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Ein bisschen schwanger

Ein bisschen schwanger

Titel: Ein bisschen schwanger
Autoren: K Dunker
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nur aus Rücksicht auf ihn noch nicht angesprochen.
    »Du musst es ja nicht sofort machen«, mischte sich meine Mutter ein, die auf unser Gespräch aufmerksam geworden und aus dem Wohnzimmer gekommen war. »Es gibt ja sicher auch sanfte Lösungen, ihr seht euch ein bisschen weniger, du machst ein bisschen mehr für die Schule … «
    »Und in den Sommerferien sind wir erst mal zwei Wochen im Urlaub«, sagte mein Vater. »Da kann man Abstand gewinnen.«
    »Wenn er uns nicht wieder folgt und plötzlich vor dem Hotel auftaucht, wie beim letzten Mal«, sagte meine Mutter düster.
    »Bei einer Flugreise ist das ja wohl etwas schwieriger als bei einem Ostseeurlaub«, erwiderte mein Vater, und ich ahnte, warum er sich diesmal ausnahmsweise dazu entschlossen hatte, seine Flugangst zu überwinden und in den Sommerferien für uns eine Pauschalreise zu buchen. Portugal war sozusagen »patricksicher«.
    Diese Rechnung ging aber nur zum Teil auf. Zwar folgte uns Patrick nicht – ich hatte ihm auch vorher eröffnet, dass ich mich von ihm trennen wollte –, doch am Tag unserer Rückkehr wartete er prompt auf dem Flughafen.
    Und auch am 30. August, dem Tag unserer für längere Zeit letzten Begegnung, stand er am frühen Abend mit einem Blumenstrauß vor unserer Wohnungstür, obwohl wir uns zwei Tage zuvor endgültig und unwiderruflich getrennt hatten.
    »Bitte, lass uns noch ein letztes Mal essen gehen, noch ein letztes Mal reden, es ist doch unser Tag! Fünfzehn Monate, Linda, glaubst du, die kann ich einfach so vergessen? Mäuschen! Bitte!« Er weinte. Sein Gesicht war bleich, die Augen tief liegend und geschwollen, der Körper mager geworden. Man sah ihm an, dass er litt.
    Auch Melanie war von seinem Anblick geschockt. Zufällig war sie kurz vorher aus ihrer Wohnung eine Etage tiefer heraufgekommen, um zu fragen, was aus dem Rockfestival werden würde, zu dem wir fünf am nächsten Tag in Patricks Auto fahren wollten. Wir waren seit langer Zeit meist nur noch zu fünft, Sonja hielt sich fern, konnte ihre Abneigung gegen Patrick nicht überwinden.
    »Du gehst nicht mit?«, fragte Melanie erstaunt, nachdem ich Patrick die Wohnungstür vor der Nase zugemacht hatte.
    »Nein«, flüsterte ich, setzte mich an den Küchentisch, stützte den Kopf in die Hände und kaute auf meiner Unterlippe herum. Melanie kam zu mir, legte die Hand auf meine Schulter. Patrick drückte wieder und wieder die Türklingel, begann draußen laut und klagend meinen Namen zu rufen.
    Melanie wurde immer nervöser. »Und wenn ich mitkomme? Zu zweit können wir ihn vielleicht beruhigen. Linda, wir müssen doch irgendwas tun. Wollt ihr denn nicht Freunde bleiben?«
    »Nein. Ich will ihn nicht mehr sehen.«
    »Und was ist mit dem Rockfestival morgen? Die Karte war sauteuer und allein komme ich da doch gar nicht hin! « »Vielleicht fährt dich dein Bruder.«
    »Ach, Torsten! Der wohnt doch schon halb in Münster. Der hat nur noch sein Studium im Kopf!«
    »Du kannst doch wohl auch ohne mich mit Patrick fahren. Ihr vier macht euch einen schönen Tag und ich bleibe eben zu Hause.«
    »Ach, wie blöd!« Melanie schüttelte den Kopf, begann auf und ab zu gehen und rief plötzlich: »Wie lange will der Kerl denn noch klingeln!«
    »Bis meine Eltern zurückkommen oder die Przybylla ihn aus dem Treppenhaus wirft.«
    »Sollen wir ihn nicht lieber reinlassen?«
    »Nein! Mach du mich nicht auch noch verrückt, Melli! «
    Melanie schluckte, sagte, ich brauche sie nicht so anzuschreien, und schwieg dann beleidigt. Wir wechselten kein Wort mehr, bis Patrick schließlich aufgab und meine Freundin sich verabschiedete.
    Wenig später kamen meine Eltern nach Hause und auch mit ihnen stritt ich mich. Sie hatten Patricks Blumen vor der Wohnungstür gefunden und wollten sie in eine Vase auf den Wohnzimmertisch stellen.
    Ich aber beharrte darauf, dass die Blumen direkt in den Müll kämen, sie gehörten mir und ich wollte sie nicht haben.
    Das käme überhaupt nicht infrage, widersprachen meine Eltern, die »armen Blumen« könnten ja wohl nichts dafür, ausgerechnet von Patrick gekauft worden zu sein.
    Die Blumen an sich waren mir egal, ich wollte einfach nur nichts mehr von ihm sehen, ich wollte durch nichts mehr an ihn erinnert werden, ich wollte den Rest dieses Sommers endlich für mich haben!

Schluss!
    8. September, 7 Uhr
    »Der Rest dieses Sommers gehört mir! «
    Im Schlafanzug trat ich auf den Balkon hinaus. Der Steinboden war kalt unter meinen bloßen Füßen und in der wie
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