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Ein Abenteurer und Gentleman (Historical My Lady) (German Edition)

Ein Abenteurer und Gentleman (Historical My Lady) (German Edition)

Titel: Ein Abenteurer und Gentleman (Historical My Lady) (German Edition)
Autoren: Kasey Michaels
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zerknirscht: „Wie Sie wünschen, Mylord.“
    Verflixt! Scherze waren an den Mann verloren, er nahm einfach alles viel zu ernst. Doch Justin hatte es ja wieder nicht lassen können. „Nein, natürlich nicht. Wer weiß; wenn Sie gingen, würden Sie möglicherweise Brutus mitnehmen, und mir würde seine Eloquenz fehlen.“
    „Brutus sagt doch kein Wort!“, brachte Wigglesworth vor, bevor er der Stiefelspitze mit einem letzten Schwung höchsten Glanz verlieh und dann aufstand.
    „Richtig. So wird er auch nie etwas Langweiliges sagen, was ihn über die meisten Menschen erhebt. Ah, das ist doch viel besser, danke! So kann ich mich wieder ohne Scham unter die Leute wagen.“ Erneut warf er einen Blick aus dem Fenster und runzelte die Stirn. Flatterte da draußen am Pier eine neue Flagge? „Ah, mir scheint, das Schiff der Dame hat angelegt. Wigglesworth, versprechen Sie mir, nicht schreiend davonzulaufen, falls meine zukünftige Gemahlin nicht ganz dem entsprechen sollte, was Sie für angemessen halten.“
    „Ich werde um äußerste Zurückhaltung bemüht sein, Sir. Es bleibt aber abzuwarten, was Sie tun werden.“
    Justin ließ sich seinen Hut reichen und ging zur Tür. „Wie ich hörte, nahm Prinny Zuflucht zu Alkohol, als er seine Braut zum ersten Mal erblickte. Ich glaube, ich stelle mich meinem möglicherweise bösen Geist lieber nüchtern. Obwohl, wenn sich Ihre schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten, sollte ich vielleicht eine Augenbinde tragen, wenn ich dann das Brautgemach betrete.“
    „Also wollen wir das Beste hoffen, Sir. Jedenfalls muss sie vorzeigbar sein, wenn sie Ihren Namen tragen und sich an Ihrem Arm als Zierde erweisen soll. Wenigstens angenehm anzusehen.“
    Als Justin sich der Tür näherte, stürzte der Diener vor und riss sie für ihn auf. „Ach, wissen Sie“, versuchte er Wigglesworth mit leisem Spott zu beruhigen, „körperliche Schönheit wird überschätzt. Solange sie einigermaßen klug ist, sich auszudrücken weiß, keine kleinen Kinder frisst und die Pferde nicht erschreckt, denke ich, können wir die Sache als Erfolg betrachten. Nicht dass ich eine Wahl hätte … Jedoch müssen wir berücksichtigen, dass auch die Dame selbst an dieser Heirat keine Schuld trägt. Ha, vielleicht findet sie mich abscheulich!“
    „Niemals, Mylord!“, stieß Wigglesworth empört hervor. „Sie kann sich die glücklichste aller Frauen schätzen.“
    „Das wohl kaum; ich fürchte, mit mir ist nicht einfach umzugehen.“
    „Sie sind ein sehr guter Mensch“, beteuerte der Diener, Justin auf dem Fuße folgend.
    „Also, wirklich, Wigglesworth, in all den Jahren unserer Bekanntschaft haben Sie mich noch nie so beleidigt.“
    Aus einer dämmrigen Ecke trat Brutus hervor und verdunkelte mit seinen breiten Schultern fast den schmalen Gang. Er gab ein schnaufendes Geräusch von sich, mit dem er Lachen, Ärger, Verwirrung und jede andere Gefühlsregung ausdrückte, und schloss sich Justin an; sobald sie auf der Straße waren, ging er voran und bahnte ihnen den Weg. Wie durch Zauberei öffnete sich zwischen den vielen Menschen eine Lücke, wenn er sich näherte, obwohl er niemanden auch nur streifte. Manchmal dachte Justin, dass Brutus die Menge teilte wie einst Moses das Rote Meer.
    Hinter ihnen erklang immer wieder Raunen. Wer ist dieser reiche, vornehme Londoner? Er muss sehr wichtig sein. Hast du den Schnitt seines Jacketts gesehen? Überhaupt, seine Kleidung, prächtig, sage ich! Und dann der kleine Mann hinter ihm, aufgeputzt wie ein Schmuckschächtelchen! Um was geht es wohl? Los, ihnen nach …
    Justin hatte Spaß an diesem Phänomen; er nannte es bei sich „verstecken ohne Versteck“, und es hatte all die Jahre, die er der Krone gedient hatte, wunderbar funktioniert. Oder, wie jemand einmal, wenn auch in anderem Zusammenhang, gesagt hatte: Niemand ist so blind wie der, der nicht sehen will. Warum in Verkleidung, im Dunkel der Nacht, in düsteren Gassen herumschleichen, wenn man bequem über hell erleuchtete Straßen spazieren kann? Wer verdächtigt denn jemanden übler Machenschaften, der so eindeutig ein Narr ist, ein Geck, der einzig Gedanken an seinen Auftritt und den Schnitt seiner Kleidung verschwendet?
    Wer? Jedenfalls nicht die Männer, denen er im Laufe seiner Exiljahre in diversen Ländern das Leben hatte nehmen müssen, so viel war sicher.
    Schon lange vor dem Krieg hatte Justin dieses Spiel über gehabt, und nun, da der Krieg beendet war, gab es keine Notwendigkeit mehr dafür. Aber
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