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Eifel-Krieg

Eifel-Krieg

Titel: Eifel-Krieg
Autoren: Jacques Berndorf
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gemeldet sei, aber eigentlich mit den Leuten auf dem Hof nichts mehr zu tun habe. Ursprünglich habe er dort auch hin und wieder ausgeholfen. Zum Beispiel in der Küche, zum Beispiel beim Saubermachen der Gästezimmer. Dann seien diese Arbeiten immer seltener geworden, jetzt sei das schon Jahre her. Sie hätten keine Ahnung, weshalb der Junge im Ahbachtal war, und weshalb er dort erschossen wurde. Das tue ihnen bitter leid, denn er sei ein netter Kerl gewesen. Aber eben nur ein Untermieter, mit dem sie gar nichts mehr zu tun gehabt hätten. Und ehe du mich fragst: Nein! Ich glaube davon kein Wort. Du willst doch nicht etwa auf den Hof?«
    Ich wollte ihn nicht direkt belügen und antwortete: »Wie kommst du denn darauf?«
    »Ach, so was denkt man als alter Mann schon mal. Wir müssen übrigens nicht zu seinen Eltern nach Trier. Die sind beide schon hier und verlangen Auskunft. Tapfere Leute, aber in einem elenden Zustand. Ach so, ich soll dich von Tessa fragen, ob du ein Bett für die Nacht hast.«
    »Sag ihr: selbstverständlich. Bis später.«
    Ich fuhr weiter nach Bongard, dann auf die Dorfstraße nach rechts in Richtung Kelberg. Nach einem halben Kilometer lag rechterhand der Eulenhof vor einem Mischwald, eine ziemlich große Ansammlung verschiedener, strahlend weißer Gebäude.
    Die Anfahrt war ein etwa dreihundert Meter langes, asphaltiertes, schmales Band, an dem große, weiß gestrichene Felsbrocken lagen. Das wirkte dekorativ. Aber dass die Holzzäune ebenfalls weiß gestrichen waren, kam mir übertrieben vor, erinnerte mich an große Pferdehöfe im Münsterland.
    Kein Mensch hatte beim Eulenhof je etwas von Pferden gesagt. Mir fielen die vielen Blumen auf, die in großen Trögen aus rotem Sandstein gepflanzt waren. Große Büsche Vergissmeinnicht, Geranien in allen Rottönen. Alles in allem war das ein höchst gepflegtes Anwesen. Passte das zu Neonazis? Warum nicht. Vielleicht passten Geranien in Rotsandsteintrögen besonders gut zu überzeugten Rassisten. Blumen sind bekanntlich geduldig.
    Es gab einen Parkplatz außerhalb des großen Gevierts, das die Häuser bildeten.
Für unsere Gäste. Herzlich willkommen!
stand da auf einem weißen Plastikschild. Der Parkplatz reichte für zwanzig Autos, acht parkten jetzt dort. Die Kennzeichen waren Dresden, Erfurt, Gotha, Köln, Oberhausen. Ich parkte und stieg aus.
    Ein Mann bog um die Ecke des Hauptgebäudes, kam stracks auf mich zu, reichte mir seine Hand und sagte mit einem Lächeln: »Guten Tag, Herr Baumeister. Das freut mich, dass wir Sie hier sehen, wenn auch aus einem traurigen Anlass. Mein Name ist Ulrich Hahn.«
    »Hallo«, murmelte ich etwas lahm und versuchte, meine Überraschung zu verbergen. »Nun, ich habe ein paar Fragen zu Paul Henrici.«
    »Kommen Sie, wir gehen in die Küche«, erklärte er freundlich. »Die Herren der Mordkommission waren auch schon da. Aber leider konnte ich ihnen nur wenig helfen.«
    Er war unüberhörbar ein Freund höflicher, sanfter Töne, und er sah auch so aus. Das schwarze Haar kurzgeschnitten, leicht gegelt. Das Gesicht wurde von den Augen beherrscht, die graubraun gesprenkelt waren und sehr eindringlich wirkten. Das Gesicht schmal geschnitten, durchaus elegant. Er war etwas größer als ich, vielleicht eins fünfundsiebzig, und er trug die teure Freizeitkleidung gut betuchter Leute. Einen Kaschmirpullover in Beige über einem dunkelroten Hemd, dazu eine braune Cordhose und braune Sneakers. Ich hatte mir etwas ganz anderes vorgestellt, einen aggressiven Rabauken vielleicht, nicht so einen sanften Typen.
    Der Hof war sehr groß und sehr gepflegt. In umstehenden Gebäuden waren auffällig viele Türen angebracht, über denen Nummern an die Wände geklebt waren. Über jeder Tür eine Bogenlampe. Das war offensichtlich so etwas wie ein Hotel.
    »Hier, bitte«, sagte Hahn, öffnete eine Tür und ließ mich eintreten.
    Der riesige Raum, den wir betraten, lag in einem Dämmerlicht. Der Kamin war ausladend, rechts und links waren Holzkloben aufgeschichtet, ein großer Kupferkessel hing über der Feuerstelle. Vor dem Kamin zwei braune Ledersessel. Dann ein Tisch, dessen Platte aus einem einzigen Stamm geschnitten war, Esche. Dazu etwa zwölf hohe Eichen-Stühle. Über dem Tisch an der Decke ein riesiges Wagenrad aus schwarzem Metall mit aufgesetzten, elektrischen Kerzen.
    Ich dachte sofort: Das ist übertrieben, das glaube ich nicht, das taugt nicht. Ich sagte: »Du lieber Gott, ist das hier Wotans Halle?«
    »Unsere Gäste
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