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Eifel-Liebe

Eifel-Liebe

Titel: Eifel-Liebe
Autoren: Jacques Berndorf
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schlenderte über die Wiese zu der Männergruppe. Der Dicke, der seiner Frau entkommen war, bemerkte leutselig, er könne auch zu Fuß zurückkehren, also machte ich mich gemächlich allein auf den Heimweg. Vielleicht war der Rest des Tages für Billard gut und anschließend für ein Video, zum Beispiel Antonias Welt. Gute Filme sind so selten.

    Ich war noch unterwegs, als Vera sich schon wieder meldete und mit Kleinmädchenstimme sagte: »Baumeister, es dauert mindestens noch zwei Tage. Ich muss an zwei wichtigen Konferenzen teilnehmen.«

    »Aber ja, das macht doch nichts. Keine Eile. Ich fühle mich sauwohl allein. Du musst dich nicht hetzen, lass dir Zeit. Da kommt anscheinend viel Arbeit auf dich zu, oder?«

    »Ja«, sagte sie nur. »Gibt es bei dir was Besonderes?«

    »Ich habe mir einen Suizidfall angeschaut. Langweilig. Ja, das ist gut für dich, wenn du deinen Kollegen hilfst.«

    »Meinst du das wirklich so?«

    »Das meine ich wirklich so. Du bist schließlich eine gute Polizistin. Und ich verkomme hier nicht. Wenn du während deines Urlaubsjahres deiner Truppe helfen willst, dann tu das.«

    Vor meiner Haustür stand ein Korb. In dem Korb befand sich eine verschlossene Warmhalteschüssel. Maria Latten hatte mir Nudeln mit Gehacktem zugedacht. Gute Nachbarn muss man haben – und wenn die auch noch kochen können, ist es der Himmel.

    Oma Ohler und ein Selbstmörder namens Kinsi – vielleicht ein Tag der Kuriositäten.
    Und ich bekam es mit einer weiteren Kuriosität zu tun. Etwas musste mit meiner Billardplatte nicht in Ordnung sein, denn Kater Paul lag vor dem Fußende, Satchmo auf der gegenüberliegenden Seite. Beide pressten sich platt auf die Dielen und nur ihre Schwanzenden zuckten vor Nervosität. Cisco lag ebenso platt auf der Sofalehne und betrachtete das Ganze von seinem Feldherrnhügel, als überwache er eine höchst sensible Operation. Es war sehr still.

    Ich sagte kein Wort, setzte mich auf einen Stuhl, der an der Längsseite der Platte stand, und starrte gebannt auf das, was zunächst nicht passierte. Weil es ziemlich schnell langweilig wurde, nahm ich den Tabakbeutel und eine 300er-Winslow und stopfte sie betulich. Ich würde sagen, ich machte keinen Lärm, aber beide Katzen sahen mich so an, als litte ich vorübergehend unter einer geistigen Verwirrung. Am vorwurfsvollsten schaute mein Hund.

    Ich zündete die Pfeife an, wobei mein Feuerzeug einen geradezu mörderischen Krach machte. Zwischen zwei Zügen hörte ich dann, was Sache war. In meiner Billardplatte rumorte es, ganz ohne Zweifel eine Maus. Nein, es waren zwei Mäuse, es mussten zwei sein, denn es rumorte links und es rumorte rechts. Es gab einen Ausgang links, nämlich das Fach, in das versenkte Kugeln rollten, und es gab einen Ausgang rechts für die weiße Kugel.

    Paul bewegte sich. Träge und scheinbar desinteressiert schlich er zu dem einen Fach und stellte sich hoch, um durch das Fenster zu schauen, in dem die bunten Kugeln sichtbar waren. Er kratzte ganz vorsichtig an der Glasplatte, wahrscheinlich um herauszufinden, ob die Mäuse reagierten. Die reagierten nicht, rumorten aber leise weiter in den hölzernen Gängen des Tisches herum.

    Es tat sich wieder etwas. Satchmo reckte sich hoch und zog sich geräuschlos in das Fach, in dem die weiße Kugel lag. Das Fach schien bequem, der Kater rückte sich zurecht und blies seinen Atem in einen der Rollwege.

    Mir wurde klar: Meine Katzen versuchten, die Mäuse aus dem Tisch zu treiben. Falls die Mäuse klug waren, würden sie sich nicht davon beeindrucken lassen. Aber sie ließen sich davon beeindrucken. Sie bewegten sich offensichtlich nach links auf die Position zu, die Paul ursprünglich eingenommen hatte. Doch der war viel zu gerissen, auf diese Position zurückzuschleichen. Er bewegte keinen Muskel.

    Satchmo stieg aus dem Fach der weißen Kugel und machte sich erneut auf dem Boden platt.

    Dann plumpste es sanft. Die erste Maus kugelte aus dem einen Fach, schnupperte an den Dielen und wollte sich auf und davon machen. Aber sie hatte keine Chance, Paul war über ihr, als sie noch keine fünfzig Zentimeter zurückgelegt hatte. Er nagelte sie auf der Diele fest und nahm sie dann vorsichtig ins Maul, um ein wenig mit ihr zu spielen.

    Aber noch war mindestens eine Maus in dem Kasten und Satchmo lauerte bewegungslos auf das nächste graue Bällchen, das vom Himmel fallen würde.

    Weil sich das Mäuschen im Kasten wahrscheinlich langweilte und nicht allein bleiben wollte,
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