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Eifel-Liebe

Eifel-Liebe

Titel: Eifel-Liebe
Autoren: Jacques Berndorf
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auszuschließen.«

    »Du hast einen neuen Mann, nicht wahr? So ein junger mit intellektueller Brille.«

    »Ja, der ist gut«, murmelte Kischkewitz. »Er muss nur darauf trainiert werden, systematischer vorzugehen. Und nicht zu vorschnell zu urteilen. Mach es gut, Baumeister, und höre weiter das Gras wachsen.«

    »In diesem Sinne«, sagte ich. »Arbeit hast du ja genug.«

    »Stimmt. Eine Selbsttötung in Wittlich, unten an der Mosel eine Schweinerei mit tödlichem Ausgang bei so einem Sexspielchen, dann dein Kinsi in Meerfeld. Und seit zwei Stunden ein erschossener Jungförster bei Duppach, dicht an der belgischen Grenze.«

    »Erschossen? Ein Förster? Wilderer?«

    »Wilderer wahrscheinlich nicht. Eher schon ein Profi. Der Mann ist in einem Buchenhochwald auf einem breiten, gut ausgebauten Weg mit einem Gewehr aus großer Entfernung direkt in den Kopf geschossen worden. Meine Spezialisten sagen …«

    »Was nennst du denn eine große Entfernung?«

    »Wollte ich gerade erklären. Sie sind der Meinung, dass nach Art des Geschosses auf ein Gewehr mit Zielfernrohr geschlossen werden kann. Entfernung einhundertfünfzig bis zweihundert Meter. Punktgenau zwischen die Augen. Näheres gibt es erst, wenn das Projektil unter dem Mikroskop war. Der Förster war jung und dynamisch und wollte in sechs Wochen nach Neuseeland auswandern. Er hatte dort schon eine Stelle fest. Er scheint so der Typ Sunnyboy gewesen zu sein, Gegner sind keine festzustellen. Seine Verlobte ist nach der Nachricht durchgeknallt, die musste in die Psychiatrie eingewiesen werden.«

    »Wo ist das genau passiert?«

    »Erinnerst du dich an das alte Adenauer-Haus? Unterhalb der Ruine in einem schmalen Taleinschnitt steht eine alte Jagdhütte an einem Bach. Einige Meter weiter gibt es ein paar Forellenzuchttümpel. Kannst du folgen?«

    »Sehr gut. Bei der Hütte sollte ursprünglich die Stromversorgung für Adenauer eingerichtet werden.«

    »Richtig. Nun müssen wir uns fragen, was der Jungförster da wollte. Er war da nicht zuständig. Zuständig war er im Raum Meisburg und Wallenborn und das liegt verdammt viele Kilometer weit weg.«

    »Was sagt die Verlobte?«

    »Sie hat keinen Schimmer, wie der Junge da hingekommen ist, wo er starb.«

    »Wie heißt er?«

    »Ach Gott, willst du dir das antun? Na gut, er heißt Klaus Mertes, war achtundzwanzig Jahre alt.«

    »Ist er schon in der Pathologie?«

    Kischkewitz lachte bitter auf. »Was glaubst du, wie schnell wir mit all dem durchkommen? Der liegt immer noch genau da, wo er gefunden wurde. Die Spurenleute versuchen herauszufinden, von wo aus genau geschossen wurde. Wir hoffen, dass der Schütze die Patrone nicht aufgehoben und eingesteckt hat. Sobald wir den Toten abtransportieren, wird die Spurenlage bekanntlich unklar. Willst du dir das ansehen?«

    »Warum nicht? Ich habe in den letzten Stunden bereits eine Verabredung mit einem Toten eingehalten. Wo wohnte dieser junge Mann denn?«

    »In Pantenburg. Kennst du das?«

    »Klar. Mach es gut.«

    Es würde noch mindestens zwei bis drei Stunden hell sein und ich war ohnehin betriebsam. Ich setzte mich in den Wagen und fuhr los. Cisco schaute mir so elendiglich nach, dass ich daran dachte, ihm nachher etwas Leberwurst zukommen zu lassen. Ich nahm die B 410 nach Gerolstein und dann die schmale alte Straße nach Scheuern und Duppach, die kurvenreich, eng und kompliziert an die alten Zeiten gemahnte, als Straßen noch so gebaut werden mussten, wie das Gelände es zuließ.

    Ich kam zu spät.

    Weder Kischkewitz noch sein junger, intellektuell angehauchter Adlatus waren da. Zu sehen war nur eine vierköpfige Spurengruppe, die eng beieinander stand und über irgendetwas diskutierte. Mir entgegen kamen zwei grau gekleidete Männer mit der Zinkwanne zwischen sich, die das Opfer zu dem wartenden Beerdigungswagen trugen und mich neugierig musterten.

    Ich stellte mich zu den vieren und bemerkte: »Kischkewitz hat mir erzählt, was hier los ist.«

    Nicht ohne Spott murmelte einer, ein Grauhaariger mit Bart: »Hat er wirklich behauptet zu wissen, was hier los ist? Das wüssten wir nämlich auch gern.«

    Mir war bekannt, dass mich einige Mitglieder der Kripo Wittlich als ›Kischkewitz’ Schätzchen‹ bezeichneten, deshalb spielte ich die heilige Einfalt: »Er hat gesagt, bei dem Toten handele es sich um den Jungförster Klaus Mertes, der hier eigentlich nichts zu suchen hatte und auf große Distanz zwischen die Augen getroffen wurde. Seine Verlobte habe
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