Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifel-Träume

Eifel-Träume

Titel: Eifel-Träume
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
Stadtforst?«, fragte ich.
    »Das ist schon okay«, nickte er.
    Also machten wir uns gemächlich auf den Weg.
    »Und Kevin?«, fragte ich weiter. »War der wirklich nur scharf auf Anke oder vielleicht doch manchmal eifersüchtig auf dich, weil du Annegret hattest?«
    »Bestimmt nicht. Wir waren eine Clique, wir haben zusammengehalten. Kevin ist voll okay.«
    »Woher hattet ihr eigentlich die Pornos?«
    »Wir haben sie entweder kopiert, manchmal lagen sie zu Hause ja einfach so rum. Also, nicht bei uns, aber zum Beispiel bei Schmitz. Kevin hatte immer die besten. Oder wir haben sie gekauft.«
    »Das ist keine Schwierigkeit, sie zu kriegen?«
    Er bedachte mich mit einem Blick, der so etwas wie ›Armer Irrer!‹ bedeuten konnte.
    »Nein. Die Dinger bekommst du überall und kein Mensch fragt dich, wie alt du bist. Die besten kriegst du in Trier und in Koblenz.« Dann bückte er sich, brach einen trockenen Grashalm ab und steckte ihn sich in den Mund. »Dabei sind die meisten Filme wirklich blöd und es macht keinen Spaß, sie anzuschauen. Annegret meinte immer, das sind Wichsvorlagen für Erwachsene.«
    Ich sah, wie der Vater schnell seinen Kopf wegdrehte, um nicht laut loszulachen.
    »Wenn ihr mit dem Rad unterwegs wart, seid ihr da auch oben im Stadtforst rumgekurvt?«
    »Korrekt. Je nachdem, wo wir gerade hinwollten.«
    Wir waren jetzt nur noch fünfzig Meter vom Waldrand entfernt. Fichten standen dort, gute dreißig bis fünfzig Jahre alt, schnurgerade Stämme. Es war die Nordseite des Berges, also war das Holz langsam gewachsen und sehr wertvoll.
    »Ist das nicht ein wenig langweilig, hier im Stadtforst?«, fragte ich.
    »Stimmt schon, viel los ist hier nicht. Aber manchmal wollte eben einer von uns hier oben hin und dann sind wir andern mitgefahren, bis alles klar war.«
    Baumeister, jetzt reiß dich am Riemen und scheuche ihn nicht. Er muss selbst auf die Geschichten kommen, die er zu erzählen hat. Und er wird darauf kommen und er wird erzählen.
    »Seid ihr hergekommen, weil jemand zu dieser Blockhütte wollte?«, fragte ich nach einer Weile, als wir einen Weg erreicht hatten, der zwischen die Bäume führte.
    »Ach, die Liebeslaube!«, lachte der Vater. »Kennen Sie die Geschichte?«
    »Nein, keine Ahnung.«
    »Das muss jetzt zwanzig Jahre her sein, da gehörten noch acht oder zehn Morgen des Waldes einem alten Bauern aus Hildenstein. Er war verwitwet, aber er wollte noch … – Sie wissen schon. Er baute sich diese Blockhütte und angelte sich eine junge Frau. Die musste sich dann immer auf den Radkasten seines Treckers setzen und dann sind die beiden zur Laube gejuckelt. Ganz Hildenstein hat darüber gelacht. Aber dem Alten war das egal, und da er beliebt war, gönnte ihm auch jeder den Spaß. Seit damals heißt die Hütte Liebeslaube. Der alte Bauer ging sogar so weit, dass er sich einen Kamin aus Feldsteinen an die Hütte gesetzt hat, damit er sie auch im Winter benutzen konnte. Na ja, irgendwann war es vorbei und der Alte wollte den Wald und die Hütte verkaufen. Weil sich niemand sonst dafür interessierte, kaufte der Herbert Schmitz das Ganze für einen Appel und ein Ei und schenkte die Hütte seiner Frau. Und was dann passierte, also in den letzten zwei Jahren, das wissen Sie aber?«
    »Nur, dass sie was mit einem Polen hat, oder so.«
    Vater Salm grinste. »Ich selbst kenne ja auch nur die Gerüchte. Aber ich kenne jemanden, der wirklich etwas weiß. Wenden Sie sich an meinen Sohn Gerd, der hat echt Ahnung.« Schallend lachte er.
    »Also, junger Mann, was weißt du?«
    Im Wald war es dämmrig, dicht und kühl.
    »Na ja, es fing damit an, dass Anke völlig neben der Spur war. Sie hatte gehört, dass irgendwer ihren Vater mit einer fremden Frau hier im Forst gesehen hatte. Und sie sagte: Ich will in diese Liebeslaube, ich trete ihm in die Eier! Wir lachten und sagten, das sei gar nicht möglich, ihr Vater käme gar nicht in die Liebeslaube rein. Drei schwere Sicherheitsschlösser hängen an der Tür, die Fenster sind dicht, da kann niemand einfach so rein. Wir sagten zu Anke, vielleicht trifft dein Vater diese Frau ja auf dem Parkplatz. Der ist da vorne, nur hundert Meter von hier.«
    Unser Weg führte zu einer Kreuzung von fünf Waldwegen und linker Hand erstreckte sich tatsächlich ein großer Parkplatz. Zwei Pkw standen dort, einer aus Dortmund, der andere aus Kaiserslautern.
    »Ihr habt Ankes Vater aufgelauert?«
    »Korrekt. Er traf die Frau immer mittwochnachmittags und freitagmittags. Aber es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher