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Ein Band aus Wasser

Ein Band aus Wasser

Titel: Ein Band aus Wasser
Autoren: Cate Tiernan
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Das ist totaler Mist und das weißt du!«, antwortete er ebenso ärgerlich. Er trat näher an mich heran, und wieder spürte ich dieses unbeschreibliche Kraftfeld zwischen uns, als wären wir zwei Magnete, positiv und negativ, die einander unweigerlich anzogen, ob sie nun wollten oder nicht.
    Ich ließ meine Arme steif wie Stangen an mir herunterhängen. Wie ich das hasste! Ich hasste die Wirkung, die er auf mich ausübte. » Zwischen uns ist nichts «, sagte ich erneut und drehte mich zu den Mappen mit den Pflanzen um. Rotklee, Rotklee … Meine Finger flogen über die Plastikhüllen, allesamt ordentlich beschriftet und datiert.
    Im nächsten Moment legte er die Arme um mich und drückte sich von der Schulter bis zur Hüfte an meinen Rücken. Die Arme überkreuz, hielt er mich fest an sich gepresst. Mit der rechten Hand drückte er meine Hüften gegen seinen Körper, seine linke wanderte nach oben zu meiner Schulter.
    » Sag das nicht«, flüsterte er in mein Haar, während meine Nervenenden anfingen zu explodieren. Sein Atem fühlte sich warm in meinem Nacken an. Er biss mich sanft, genau dort, wo mein Hals in einem leichten Bogen in die Schultern überging. Ich zitterte und mein Gehirn setzte für einen Moment aus.
    Aber nur für einen Moment. Mit Schwung riss ich die Arme hoch und befreite mich aus seinem Griff. Obwohl ich zwischen ihm und dem Schrank gefangen war, wirbelte ich herum, bereit, ihn zu attackieren.
    Doch ich hatte keine Chance. Blitzschnell beugte er den Kopf nach unten und küsste mich, drückte mich gegen den offenen Schrank, der ins Wanken kam. Mit Kraft presste er sich an mich, wollte, dass möglichst viel von mir möglichst viel von ihm berührte. Nicht schon wieder.
    Sein Mund war warm und fordernd und sofort erkannte ich das Gefühl wieder. Mein Körper erkannte seinen, mein Mund erkannte die Berührung von seinem, den Druck, den Geschmack. Schwach konnte ich Rauch in seinen Kleidern und Haaren riechen, den frischen Waschmittelgeruch seines Shirts. Endlich war das, was ich dachte, so fühlte es sich an. Ich begann nachzugeben, wie Honig in der warmen Sonne, der weicher, flüssiger wird.
    Doch weil ich irgendwie immer noch zwei Synapsen übrig hatte, die miteinander in Kontakt treten konnten, stieß ich ihn hart gegen die Brust, schob ihn von mir weg und befreite mich erneut aus seinem Griff. Sein Atem ging schnell, seine Brust hob und senkte sich und seine dunklen, dunklen Augen sahen aus wie von Flammen erleuchtet.
    » Hau ab!«, sagte ich eine Spur zu laut und dämpfte meine Stimme gleich wieder. » Geh weg«, flüsterte ich wütend. » Da ist nichts zwischen uns und da wird auch nie irgendwas sein! Und jetzt aus dem Weg, zur Hölle noch mal!«
    Ärgerlich starrte er mich an und hielt kapitulierend die Hände in die Höhe. Er nahm die Gefäße mit der Brechwurz und der Heilerde und wandte sich Richtung Küche. » Hol du das restliche Zeug.«
    Plötzlich war ich allein im Arbeitszimmer. Ich hatte das Gefühl, den Verstand zu verlieren.
    Leider kannte ich mich selbst gut genug, um zu wissen, dass ich nur zum Teil auf ihn wütend war, zum Teil aber auch auf mich selbst, weil ich ihn körperlich trotz allem immer noch so sehr begehrte. Er hatte versucht, Thais und mich tödlich verunglücken zu lassen. Er liebte mich nicht, liebte niemanden …
    Doch irgendetwas an ihm ließ meinen Körper überschnappen. Irgendetwas in mir wollte ihn, sehnte sich verzweifelt danach, mit ihm zu verschmelzen, ganz egal, was er oder ich vom Kopf her wollten oder davon hielten. Ich tat ein paar langsame, regelmäßige Atemzüge und versuchte, mich zu beruhigen. Ich drückte die Hände auf meine Wangen, die sich anfühlten, als würden sie in Flammen stehen.
    Ich zwang mich, mich zu erinnern, nach was Nan noch gefragt hatte. Thais war gerade dabei, Rosmarin und so Zeug zu holen … ach ja, breitblättriger Ampfer. Und Rotklee. All dies hatte reinigende, entgiftende Eigenschaften. Und das Eisenkraut würde dem Ganzen noch einen Extrakick verleihen.
    Ich brachte das Eisenkraut und die getrockneten Blätter zurück in die Küche, wo das Wasser im Kessel kochte.
    » Danke, meine Süße«, sagte Nan, die ihre Reibschale und den Pistill hervorholte. » Hinten im Schrank befindet sich noch ein kleines Gefäß, wo Cendres draufsteht. Hol mir das doch auch.«
    Ich nickte und weigerte mich, Richard anzuschauen, der am Kühlschrank lehnte und sein Bier trank. Gleich darauf kam ich mit einem Gefäß voller Asche zurück, die
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