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Ein Blick sagt mehr als 1000 Worte

Ein Blick sagt mehr als 1000 Worte

Titel: Ein Blick sagt mehr als 1000 Worte
Autoren: Chantelle Shaw
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gezwungen, Konkurs anzumelden. Im Moment suche ich einen Job, nur werden hier nicht viele Stellen angeboten. Vielleicht muss ich mich doch wieder mit Kellnern über Wasser halten.“ Sie sagte es mit einem leisen Lachen, nur um die aufsteigende Panik zu unterdrücken.
    „Komm morgen früh ins Restaurant“, meinte Lanzo spontan. „Vielleicht kann ich helfen.“
    Ungläubig starrte sie ihn an. „Das mit dem Kellnern war eher als Scherz gedacht.“ Dabei hatte sie bereits beschlossen, jeden Job anzunehmen, wenn sie damit ihr Apartment behalten könnte.
    „Nein, ich meine es ernst. Ich brauche dringend eine Assistentin. Luisa, die bisher für mich gearbeitet hat, ist schwanger. Eigentlich wollte sie bis kurz vor der Geburt des Babys bleiben, aber der Arzt hat ihr aufgrund ihres hohen Blutdrucks dringend geraten, zu Hause zu bleiben. Ihre Abwesenheit hat mir schon alle möglichen Probleme eingebracht.“
    In Ginas Ohren klang er kalt und mitleidslos. „Hoher Blutdruck während der Schwangerschaft ist extrem gefährlich für Mutter und Kind“, sagte sie. „Kein Wunder, dass der Arzt sie krankgeschrieben hat.“
    Lanzo zuckte die Schultern. „Ich weiß nicht viel über Schwangerschaften … nicht unbedingt ein Thema, das mich interessiert.“ Er fühlte sich schuldig am Tod seines ungeborenen Kindes und hatte sich geschworen, nie Kinder zu haben. Ein Gedanke schoss ihm in den Kopf. „Bist du Mutter?“
    „Nein“, antwortete sie knapp. „Aber Freundinnen von mir und meine Stiefschwestern haben Kinder, daher weiß ich einige Dinge über Schwangerschaften.“
    Seit ihrer Rückkehr nach Poole hatte sie viele Schulfreundinnen mit Kinderwagen in der Stadt getroffen, und die obligatorische Frage, ob und wann sie Kinder plane, war ihr immer wieder gestellt worden. Eine ehrliche Antwort hätte zu sehr geschmerzt, also hatte sie lachend abgewinkt und behauptet, sie sei im Moment zu sehr mit ihrer Karriere beschäftigt, um Zeit für Kinder zu haben. Und jedes Mal spürte sie einen scharfen Stich, scheinbar konnten alle Frauen problemlos Kinder bekommen, nur sie nicht.
    Was so nicht stimmte. Endometriose, hatte ihr Gynäkologe ihr erklärt, sei der häufigste Grund für Unfruchtbarkeit bei Frauen. Es gab auch Behandlungsmethoden, um die Empfängniswahrscheinlichkeit zu erhöhen, nur, so hatte er ihr geraten, sollte man versuchen, vor dem dreißigsten Lebensjahr schwanger zu werden. Als frisch geschiedene Achtundzwanzigjährige allerdings musste sie sich wohl mit der schmerzhaften Tatsache abfinden, dass sie niemals Mutter werden würde.
    „Ich sollte jetzt besser hineingehen“, murmelte sie matt.
    Sein träges Lächeln raubte ihr den Atem. „Warum?“
    „Nun …“, bemüht suchte sie nach einem plausiblen Grund, „… es ist schon spät. Ich sollte zu Bett gehen.“ Innerlich krümmte sie sich. Wieso hatte sie ausgerechnet dieses Wort benutzt? Weil sie die ganze Zeit gegen die Bilder der Vergangenheit ankämpfte. Sie sah wieder seinen nackten Körper vor sich, sah seine dunklen Hände auf ihrer Haut und musste gegen aufflammendes Verlangen ankämpfen.
    „Unterhalte dich noch ein wenig mit mir“, bat er leise. „Es tut gut, dich wiederzusehen, Gina.“
    Seine Bitte war so verlockend. Ja, es tat wirklich gut. In der letzten Phase ihrer Ehe bis zur Scheidung war Gina sich wie in einem dunklen Tunnel vorgekommen. Das unerwartete Treffen mit Lanzo wärmte sie wie ein Bündel von Sonnenstrahlen, die durch graue Wolken brachen.
    Ihre Blicke tauchten ineinander. Sie wollte nicht reden, gestand Gina sich bebend ein. Sie spürte seine unmittelbare Präsenz, ihre Haut prickelte überall, und die Spitzen ihrer Brüste hatten sich zu harten Perlen zusammengezogen. Vielleicht konnte er wirklich Gedanken lesen, denn er kniff die Augen zusammen und neigte langsam den Kopf.
    „Lanzo …?“ Ihr Herz klopfte so laut, sie war sicher, er musste es hören.
    „Cara“, murmelte er sanft. Schon den ganzen Abend hatte er sie küssen wollen. Auch wenn sie ihm die meiste Zeit aus dem Weg gegangen war, so war sein Blick ihr ständig gefolgt. Jetzt schien die Luft zwischen ihnen zu knistern, und sein Instinkt sagte ihm, dass sie es ebenso fühlte. Er hob die Hand, um ihr das Haar aus dem Gesicht zu streichen.
    Gina versteifte sich bei seiner Berührung und zog ruckartig den Kopf zurück. Die Narbe, die über ihre Wange und ihren Hals lief, hatte sie mit Make-up gekonnt abgedeckt, doch der Gedanke, dass Lanzo die raue Haut fühlen könnte,
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