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Ein Band aus Wasser

Ein Band aus Wasser

Titel: Ein Band aus Wasser
Autoren: Cate Tiernan
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würde je so etwas tun.
    Auch wenn es sehr verlockend wäre.
    » Ich war’s nicht«, sagte ich.
    » Ich war’s nicht«, echote Thais.
    » Ich auch nicht«, ergänzte Richard. » Obwohl die Göttin allein weiß, was für einen Höllenspaß mir das hier macht.«
    Luc warf ihm einen ärgerlichen Blick zu. Richard grinste. Es fraß ihn innerlich auf, zu wissen, welche Gefühle ich für Luc hegte. Nicht, dass er mich gewollt hätte. Zumindest nicht länger als zwanzig Minuten am Stück.
    Nan legte ihre Hand an Lucs Kinn und drehte es vorsichtig ins rötliche Abendlicht. » Es würde helfen, wenn wir wüssten, wer das war«, murmelte sie, und plötzlich sah sie so alt aus, dass ich tief Luft holte. Mein ganzes Leben lang hatte Nan sich nicht verändert – siebzehn Jahre lang. Und jetzt, zwei Tage nach dem Ritus, wirkte sie schon ungefähr fünf Jahre älter als noch am Montag.
    » Aber ich denke, selbst wenn wir nicht wissen, wer das war oder was er benutzt hat, können wir etwas dagegen unternehmen«, fuhr sie fort. » Hautprobleme rühren ursprünglich von der Leber her – dort, wo sich Ärger und Feindseligkeit einnisten. Ich würde mal schätzen, irgendeine Wut hat sich auf deine Leber verlagert und gibt nun von innen psychoenergetisches Gift durch deine Haut ab.«
    Jup, genau das wäre auch meine erste Vermutung gewesen.
    Nan sah mich an. Ihre blassen graublauen Augen wirkten müde, hatten jedoch nichts von ihrer Leuchtkraft verloren. » Schatz, geh bitte ins Arbeitszimmer und hol mir was von dem breitblättrigen Ampfer, dem Rotklee und dem Eisenkraut. Und Brechwurz. Und da ist irgendwo noch ein Gefäß, wo Französische Heilerde draufsteht, wenn du mir das auch bringen könntest, und …« Sie hielt kurz inne und dachte nach. » Ich denke, das reicht fürs Erste. Damit legen wir los. Und Thais, hol mir doch bitte den Rosmarin und den Salbei aus der Speisekammer. Ach ja, und den Beinwelltee.«
    » Beinwelltee macht die Nieren kaputt«, rief ich über die Schulter zurück, während ich ins Arbeitszimmer ging.
    » Nun, man sollte ihn nicht länger als drei Tage trinken«, erinnerte mich Nan. » Sonst tut er das bestimmt.«
    Ich stand vor Nans Arbeitsschrank, als ich spürte, wie Richard hinter mir herkam. Für einen kurzen Moment hatte ich Angst – ich konnte nicht vergessen, dass er versucht hatte, mir und Thais etwas anzutun. Doch genau wie Nan glaubte ich nicht, dass er es jetzt noch einmal versuchen würde.
    » Geh weg.« Ich hatte ihm den Rücken zugewandt.
    » Ich wollte dir tragen helfen«, sagte er mit dieser boshaften Stimme, die immer wie eine Provokation klang. » So bin ich eben.«
    Ich sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an. » Lass mich lieber gar nicht erst davon anfangen, wie du so bist.« Ich sah, dass er die Zähne zusammenbiss, um seine aufflackernde Wut zu unterdrücken. Ich wandte mich wieder zu Nans Schrank um und ging die kleinen braunen Glasflaschen durch, die mit allen möglichen Essenzen und Extrakten gefüllt waren, mit getrocknetem Diesen und pulverisiertem Jenen. Ich stellte die Brechwurz auf den Tisch und fand das Keramikgefäß mit der französischen Heilerde. Als Nächstes ging ich ein paar Mappen mit gepressten und getrockneten Blüten und Blättern durch, die nicht alphabetisch sortiert waren, sondern nach Gattungszugehörigkeit, und sich dann wieder je nach Wirkung in Subkategorien unterteilten.
    Ich kannte mich mit diesem Zeug hier ziemlich gut aus und fand normalerweise schnell, wonach ich suchte. Doch Richards Atem in meinem Nacken machte mich nervös, und ich vergaß, nach was ich eigentlich Ausschau hielt.
    » Geh weg«, wiederholte ich gereizt.
    » Schau, wir müssen das zwischen uns geregelt bekommen«, erwiderte er leise.
    » Was geregelt kriegen? Dass du versucht hast, mich und meine Schwester umzubringen?« Ich machte große Augen, sah ihn gespielt verwirrt an und legte den Kopf schief. » Ist es das, was du meinst? Die Mordversuche?«
    » Ja, ja«, sagte er angespannt. » Mein Fehler. Können wir das jetzt bitte endlich mal hinter uns lassen?«
    Ich starrte ihn an. » Hinter uns lassen? Einen versuchten Mord …« Mir verschlug es buchstäblich die Sprache.
    Er machte eine unwirsche Handbewegung. » Das habe ich doch alles schon erklärt. Das war, bevor ich euch überhaupt kannte. Lass … es doch bitte einfach mal gut sein. Wir müssen herausfinden, was da zwischen uns läuft.«
    » Gar nichts läuft da zwischen uns!«, zischte ich und versuchte, leise zu sein.
    »
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