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Ein Abenteurer und Gentleman (Historical My Lady) (German Edition)

Ein Abenteurer und Gentleman (Historical My Lady) (German Edition)

Titel: Ein Abenteurer und Gentleman (Historical My Lady) (German Edition)
Autoren: Kasey Michaels
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jedoch zierte kein Lächeln, ob echt oder aufgesetzt, seine prägnanten Züge. Es kam für ihn nicht unerwartet, zum Prinzregenten geordert zu werden, schließlich hatte dieser es ihm bei ihrem letzten Treffen angekündigt. Doch jetzt, nur ein paar Monate nach jener Übereinkunft, wurde Justin die unerfreuliche Tatsache, dass er für den Rest seines Lebens dem Regenten zur Verfügung stehen musste, aufs Unangenehmste bewusst.
    „Dieser Kronleuchter ist neu, was?“, wandte er sich an einen der Lakaien und deutete auf eine vergoldete, kristallbehangene Monstrosität, die am Ende der Treppe die Decke zierte. „Vermutlich von meinem Geld bezahlt. Herrgott, ist das da in der Mitte eine Taube aus Kristall?“
    Der jüngere der beiden schaute hinauf und hätte dabei beinahe die nächste Stufe verfehlt, wenn Justin ihn nicht rasch festgehalten hätte.
    „Ah, das war knapp! Danke, Mylord.“
    „Unsinn. Ich muss mich wegen der Ablenkung entschuldigen, da ich weiß, wie gefährlich diese Treppe ist. Immerhin stürzte hier vor einigen Jahren meine Gattin zu Tode.“
    „Tatsächlich, Mylord? Hier?“
    „Silas, halt den Mund“, mahnte der ältere Lakai entsetzt. „Hier entlang, Euer Lordschaft“, fügte er schnell hinzu und wies nach links, wo nicht die prunkvollen Besucherräume, sondern die Privatgemächer des Residenten lagen.
    Großartig! Schlimmer als Prinny am Mittag war nur Prinny am Mittag noch im Nachtgewand, fand Justin. Wenige Minuten später sah er seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt.
    Nachdem die Lakaien ihn gemeldet hatten, zogen sie sich unter ständigen Verbeugungen zurück, und Justin schritt über glänzendes Parkett und dicke Lagen kostbarster Teppiche zum Bett, das mit Samtdraperien verhängt und mit unzähligen Kissen übersät war. Außerdem war es so groß und breit, dass selbst der Prinz of Wales mit seinem ungeheuren Körperumfang klein darin wirkte. Er lehnte am Kopfende, ein Tablett auf den Knien, und aß pochierte Eier.
    Justin schlug forsch die Hacken zusammen und neigte Kopf und Schultern gerade so weit, dass man es noch als höflich ansehen konnte. „Ihr gehorsamer Diener, zu Befehl, Königliche Hoheit.“
    „Wilde“, sagte der Prinz und legte seufzend die Gabel nieder. „Sie sind der einzige Mann, den ich kenne, der einen Ausdruck des Respekts beleidigend wirken lassen kann. Haben Sie ihn schon gesehen?“
    Einen Moment musste Justin überlegen, dann nickte er. „Die Taube ist vielleicht ein bisschen zu viel des Guten, selbst für Sie, Sir. Was kommt denn als Nächstes? Rosenrote Westen?“
    „Ha! Seit Brummel fort ist, hat niemand mehr so frei mit mir zu sprechen gewagt. Wie ich den dreisten Burschen vermisse!“
    „Und wie sehr seine Gläubiger ihn erst vermissen, hörte ich!“, entgegnete Justin. Er erinnerte sich an die gar nicht so ferne Nacht, in der er geholfen hatte, den hoch verschuldeten George „Beau“ Brummel heimlich aus dem Land und nach Calais zu schaffen. „Bin ich deshalb hier, Sir? Um liebevolle Erinnerungen an den Mann aufleben zu lassen, der einst Ihr Busenfreund war? Ich bin geschmeichelt, wenn auch am Boden zerstört, da mein Kammerdiener nicht annähernd so geschickt wie er mit der Stiefelwichse umzugehen weiß.“
    Mit einer ausholenden Bewegung stieß der Prinz das Tablett fort, sodass die Kannen, Tassen und Teller samt Inhalt auf dem Boden landeten. „Verdammt, Wilde! Wer sind Sie, so mit mir zu reden! Hinaus! “
    Letzteres galt den Wachen, die, vom Lärm splitternden Porzellans und scheppernden Silbers aufgestört, mit gezogenen Degen in den Raum gestürmt kamen.
    Justin stand unbewegt und wartete, während die Wachen sich wieder zurückzogen.
    „Er fehlt mir, all seinen Fehlern zum Trotz“, sagte der Prinz schließlich beinahe wehmütig. Seine bekannte Sprunghaftigkeit hatte wieder einmal gesiegt. „Es ging ihm gut, als Sie ihn zuletzt sahen?“
    „Das kann ich leider nicht sagen, Sir, da ich den Mann nie persönlich kennengelernt habe“, log Justin, ohne mit der Wimpter zu zucken.
    „Nun denn …“, entgegnete der Prinz, der es für besser hielt, nicht zu zeigen, wie sehr er an dem „Beau“ interessiert war – so sehr, dass er sogar die Rolle, die Justin bei dessen Flucht ins Ausland gespielt hatte, hatte ausschnüffeln lassen. „Reden wir von etwas anderem.“
    „Wie Eure Hoheit wünschen. Ich stehe zu Diensten.“
    „Sehr gut, Sie erinnern sich daran, wer ich bin! Manchmal glaube ich, Sie hätten es vielleicht vergessen. Und
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