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Eifel-Träume

Eifel-Träume

Titel: Eifel-Träume
Autoren: Jacques Berndorf
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war im Busch und wartete auf Gerd.«
    Das traf sie, das traf sie hart.
    »Das weiß ich nicht«, sagte sie und starrte gegen die Decke.
    »Ich weiß das aber und ich weiß auch, dass ihr andern drei zusammen bei der Liebeslaube gewesen seid. Kevin, Bernard und du.«
    »Wer erzählt denn so was?«, fragte sie schnippisch.
    »Bernard«, sagte ich.
    »Der kann viel erzählen«, kommentierte sie.
    »Kevin war traurig und stinksauer, weil er mal wieder seiner Mutter zusehen musste, die mit diesem Polen rummachte. Irgendwann ist Bernard gegangen, weil es ihm zu öde wurde. Und Kevin hat gesagt, er holt eine Zunge und schneidet den Zaun durch, geht zu seiner Mutter und macht Terror. Du hast Kevin beruhigen müssen.«
    »Sag, dass das nicht wahr ist!«, meinte die Mutter schroff.
    »Sag sofort, dass das nicht stimmt!« Wahrscheinlich hatte sie keine Vorstellung von dem, was folgen würde, aber sie wurde panisch.
    »Das stimmt nicht«, sagte Anke gelangweilt. Sie hatte sich geradezu meisterhaft im Griff. Allerdings verschränkte sie die Arme vor der Brust und drehte ihren Kopf zur Seite.
    »Also gut«, fuhr ich gemütlich fort und setzte mich auf einen Stuhl, der vor einem kleinen Schreibtisch stand. »Es geht darum, einen Mörder zu finden. Wir wollen doch alle, dass er gefunden wird, wir wollen doch, dass die Sache mit Annegret geklärt wird. Ihr seid eine Gruppe von Freunden, die genau wissen, was mit ihren Eltern los ist. Ihr habt ja nicht nur der Frau Schmitz zugeguckt, sondern du hast auch von der Geschichte mit deinem Vater und der anderen Frau gewusst. Ihr habt auch deinen Vater beobachtet. Oben auf dem Parkplatz im Stadtwald.« Ich nahm den Tabaksbeutel und eine Pfeife aus der Tasche und stopfte sie in aller Ruhe.
    »Das ist alles nicht wahr!«, sagte Anke.
    Im Haus war es sehr still, die Fenster des Raumes waren gekippt und von draußen hörte man das Brummen einer Hummel. Es klang ärgerlich.
    Das Gesicht der Mutter war bleich geworden. Sie sah mich an und fragte: »Woher wissen Sie das alles?«
    »Ich habe einfach darauf gesetzt, dass die Kinder mehr wissen, als sie zugeben. Eine schlechte Absicht ist bei den Kindern sicher nicht vorauszusetzen. Sie schützen nur sich und ihre Freunde. Ich bin also zuerst zu Gerd Salm gegangen. Und der hat begriffen, um was es ging.«
    Das Mädchen war zusammengezuckt. Sein Oberkörper kam hoch, Anke setzte sich auf die Bettkante.
    »Kind, ich hatte doch keine Ahnung …«, begann die Mutter.
    »Ihr habt nie eine Ahnung«, stieß das Mädchen zornig hervor. »Und ihr meint immer, wir kriegen nichts mit.«
    »Kein Mensch macht dir Vorwürfe«, sagte ich vorsichtig.
    »Ich sage jedenfalls nichts«, beschloss sie.
    »Das wird nicht gehen«, sagte ich.
    »Mädchen, nun rede doch«, seufzte die Mutter. »Das packen wir auch noch. Wir haben schon andere Sachen erledigt.« Sie ließ sich auf einen Hocker neben mich sinken, holte eine Schachtel Zigaretten hervor und zündete sich eine an.
    »Du sollst hier nicht rauchen«, sagte Anke mit leichtem Vorwurf.
    »Pfeif drauf«, erwiderte die Mutter.
    Das Brummen der Hummel wurde noch lauter.
    »Also, ich habe mit Gerd Salm geredet. Er ist der Meinung, dass es besser ist, wenn ihr alles erzählt. Wenn du mir nicht glaubst, ruf ihn doch an.«
    »Ja, frag ihn doch«, nickte die Mutter.
    »Was hast du eigentlich?«, blaffte die Tochter.
    Eine Weile herrschte Stille.
    »Ich will, dass endlich wieder Ruhe ist in diesem Haus, verstehst du? Ich habe keine Lust mehr, dauernd die Fehler der Familie zu korrigieren. Ich habe die Schnauze voll von euren Eskapaden. Und ich bin der Meinung, auch du solltest klar Schiff machen und damit rausrücken, was wirklich passiert ist.«
    Das Mädchen schwieg »Ich vermute, es war so: Kevin ist aus dem Brombeertunnel rausgekrochen, hat sich auf sein Fahrrad gesetzt und ist schnurstracks zum Busch gefahren. Weil er wusste, dass Annegret da den Gerd treffen wollte. Und du bist hinterher.«
    Anke kaute auf ihrer Unterlippe und knetete unruhig ihre Hände. Schließlich beugte sie sich seitwärts, zog ein Handy unter dem Kopfkissen vor und ging hinaus.
    Die Mutter flüsterte: »Ich hatte die ganze Zeit ein Scheißgefühl. So eine Ahnung, dass da was schief gelaufen ist. Die hocken doch dauernd zusammen, die machen alles gemeinsam. Aber ich hätte nicht gedacht, dass sie so viel über ihre Eltern wissen. Glauben Sie, Anke hat im Busch was gesehen?«
    »Kinder werden dauernd unterschätzt«, stellte ich fest.
    Anke kehrte
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