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Ein bisschen schwanger

Ein bisschen schwanger

Titel: Ein bisschen schwanger
Autoren: K Dunker
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vom Kurz- zum Langhaarschnitt und Armen, die sich meist hinter dem Rücken versteckten. Dort hielt ich das von Patrick mit lodernder Eifersucht gehasste und aus meinem Bett verbannte Stoffschwein Plumpsi verborgen. Ich liebte meinen alten Plumpsi über alles und hatte mir vorgenommen, ihn nicht nur als Vierzehn-, sondern auch noch als Vierzigjährige in meinem Bett zu beherbergen, auch wenn mein Freund noch so viele Wutanfälle deswegen bekäme.
    »Von mir aus, pack das hässliche Vieh in eine Plastiktüte, damit ich’s nicht sehen muss, und nimm’s mit. Aber komm, Linda, bitte, ich habe mir so viel Mühe gegeben!«
    »Na gut.« Ich nickte und willigte ein, Plumpsi ließ ich natürlich zu Hause, ich trug ihn auch nur ganz selten mit mir herum, als eine Art Glücksbringer sozusagen.
    Im Park war alles schon vorbereitet. Melanie hatte er mit einer aus dem Internet heruntergeladenen Musik-CD bestochen und Tim und Till, seine nicht abzuschüttelnden Bewunderer, waren sowieso zu jeder Handlangertätigkeit bereit, nie hätten sie ihm einen Wunsch abgeschlagen oder gewagt, es sich mit ihm zu verscherzen, denn wenn es irgendjemanden gab, der über alle Neuheiten der Computerbranche Bescheid wusste, jeden PC programmieren, reparieren und aufrüsten konnte, war das Patrick.
    Als wir an der weißen, geschwungenen Brücke über dem kleinen Ententeich ankamen, hatte Melanie schon den Weg mit Blumen bestreut und eine Flasche Sekt bereitgestellt. Tim und Till, in unglaublicher Einfalt, entblödeten sich nicht, ihre seit Jahren im Schrank verrottenden Blockflöten herauszuholen und ein für die Ohren unerträgliches Stück, eine Mischung aus Weihnachtslied und Tonleiterübung, zum Besten zu geben. Ich war geschockt und handlungsunfähig genug, um sie gewähren zu lassen.
    Ich warf sogar, wie Patrick es wollte, eine weiße Blüte in den Ententeich, sagte den von ihm gewählten Spruch »Für dich und für immer« dazu und ließ mich von Melanie mit ihm lächelnd für ihr so genanntes »Fotoalbum der größten Albernheiten« ablichten.
    Aber als wir anschließend vor meiner Haustür standen, die anderen gegangen waren und wahrscheinlich die neuste Story des verrückten Patrick im ganzen Umkreis verbreiteten und er mich fragte, ob ich jetzt glücklich sei, sagte ich: »Nicht mehr und nicht weniger als vorher auch.« Was natürlich die falsche Antwort war.
    »Wir sind jetzt verlobt, Mäuschen.« Sein Gesicht kam nah an meins.
    »Das war doch ein Scherz«, sagte ich.
    »Ein Scherz?«, rief Patrick aufgebracht. »Das ist mir todernst!«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ja, das weiß ich ja, und das ist ja schön, aber … «
    »Du glaubst, ich mache mir die ganze Mühe einfach so? Die anderen musste ich heute Morgen aus den Federn klingeln, glaubst du, die stehen freiwillig am Sonntag so früh auf? Ich liebe dich, und ich habe dir doch schon so oft gesagt, dass ich immer mit dir zusammen sein will, glaubst du, das sage ich alles nur so? Nur so zum Scherz?«
    Er war so laut geworden, dass mein Vater ein Fenster oben im Haus öffnete. »Was ist denn hier los? Kommt gefälligst rein, steht nicht auf der Straße rum! «
    »Nein, danke, Herr Maschewski, nett von Ihnen, wirklich, aber ich komme nicht mehr her! Linda glaubt offensichtlich, dass ich meine Liebe zu ihr nicht ernst meine.« Tränen traten in seine Augen, seine Stimme wurde weinerlich. »Ich weiß zwar nicht, wie sie darauf kommt, ich tue doch wirklich alles für sie, aber wenn das so ist, dann kann ich nicht mehr, dann muss ich jetzt gehen!«
    Er drehte sich um und eilte zu seinem Auto.
    »Patrick, jetzt warte doch!«, rief ich ihm nach.
    »Du liebst mich gar nicht richtig, du kannst gar nicht lieben! «
    Er stieg in sein Auto und fuhr davon. Stöhnend stieg ich die Stufen hoch, ich wusste, spätestens in zwei Stunden würde er anrufen und »über unser Problem« diskutieren wollen.
    Mein Vater öffnete mir die Tür, bevor ich den Schlüssel ins Schloss stecken konnte.
    »Sag mal, was ist denn mit dem los?«, fragte er.
    »Er spinnt«, erklärte ich.
    »Den Eindruck habe ich langsam auch. Der Junge ist ja in einem richtigen Liebeswahn. Nimm’s mir nicht übel, aber mir wäre es lieber, wenn du dich von ihm trennen würdest.«
    »Das verkraftet er nicht«, sagte ich und spürte einen Schmerz bei dem Wort »trennen«. Zum einen konnte ich mir mein Leben so ganz ohne Patrick schon gar nicht mehr vorstellen, zum anderen hatte ich schon ein paar Mal an eine Trennung gedacht und das Thema
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