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Ein Blick sagt mehr als 1000 Worte

Ein Blick sagt mehr als 1000 Worte

Titel: Ein Blick sagt mehr als 1000 Worte
Autoren: Chantelle Shaw
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nicht sein, aber die Einladung in ihrem Blick war unmissverständlich. Früher wäre er vielleicht versucht gewesen, doch er war nicht mehr der testosterongesteuerte Zwanzigjährige. Über die Jahre war sein Geschmack anspruchsvoller geworden, und Mädchen, die gerade die Highschool abgeschlossen hatten, interessierten ihn nicht.
    „Gratulation zum Sieg“, hauchte die Blondine. „Powerboot-Rennen sind so aufregend. Welche Geschwindigkeit erreichen diese Boote eigentlich?“
    Lanzo hielt seine Ungeduld im Zaum. „Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei über zweihundert km/h.“
    „Wow!“ Sie lächelte begeistert. „Ich würde unheimlich gern einmal mit so einem Boot auf Spritztour gehen.“
    Er krümmte sich innerlich. The Falcon war das Resultat ausgefeilter Schiffsbauingenieurskunst und Millionen wert. „Rennboote sind nicht wirklich für Spritztouren geeignet, bei ihrer Konzeption geht es um Schnelligkeit und nicht um Bequemlichkeit. Aber ich werde mit einem Bekannten reden, der eine Yacht hier liegen hat. Vielleicht nimmt er dich auf eine Fahrt an der Küste entlang mit.“
    Behutsam schob er ihre Hand von seinem Arm und ließ sie stehen.
    Gina betrachtete versunken den Sonnenuntergang, der die See um Brownsea Island und die Baumwipfel an Land mit Gold überzog. Es war gut, wieder zu Hause zu sein. Die letzten zehn Jahre hatte sie in London gelebt und gearbeitet und dabei vergessen, wie friedlich es hier auf der Insel war.
    Wenn sie allerdings an die eigene Situation dachte, genauer, an ihr ultramodernes Apartment gleich hier am Kai, waren Ruhe und Frieden dahin. Sie hatte kürzlich ihren Job verloren und war nicht mehr in der Lage, die Hypothekenraten aufzubringen. Es erinnerte sie auf erschreckende Weise an die Zeit, als Simon damals arbeitslos geworden war und sie als einzige Verdienerin kaum die Raten für das Haus in London hatte bezahlen können.
    Das Haus war verkauft worden, als sie Simon verlassen hatte, der Erlös reichte gerade, um die Hypothek abzubezahlen. Sie besaß keinerlei Ersparnisse, und nun sah es so aus, als bliebe ihr nichts anderes übrig, als ihre Wohnung zu verkaufen, bevor die Bank eine Zwangsversteigerung ansetzte.
    Ihr Leben verlief ganz anders, als sie es sich ausgemalt hatte – erst ein paar Jahre Beruf, dann Heirat und zwei Kinder. Nun, die Karriere hatte sie gehabt, sie war auch verheiratet gewesen, aber sie hatte lernen müssen, dass Babys nicht einfach so kamen und eine Ehe nicht ewig hielt. Niemals hätte sie damit gerechnet, mit achtundzwanzig eine geschiedene Frau zu sein, arbeitslos und unfruchtbar. Ihr großer Lebensplan hatte sich als null und nichtig erwiesen. Sie war nach Poole zurückgekehrt, um die schlechten Erinnerungen hinter sich zu lassen und einen Neuanfang zu wagen, doch jetzt sah sie sich mit dem Problem konfrontiert, ihre Wohnung zu verlieren.
    „Was meinst du, wie läuft’s?“
    Erschreckt zuckte sie zusammen, als Alex’ Stimme gleich an ihrem Ohr sie aus ihren Gedanken riss.
    „Eine tolle Party“, versicherte sie. Sie schob ihre Sorgen beiseite und lächelte den Freund an. „Sieh nicht so nervös drein. Du bist zu jung für graue Haare.“
    Alex lachte trocken. „Davon habe ich schon mehrere bekommen, seit ich die Stelle als Manager angetreten habe. Lanzo di Cosimo erwartet den höchsten Standard für seine Restaurants. Es ist wichtig, dass ich ihn heute Abend beeindrucke.“
    „Meiner Meinung nach hast du hier großartige Arbeit geleistet. Die Gäste denken das offensichtlich auch, sie alle amüsieren sich prächtig.“ Gina machte eine kleine Pause. „Mir war gar nicht klar, dass der Vorsitzende von Di Cosimo Holdings auch hier sein würde.“
    „Oh, doch. Lanzo kommt zwei-, dreimal im Jahr nach Poole. Hättest du häufiger London den Rücken gekehrt und dich hier unten bei uns blicken lassen, wärst du ihm sicher über den Weg gelaufen. Zum Rennen ist er auf jeden Fall immer hier. Vor gut einem Jahr hat er übrigens eine Villa in Sandbanks gekauft.“ Alex grinste. „Kaum zu glauben, dass ein schmaler Streifen Sand in Dorset zu den exklusivsten Grundstücken der ganzen Welt gehört.“ Er versteifte sich plötzlich. „Wenn man vom Teufel spricht“, raunte er.
    Gina sah über seine Schulter, und ihr Magen verkrampfte sich. Lanzo kam auf sie beide zu. Zwar sagte sie sich, dass sie erwachsen war und Lanzo längst hinter sich gelassen hatte, doch es half nicht. Ihr Herz pochte wild, genau wie damals, als sie einen Sommer lang als
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