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Eifel-Krieg

Eifel-Krieg

Titel: Eifel-Krieg
Autoren: Jacques Berndorf
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an die Oberlippe reichte, klaffte unschön und breit auseinander. Natürlich hatte ich kein Taschentuch bei mir, und natürlich wusste ich auch, dass das ein Arzt sehen sollte.
    Ich rief Rodenstock an und berichtete knapp: »Ich war auf dem Eulenhof, ich habe auch den Besitzer getroffen. Dann wurde ich geschlagen. Ich fahre jetzt nach Hause.«
    Er donnerte sofort los. »Wie oft habe ich dir gesagt, du sollst solche Recherchen niemals allein durchziehen? Wie oft? Herrgott noch mal, wann wirst du endlich erwachsen?«
    »Deine Schreierei nutzt jetzt auch nichts«, giftete ich arrogant und unterbrach das Gespräch.
    Mein ganzer Kopf schmerzte, und mir war zum Speien übel. Ganz plötzlich musste ich mich übergeben, bekam aber die Autotür so schnell nicht auf, und der ganze Segen ergoss sich über das Lenkrad. Baumeister ganz unten. Das wiederholte sich viermal, und ich hatte die ganze Zeit die Frage ans Schicksal, wann ich endlich mal eine Prügelei anfangen und gewinnen würde.
    Ich fuhr wie auf Watte, ich fuhr sehr langsam und brauchte für die lächerliche Strecke deutlich mehr als eine halbe Stunde. Ich rollte mit der Gewissheit durch die Landschaft, dass niemand in diesem Zustand ein Auto fahren sollte. Aber das tröstete mich nicht.
    Als ich auf meinem Hof ankam, standen da Rodenstock und die Staatsanwaltschaft und starrten mir finster entgegen.
    Tessa machte mir die Autotür auf und konstatierte: »Du siehst aber scheiße aus.«
    Rodenstock rückte mir ganz nah auf die Pelle und stellte nüchtern fest: »Das war ein Schlagring, diese Wunden kenne ich. Wer hat dich niedergeschlagen?«
    »Das weiß ich nicht genau. Ich muss duschen, ich stinke wie ein Ferkel, und es ging mir schon besser.«
    Sie bugsierten mich in mein Haus, und Tessa sagte ganz unaufgeregt: »Er muss liegen, er muss unbedingt liegen.«
    »Nein, ich muss unbedingt duschen.«
    »Lass ihn duschen«, entschied Rodenstock. »Ich rufe einen Arzt.«
    Meine Erinnerung an diese Phase ist durchaus lückenhaft. Tessa zerrte an mir herum nach dem Motto: »Nicht so!« – »Nach rechts, und heb mal das Bein!« – »Die Arme hoch! Das blutet immer noch.« – »Jetzt den rechten Fuß. Was stellst du denn jetzt an?« Dann rauschte das Wasser. »Du hättest tot sein können, verdammt noch mal.« Sie rubbelte mich ab, sie ließ mich in eine Unterhose steigen, half mir bei einem T-Shirt und wickelte mich in meinen Bademantel.
    Rodenstock empfing mich in meinem Wohnzimmer mit der Bemerkung: »Da hat man dich endlich groß, und du machst einen Affen aus dir.«
    Ich legte mich auf mein Sofa und schloss die Augen. Das tat gut.
    »Anzeigen kannst du sie nicht«, stellte Rodenstock böse fest. »Du hast keine Zeugen. Was ist denn passiert?«
    »Ich habe das alles mitgeschnitten. Das Gerät ist irgendwo in meinen Drecksklamotten.«
    »Und wie beurteilst du das alles?«
    »Ein komischer Verein. Sie sagen, sie hatten mit Blue nichts mehr zu tun. Seit ein, zwei Jahren, sagen sie. Und sie haben seinen Rechner.«
    »Tutto completo«, sagte er böse.
    »Da ist der Notarzt«, sagte Tessa.
    Der Arzt hielt sich nicht lange auf, er untersuchte den Schaden und bestimmte: »Davon will ich unbedingt Röntgenaufnahmen sehen. Ich spritze Ihnen was Beruhigendes, ein Schmerzmittel, und Sie sagen mir, was es war, das Ihnen diese Verletzung zugefügt hat.«
    »Ein Schlagring«, antwortete Rodenstock. »Böse Männer.«
    »Mit so was Hässlichem will ich nichts zu tun haben«, erklärte der Notarzt lakonisch. »Jetzt mache ich mal pieks, und dann geht es ab.«
    Es kam die kleine weiße Wolke mit dem roten Kreuz und legte mich auf eine Trage. Rodenstock sagte: »Wenn sie dich fertig haben, ruf mich an.«
    Tessa fragte: »Bleibt es bei dem Bett?«, und ich nickte nur.

    Im Krankenhaus Maria-Hilf zu Daun verfuhr das medizinische Personal sehr schnell und konzentriert. Mir ging es glänzend, weil die Spritze des Notarztes sehr hilfreich war. Dem Vernehmen nach scherzte ich sogar. Sie durchleuchteten meinen Kopf, sagten, eine leichte Gehirnerschütterung sei unter diesen Umständen normal, und ich müsste viel liegen und mich ausruhen. Dann geriet ich unter chirurgische Betreuung, und ein freundlicher, dunkelhaariger Mann sagte, er komme mit drei Stichen aus. Sie wollten mich eine Nacht dabehalten, aber da protestierte ich mit der Bemerkung, ich sei Teil der arbeitenden Bevölkerung, ich hätte noch zu tun.
    Ich ließ also ein Taxi kommen, das mich nach Hause fuhr. Ich erklärte dem Fahrer,
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