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Ein Band aus Wasser

Ein Band aus Wasser

Titel: Ein Band aus Wasser
Autoren: Cate Tiernan
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wir bei diversen heiligen Feuern gesammelt hatten.
    Das Essen auf dem Tisch war inzwischen kalt, aber ich hatte sowieso keinen Appetit mehr. Nervös ballte ich die Hände zu Fäusten und öffnete sie wieder. Ich musste hier raus. Allein hier neben Richard hatte ich das Gefühl durchzudrehen und neben Richard und Luc wurde es nicht besser.
    » Okay, Luc«, sagte Nan, die schon ein bisschen energischer klang. » Vier Dinge: ein Tee, von dem du dreimal täglich eine Tasse trinken sollst. Das verordne ich dir. Er wird dir helfen, deine Leber zu reinigen und zu stärken. Dann eine Reinigungslotion, die du ebenfalls dreimal täglich auf die Haut aufträgst. Außerdem eine Gesichtsmaske, einmal täglich anzuwenden. Die legst du auf, lässt sie trocknen und wäschst sie dann vorsichtig wieder ab. Und schließlich noch ein Zauber, den du zweimal täglich, um zwölf Uhr mittags und um Mitternacht, praktizieren solltest. Er wird dir helfen, deine Wut und Energie zu channeln.«
    » Danke, Petra«, sagte Luc mit erstickter Stimme. » Ich weiß das wirklich zu schätzen.«
    So hatte ich ihn noch nie gesehen. Es war, als sei seine hinreißende Hülle zerbrochen, um diese hässliche, weniger großspurige Seite von ihm zu offenbaren.
    Irgendjemand hatte ihm das mit Hilfe von Magie angetan. Jemand ziemlich starkes. Jemand aus der Treize.
    Ich wünschte, mir wäre das eingefallen.
    Wobei … nein, eigentlich nicht. Es verletzte mich immer noch, was er Thais und mir angetan hatte. Mein Herz war immer noch gebrochen. Und in schwachen Momenten, die ich bislang niemandem eingestanden hatte, wünschte ich mir nach wie vor, dass er mir gehörte, und zwar nur mir. Aber ich muss schon sagen … ihn so zu sehen, machte das Ganze irgendwie ein bisschen leichter.
    » Hat sonst noch jemand was in der Art abgekriegt?«, fragte Thais. Ich hatte ihren Blick gemieden, hatte nicht wissen wollen, ob sie Luc musterte, doch jetzt sah ich sie an. Sie wirkte steif, als würde sie sich nicht wohlfühlen, aber ich wusste nicht, ob es wegen Luc war oder Richard oder wegen unseres Streits.
    Luc und Richard warfen sich einen Blick zu und Luc sagte: » Nein, nicht so. Aber Manon ist ausgezogen. Sie hat Sophie verlassen. Momentan wohnt sie bei Axelle.«
    » Was für eine hervorragende Idee«, murmelte Richard.
    » Warum ist sie ausgezogen?«, fragte Thais.
    » Wie sich herausgestellt hat, wollte sie den Ritus dazu nutzen, sich umzubringen«, erklärte Luc. » Genau wie Marcel. Nur ohne dass ihr jemand dabei geholfen hätte.«
    Nan verzog das Gesicht und zuckte die Schultern.
    » Aber Sophie hat dagegengehalten und verhindert, dass ihr Zauber wirkt, was er vermutlich sowieso nicht getan hätte«, fuhr Luc fort. » Manon hat es gemerkt und sich von Sophie verraten gefühlt. Sie hatten einen Riesenkrach und jedenfalls hat Manon sie verlassen.«
    » Ach du gute Göttin«, murmelte Nan, die Hand auf der Brust.
    » Wow«, sagte Thais. » Wie lange waren die beiden zusammen?«
    » Ähm …« Richard dachte nach. » Ungefähr hundertzwanzig Jahre, würde ich sagen. So was in der Richtung. Alle vierzig Jahre oder so hatten sie mal einen heftigen Streit. Und das hier wird sich vermutlich auch wieder einrenken.«
    » Ich weiß nicht«, sagte Luc. » Dieses Mal scheint es anders zu sein. Manon war … mehr als außer sich.«
    » Frauen!« Richard schüttelte den Kopf und ich schaute ihn ärgerlich an. Er grinste mir zu. Schnell wandte ich den Blick ab. Wenn Richard lächelte, sah er aus wie ein Engel, den man aus dem Himmel verbannt hatte. Ein böser Engel. Ein gefährlicher Engel.
    » Daedalus wirkt immer noch ziemlich schwach«, sagte Luc, während seine Augen auf Nan ruhten. Ihm mussten ihr verändertes Aussehen und Verhalten aufgefallen sein.
    Nan nickte ernst.
    » Aber niemand von euch allen hat so was wie das hier«, meinte Luc und deutete angewidert auf sein Gesicht. » Das ist nur für mich.«
    » Es wird bestimmt bald besser«, antwortete Nan. » Das ist nicht von Dauer. Mach einfach diese Kur, dann wird man dich in drei Wochen schon wieder erkennen können.«
    » In drei Wochen?« Luc klang entsetzt.
    » Wird schon«, sagte Richard und klopfte Luc auf die Schulter. » Das wird dir guttun. Deinen Charakter formen. Mal zu sehen, wie die andere Hälfte der Menschheit so lebt. Du weißt schon, der Mann auf der Straße und so. Und nicht der modelmäßige Frauenmagnet, der du normalerweise bist.«
    Thais gab einen erstickten Laut von sich, und ich zwang mich, einen
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