich danach gesehnt, viel mehr als ich, ich bin nur mitgelaufen. Ich war noch ein Kind. Püppchen hast du mich genannt, und ich habe es dir übel genommen, damals. Wie froh wäre ich heute, es dich noch einmal sagen zu hören. Lass mich das machen, Püppchen, es ist zu schwer für dich. Jetzt ist mir nichts mehr zu schwer.
    Die Küste kommt näher. Ich weiß jetzt, wie es sein wird. Ich werde zögern, ich werde meine alte Angst vor so viel Neuem spüren, aber du wirst es nicht zulassen, Mira. Du wirst hinter mich treten, du wirst mir die Hände auf die Schultern legen und mich vorwärtsschieben, und ich werde deine Stimme hören: Los, Hanna, du schaffst das. Aufgeben gilt nicht.
    Zeittafel
29. April 1925
Hannelore Salomon wird in Leipzig als Tochter von Chajm und Rivke Salomon geboren. Chajm war aus Russland nach Leipzig gekommen, Riwke aus Polen.
15. September 1935
Verkündung der »Nürnberger Gesetze«, womit jüdischen Bürgern die politischen Rechte aberkannt wurden und Ehen zwischen Juden und »Deutschblütigen« verboten wurden.
1936
Helene, Hannelores ältere Schwester, wandert mit ihrer zionistischen Jugendgruppe nach Palästina aus.
1938
Mit einer Fülle von Maßnahmen verfolgen die Nazis das Ziel, jüdische Bürger aus der staatlichen Gemeinschaft auszuschließen. So wird etwa jüdischen Ärzten (wie zum Beispiel Rachels Vater) und Rechtsanwälten die Zulassung entzogen. Am 28. Oktober werden 17 000 in Deutschland wohnende polnische Juden nach Polen ausgewiesen, darunter auch Hannas beste Freundin Janka. Bei der Reichspogromnacht am 9./10. November werden Synagogen in Brand gesteckt, Friedhöfe geschändet, jüdische Geschäfte zerstört und 26 000 jüdische Männer verhaftet. Gegen Jahresende wird Juden die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel und der Besuch höherer Schulen verboten.
April 1939
Hannelore geht nach Ahrensdorf und nimmt an einer landwirtschaftlichen Ausbildung teil, als Vorbereitung für eine spätere Auswanderung nach Palästina.
Mai 1939
Hannelore verlässt mit weiteren Jugendlichen ihrer Gruppe die Hachschara in Ahrensdorf und fährt nach Dänemark.
Juni bis Sept. 1939
Zeltlager in Dänemark
1. September 1939
Deutscher Angriff auf Polen. Großbritannien und Frankreich fordern Deutschland zum Rückzug seiner Truppen auf. Als dies nicht geschieht, erklären sie Deutschland am 3. September den Krieg. Damit beginnt der Zweite Weltkrieg, der über 55 Millionen Menschen das Leben kosten wird.
 
Hannelore und ihre Gruppe verlassen das Zeltlager und werden in jüdischen Familien in Kopenhagen aufgenommen. Hannelore bekommt einen neuen Namen, Hanna. Sie lebt bei einer Familie Golde und lernt dann in der Töpferwerkstatt von Jesper und Marie Sørensen töpfern.
9. April 1940
Besetzung des neutralen Dänemarks durch deutsche Truppen. Die dänische Regierung darf zunächst weiterregieren, ihr wird aber ein deutscher »Reichsbevollmächtigter« zur Seite gestellt.
Juni 1940
Deutsche Truppen besetzen Paris.
Juni 1940 – September 1943
Für die jüdischen Jugendlichen wird es in Kopenhagen zu gefährlich, sie werden auf verschiedene Bauernhöfe auf der Insel Fünen verteilt. Hanna lebt auf dem Lindenhof.
Dezember 1941
Kriegseintritt der USA
20. Januar 1942
Auf der »Wannsee-Konferenz« wird die »Endlösung der Judenfrage« beschlossen, das heißt: die Vernichtung aller europäischen Juden durch Zwangsarbeit und Tötung in Vernichtungslagern.
August 1942 – Januar 1943
Kampf um Stalingrad. Die im Russlandfeldzug bis zur sowjetischen Großstadt Stalingrad vorgestoßenen deutschen Truppen werden dort im Winter eingekesselt. Auf deutscher Seite sterben 58 000 Soldaten und 90 000 geraten in Gefangenschaft. Diese Niederlage gilt als Wendepunkt des Zweiten Weltkriegs.
September 1943
Hanna nimmt an einem Hauswirtschaftskurs teil und lernt dort Sarah
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