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Ein Abenteurer und Gentleman (Historical My Lady) (German Edition)

Ein Abenteurer und Gentleman (Historical My Lady) (German Edition)

Titel: Ein Abenteurer und Gentleman (Historical My Lady) (German Edition)
Autoren: Kasey Michaels
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Hemden genau richtig zu stärken. Solche Talente durfte man nicht unterschätzen.
    „Immer noch nichts von einer tschechischen oder österreichischen Flagge da draußen zu sehen! Gott behüte, dass wir noch einen Tag in dieser trüben Absteige zubringen müssen, bis die Dame eintrifft. Immerhin verläuft ihre Reise angeblich planmäßig, wie mir ein Bote des Prinzen vor zwei Tagen versicherte.“
    „Einen Mann Ihrer Empfindsamkeit kann ein solcher Gedanke nur trübsinnig stimmen, Sir. Wenn das Schiff der Dame bis drei Uhr nicht eingelaufen ist, werde ich mich persönlich um die Zubereitung Ihres Dinners bemühen, Sir. Sie brauchen zusätzlich zu dieser unzulänglichen Kammer nicht auch noch eine miserable Mahlzeit zu ertragen.“
    „Wenn besagter Unglücksfall eintreten sollte, vergessen Sie nicht, unseren guten Freund und Beschützer Brutus mit in die Küche zu nehmen“, mahnte Justin, denn Wigglesworth war der einzige Mensch unter der Sonne, der glaubte, allein sein gebieterisches Auftreten öffne ihm die Türen zu solchen Heiligtümern wie Gasthausküchen und nicht Brutus mit seiner gebirgsgroßen Gestalt und dem grimmigen Blick. Brutus, Gott schütze ihn, war eine wandelnde Armee und für Justin von unschätzbarem Wert.
    „Ja, Sir.“ Wigglesworth schnippte ein unsichtbares Stäubchen von seinem Spitzenjabot. Tief in seinem Herzen fand er vermutlich, dass Mr Brummel hätte ausgepeitscht werden sollen, weil er die Gentlemen überzeugt hatte, Seide, Satin und Spitzenrüschen aufzugeben, nur um wie die Pinguine herumzulaufen.
    Kurz darauf flatterte der Diener händeringend durchs Zimmer, wie ein exotisches Vögelchen, das einen Landeplatz sucht. Er musterte den Frisiertisch mit den Utensilien, die der gepflegte englische Gentleman auf Reisen benötigte, und zählte zum vierten Mal die Bürsten, Kämme und sonstigen mit Silber eingelegten Gegenstände, um sich zu versichern, dass nicht ein Teil davon in den diebischen Händen des Hausdieners gelandet war, der das Feuer im Kamin entzündet hatte, während er selbst seinem Herrn das Frühstück gerichtet hatte.
    „Werden Sie jetzt endlich ihre ewige Besorgnis ablegen, ehe Sie sich noch etwas antun?“, fragte Justin schließlich träge aus seinem Sessel heraus. „Oder muss ich mir hier in diesem heruntergekommenen Etablissement einen Burschen suchen, der mir die Stiefel auszieht? Sie haben diesen Fleck am linken Zeh doch gesehen, oder?“
    Entsetzt und gleichzeitig beglückt warf Wigglesworth die Hände in die Luft. Wie sehr er es brauchte, gebraucht zu werden! „Ah, merde ! Ein Fleck! Ein Schmierfleck? Bitte nicht!“
    Justin rieb sich die Nase, um sein amüsiertes Lächeln zu verbergen. „Wiggelsworth, wissen Sie eigentlich, was Sie da ständig sagen, seit Sie gestern Abend mit dem Kammerdiener des französischen Chevaliers ihr Mahl einnahmen?“
    Wigglesworth kramte hektisch in einem der vielen Gepäckstücke, die der Baron für eine Übernachtung benötigte, und brachte ein weißes Tuch und eine Dose Schuhwichse zum Vorschein. „Was sage ich denn?“
    „ Merde , Sie sagen dauernd merde , schon den ganzen Morgen.“
    Wigglesworth legte eine kleine Matte, die zu eben diesem Zweck mitgeführt wurde, vor die Füße seines Herrn, ließ sich mit seinen in malvenfarbenen Satin gehüllten Knien darauf nieder und bedeutete ihm, das Bein mit der anstößigen Fußbekleidung zu heben. „Ja, ich weiß. Generell sind die Franzosen ja ein unsauberes Völkchen, aber ihre Sprache ist sehr melodisch, finden Sie nicht, Sir? Merde hat doch einen ganz anderen Klang als unser ‚Erbarmen‘. Letzteres klingt doch eher … plebejisch.“
    Einen Augenblick rang Justin mit seinem inneren Teufelchen, ehe seine bessere Natur die Überhand gewann. „ Merde … äh … wofür auch immer Sie es verwenden, Wigglesworth – leider muss ich Ihnen mitteilen, dass es ein Ausdruck für … äh Exkremente ist.“
    Wigglesworth, der stolz darauf war, sich einst von einem einfachen Schornsteinfegerjungen zu seiner Position als Kammerdiener des – zumindest in seinen Augen – unbestreitbar exquisitesten Gentlemans Englands erhoben zu haben, sah mit Tränen in den Augen zu seinem Herrn auf. „Ich bin niedergeschmettert, Sir. Beschämt, entsetzt, gedemütigt.“
    „Ja, das dachte ich mir. Soll ich Sie an die Luft setzen?“
    Wigglesworth, schon dabei, den so gut wie unsichtbaren Fleck mit Schuhwichse so kraftvoll zu bearbeiten, wie seine magere Statur ihm erlaubte, entgegnete
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