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Ein bisschen schwanger

Ein bisschen schwanger

Titel: Ein bisschen schwanger
Autoren: K Dunker
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Fußmatte. Bloß raus!
    »Du kannst mich doch nicht einfach so ohne Erklärung sitzen lassen!« Patrick rief hinter mir her, seine Stimme hallte durch das Treppenhaus, eine Wohnungstür knallte, ich wusste nicht, ob es seine war, ich nahm immer drei Stufen auf einmal.
    Zunächst folgte er mir nicht. Ich nahm den Fußweg durch die Siedlung im Laufschritt, die Busse kamen immer um 27, mit etwas Glück würde ich den nächsten erreichen. Doch als der Bus an der Haltestelle hielt und ich schon einsteigen wollte, merkte ich, dass ich in der Eile mein Portemonnaie in Patricks Zimmer vergessen hatte. Haustürschlüssel und Handy waren auch noch da. Ich fluchte, stieg nicht in den Bus, sondern setzte mich in das Haltestellenhäuschen. Als ich sah, wie meine Knie zitterten, fing ich an zu heulen.
    Ein paar Minuten später hielt Patricks Wagen an der Straße. Er sprang heraus, nahm mich in die Arme, heulte auch und versicherte mir hunderttausendmal, dass er mich nicht habe verletzen wollen, dass er es doch nur gut gemeint und nicht gewusst habe, wie er sich ausdrücken solle.
    »Mein Mäuschen, ich verspreche dir, dass ich nichts tue, was du nicht auch willst. Ich will es uns doch ganz schön machen, ganz besonders und unvergesslich schön. Wir machen alles ganz langsam, ja?«
    Ich dachte, dass ich langsam zusehen musste, von ihm wegzukommen. Aber ich war einfach zu fertig, zu schwach, zu feige, zu gutgläubig und ließ mich von ihm in seinem Auto nach Hause fahren.
    Und Patrick dachte natürlich erst recht nicht an Trennung. Er wünschte sich ein Leben mit mir.
    Das eröffnete er mir am 30. April. Es war der erste warme Tag des Jahres, ideal für einen Ausflug mit der Clique.
    »Zehn Kinder, Linda, wünsche ich mir von dir! Mit denen fahren wir um die ganze Welt! Ich entwerfe Computerteile und wir … « Patrick lag neben mir auf der Wiese am Stausee, zeichnete mit den Armen Figuren in die Luft.
    In den Wochen davor hatten wir uns wenig gesehen. Zuerst hatte ich mal wieder eine Grippe gehabt und die Wohnung nicht verlassen. Zwar kam Patrick fast jeden Tag zu Besuch, aber einen Aufenthalt mit mir in der leer stehenden Wohnung seiner Großeltern konnte er abhaken. Ich war offiziell erst wieder gesund, nachdem die Kur seiner Großeltern zu Ende war. Während ich krank war und im Bett lag, stand die Tür zu meinem Zimmer fast immer offen, meine Eltern hatten diesen Wunsch geäußert und ich nichts dagegen gehabt, nachdem er mit seiner Hand gleich bei seinem ersten Krankenbesuch in Anwesenheit meiner Mutter unter meine Bettdecke gefahren war und außerdem vorgehabt hatte, sich zu mir zu legen.
    Im April hatte er Prüfungen an der Uni und ausnahmsweise mal lernen müssen, in Mathe und Informatik war er sonst so gut, dass er den Stoff auch verstand, wenn er nur die Hälfte der Vorlesungen besuchte.
    Jedenfalls waren wir in diesem Moment eigentlich zum ersten Mal seit dem Vorfall in der Wohnung der Großeltern so richtig allein. Die Clique war aufgebrochen, um für ein Picknick einzukaufen. Die frisch gemähte, leicht feuchte Liegewiese am künstlichen See hatte außer uns noch keiner betreten. In einiger Entfernung saßen zwei Mütter mit Kinderwagen und ein Rentnerehepaar auf den Bänken am Ufer, aber sie drehten uns den Rücken zu und blickten in Richtung See.
    Patrick hatte eine orangefarbene Wolldecke mitgebracht. Ich lag auf der Seite, ihm zugewandt. Noch mochte ich sein Gesicht, die Bartstoppeln, die blauen Augen, auch die Träume, die er hatte, die Luftschlösser, die er baute. Mit phantasielosen Menschen kann ich nichts anfangen. Patrick schwärmte von einem Wohnmobil, in dem er später mit mir und unseren zehn Kindern durch die USA fahren wollte. Er richtete es innen ein, beschrieb die Kinder, die gleich Englisch lernen sollten und denen es an nichts mangeln würde, denn er würde alle technischen Notwendigkeiten in das Riesenwohnmobil einbauen: CD, DVD, PC, Internet, Fernseher mit Großleinwand, Mikrowelle, Spülmaschine, Waschmaschine, Trockner …
    Ich hörte nicht mehr zu und beobachtete lieber ein Insekt, das sich durch den Wald aus Grashalmen kämpfte.
    Plötzlich hatte ich seine Finger in meiner Hose.
    »Hey!«
    »Was denn, sieht doch keiner!«
    Patrick rutschte dicht an mich heran, sein rechter Arm lag über meiner Hüfte und hielt mich an sich gedrückt, mit seiner linken Hand zog er mir vorsichtig den Slip herunter.
    »Wenn die anderen auftauchen, sehe ich sie sofort. Keine Bange.«
    »Ich will das
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