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Ein Blick genuegt

Ein Blick genuegt

Titel: Ein Blick genuegt
Autoren: Barbara McCauley
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erinnerte sich an die Waffe, seine Wut, als er sie auf Lucas richtete.
    Lucas! Panik erfasste sie. War er in Ordnung? Sie suchte nach einer Klingel, um nach einer Schwester zu rufen, aber es gab keine. Verzweifelt blickte sie sich um, und ihr Herz setzte einen Schlag lang aus, als sie Lucas am Fenster stehen sah.
    Sonnenlicht erhellte seine große, muskulöse Gestalt. Sein Rücken war angespannt, die Hände hatte er in die Hosentaschen ge steckt.
    Erleichtert schloss sie die Augen. Er lebte! Und das Baby? Mit klopfendem Herzen berührte sie ihren Bauch. Sie versuchte zu sprechen, Lucas zu rufen, aber ihre Kehle war wie ausgetrocknet, und ein heiseres Krächzen war alles, was sie herausbrachte.
    Sofort drehte Lucas sich um und kam zum Bett. Seine Lippen waren aufeinander gepresst, seine Stirn gerunzelt.
    „Lucas … Das Baby …”
    „Es ist in Ordnung”, versicherte er. „Du bist auch soweit in Ordnung. Die Kugel hat deinen Kopf nur gestreift. Du warst bewusstlos.”
    „Wie lange?” Sie wollte sich aufzusetzen, aber er drückte sie sacht zurück.
    „Über eine Stunde, fast zwei. Wie fühlst du dich?”
    „Als ob ich eine Trommel in meinem Kopf hätte.” Sie hob die Hand und berührte den Verband um ihre Stirn. „Was geschah, nachdem …”
    „Mason war erstaunt, dass er dich und nicht mich erwischt hatte. Diese Schrecksekunde habe ich ausgenutzt, um ihn niederzuschlagen. Danach habe ich einen Krankenwagen und den Sheriff gerufen.”
    „Ist er im Gefängnis?”

    „Er ist wegen Mordversuch und weiterer Vergehen, unter anderem wegen Brandstiftung, angeklagt worden. Ich werde dafür sorgen, dass auch Anklage wegen Mordversuch an meinem Vater mit Todesfolge erhoben wird.”
    „Oh, Lucas, es tut mir so Leid.” Tränen brannten ihr in den Augen. „Ich wollte dir gerade endlich die Wahrheit sagen, als Mason hereinkam.”
    „Die Ärzte haben gesagt, du darfst dich nicht aufregen.” Lucas schaute auf den Monitor und war beunruhigt, als er sah, dass sich Juliannas Herzschlag erhöhte. „Wir werden später darüber reden.”
    „Ich werde ganz ruhig sein. Zum ersten Mal seit zwanzig Jahren werde ich wirklich ruhig sein. Sobald ich es dir gesagt habe. Du hast ein Recht darauf, die Wahrheit über mich und das, was geschehen ist, zu erfahren. Wenn du anschließend deine Meinung über uns änderst, könnte ich das gut verstehen.”
    Nach einem weiteren Blick auf den Monitor, der Herzschlag war wieder gleichmäßiger, nickte Lucas knapp. „In Ordnung.”
    „Ich war an jenem Abend dabei. Verborgen hinter den Vorhängen des Arbeitszimmers, wo ich einen Briefbeschwerer aus Glas versteckt hielt, den ich vom Schreibtisch meines Vaters von Masons - Schreibtisch genommen und versehentlich zerbrochen hatte. Ich wusste, ich würde dafür Prügel beziehen, und war schon völlig verängstigt, als ich ihn ins Zimmer kommen hörte.”
    Julianna schloss die Augen und glaubte, erneut die Zigarre zu riechen, die Mason geraucht hatte, und den Whiskey, den er ge trunken hatte. Sie holte tief Luft und öffnete die Augen wieder.
    „Dann kam dein Vater herein. Er hielt einen Baseballschläger in der Hand und fuchtelte damit herum. Er war wütend und nannte Mason einen Dieb und Betrüger. Sie schrien sich an, und ich hielt mir die Ohren zu, aber sie waren so laut. Plötzlich herrschte Stille …”
    Wie oft hatte in den letzten zwanzig Jahren hatte diese tödliche Stille sie verfolgt? Wie oft war sie aus Albträumen erwacht, in denen diese Stille sie zu ersticken drohte?
    Ohne etwas wahrzunehmen, starrte Julianna an die Decke. Ihre Stimme war nur noch ein Flüstern. „Als ich hinter dem Vorhang hervorspähte, sah ich, dass dein Vater den Schläger auf den Tisch geworfen hatte. Er sagte zu Mason, dass er es nicht wert sei. Dann wollte er gehen.
    Mason rief ihn zurück. Als dein Vater sich umdrehte, hat Mason auf ihn geschossen.”
    „Verdammt, Julianna!”, fluchte Lucas, als die Kurve auf dem Monitor wieder ausschlug.
    „Wir sollten jetzt nicht darüber reden!”
    Sie fuhr fort, trotz seines grimmigen Blickes. „Eine Menge Leute in Wolf River arbeiteten für Mason. Er hatte die richtigen Verbindungen. Niemand wagte es, ihn einen Lügner zu nennen und sich auf die Seite deines Vaters zu stellen, selbst wenn sie es gern gewollt hätten.
    Aber ich habe es gesehen. Ich kannte die Wahrheit.”
    „Du warst erst neun Jahre alt, zum Teufel!” Er fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar und schüttelte den Kopf. „Es gibt nichts, was
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