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Eifel-Krieg

Eifel-Krieg

Titel: Eifel-Krieg
Autoren: Jacques Berndorf
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lieben das«, erwiderte er einfach und ging nicht weiter auf meine Bemerkung ein. »Kaffee?« Er stand vor einer italienischen Kaffeemaschine, lächelte mich an und dachte wahrscheinlich: Du kannst mich mal.
    »Mit viel Milch, bitte.«
    »Nehmen wir die Sessel?«, fragte er und trug zwei Tassen auf ein kleines Tischchen zwischen den Sesseln. Dann nahm er ein Handy aus der Hosentasche und sagte: »Veit, kommst du mal bitte.« An mich gewandt sagte er: »Ich hole gern einen Zeugen dazu, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    »Nicht im Geringsten«, erwiderte ich. »Das ist in Ordnung.« Ich setzte mich in einen der Sessel.
    Der Mann, der durch eine schmale Tür in den Raum trat, war an die zwei Meter groß, hatte eine spiegelnde Glatze, zwei Augen, die wie nutzlose Murmeln in einem feisten Gesicht saßen, und er lächelte töricht.
    »Das ist Veit Glaubrecht«, erklärte Hahn. »Er leitet meine Marketingabteilung, und er macht die Pressearbeit. Veit, das ist Siggi Baumeister. Er arbeitet als Journalist in der Eifel und ist für Magazine tätig. Du weißt schon,
Spiegel
und Konsorten. Setz dich.«
    Der ganz in Schwarz gekleidete Veit nickte mir freundlich zu, setzte sich an den großen Tisch und legte ein kleines, schwarzes Kästchen vor sich hin. Ein Aufnahmegerät, dachte ich. Es war ein ausgesprochen unhöfliches Arrangement: Ich hatte Veit Glaubrecht im Rücken und konnte ihn nicht sehen. Ich fühlte mich sofort unbehaglich.
    »Herr Baumeister, Ihre Fragen bitte«, sagte Hahn und setzte sich in den zweiten Sessel.
    »Meine erste Frage betrifft den Toten«, sagte ich. »Soweit ich informiert bin, wohnte er hier seit drei Jahren. Ist das richtig?«
    »Das ist richtig«, bestätigte Hahn. »Im ersten Jahr hat er geholfen, das war sehr gut. Er hat Arbeiten in der Küche erledigt, schon mal Kaminholz geschlagen, Autos der Gäste gewaschen und poliert, unsere Putzfrauen eingeteilt, eingekauft bei der Metro in Köln. Dann hatte er kein Interesse mehr. Wir haben ihn aber weiter hier wohnen lassen, warum auch nicht, er war schließlich ein netter Kerl. Wir trauern.«
    »Und Sie haben nicht die geringste Vorstellung, wer ihn erschossen haben könnte?«
    »Ich gebe zu, das hat mich geradezu geschockt. Aber wer so etwas getan haben könnte, ist mir vollkommen schleierhaft. Hier auf dem Hof sind alle erschreckt, und keiner von ihnen konnte einen möglichen Grund nennen. Blue hatte keine Feinde.«
    »Haben Sie mit seinen Eltern gesprochen?«
    »Die sind jetzt in der Eifel, ich weiß. Aber wir konnten ihnen nicht helfen, wir wissen einfach nichts. Sie wollen kommen und Blues Zimmer ausräumen. Morgen, haben sie gesagt.«
    »Kann ich das Zimmer sehen?«
    »Natürlich, wann immer Sie wollen.«
    »Dann will ich das jetzt«, sagte ich und stand auf.
    Hahn war einen Augenblick lang irritiert, stand dann aber auf und sagte: »Gehen wir.«
    »Sie haben hier einen Schützenclub?«, fragte ich weiter. »Wie viele Mitglieder hat der?«
    »Zurzeit achtunddreißig«, antwortete er rasch. »Wir bieten unseren Gästen das an, weil die meisten von ihnen ständig unterwegs sind und gerne die Möglichkeit in Anspruch nehmen, etwas zu trainieren. Sie wissen ja: Kühler Kopf, gutes Geschäft.«
    »So habe ich das noch nie gehört«, bemerkte ich. »Vielleicht hat das Zukunft.«
    Wir gingen nacheinander durch die Tür auf den Hof, Veit Glaubrecht voran.
    »Wer sind denn Ihre Gäste?«
    »In der Mehrheit Manager, die viel unterwegs sind. Kaufleute, Techniker, aber auch Jäger, die hier in der Eifel Jagden haben oder an einer beteiligt sind.«
    Ich blieb stehen und zwang ihn, auch stehen zu bleiben. »Wie kommt es denn, dass die Eifel geschlossen der Meinung ist, dass diese Gebäude hier eine große Ansammlung von Neonazis beherbergen?«
    Veit Glaubrecht, der neben uns herging, räusperte sich scharf.
    Hahn sah mich an und schüttelte langsam den Kopf. Immerhin lächelte er noch. »Wir verstehen das nicht«, beteuerte er. »Nazis? Niemals! Wir halten Traditionen hoch, das stimmt. Wir erinnern uns gern an Zeiten, in denen die Deutschen in der ganzen Welt geachtet und auch gefürchtet waren. Und wir wollen auch nicht vergessen, dass schon unter Karl dem Großen die deutschen Stämme sich ausformten und zu geschichtlichen Vorbildern wurden.«
    Wir standen immer noch.
    »Unter Karl dem Großen?«, fragte ich verblüfft. »Da gab es in dieser Richtung nur die Sachsen, die er sein Leben lang in blutigen Kriegszügen niedermetzeln ließ. Und selbst die Sachsen
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