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Eifel-Kreuz

Eifel-Kreuz

Titel: Eifel-Kreuz
Autoren: Jacques Berndorf
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und
dermaßen gewaltiger krimineller Energie ist deine Ankündigung geradezu
sensationell substanzlos. Denk dran: Wir zahlen nichts, falls das Ding nicht
ins Blatt kommt.«
    Â»Warum rufe ich dich eigentlich an?«
    Â»Das weiß ich auch nicht«, sagte er seufzend. »Lass von
dir hören, wenn du mehr hast.«
    Â»Ich bin entzückt«, hauchte ich, aber er hatte schon aufgelegt.
    Ich gesellte mich wieder zu Tante Anni, die traumverloren
in meinen Teich starrte. Sicherheitshalber hatte ich die Schnapsflasche mit
nach draußen genommen. Sie trank nie viel, aber dauernd. »Das hilft gegen die
Plagen des Alters«, war ihr Kommentar dazu.
    Â»Und? Bist du deine Geschichte losgeworden?«
    Â»Ja, ich glaube schon.«
    Â»Ich denke über diesen gekreuzigten Jungen nach. Wie sah
der aus?«
    Ich beschrieb ihr die Szene, so gut das ging.
    Â»Weiß man, wie die Unbekannten in dieses Haus gekommen
sind?«
    Â»Nein. Aber ich vermute, dass es für jemanden, der sich
mit solchen elektronischen Haussicherungen auskennt, kein großes Problem
darstellt, so eine Anlage auszuschalten. Man muss wahrscheinlich nur ein paar
Tricks kennen. Und jetzt komm, junge Frau, die Nudeln warten.«
    Sie grinste: »Ich bin geil auf Nudeln.«
    Als wir vom Hof fuhren, blieben Satchmo und Cisco zurück
und sahen uns betrübt nach. »Ihr fresst doch sowieso keine Nudeln«, sagte ich
beschwichtigend, aber in Wahrheit wusste ich das gar nicht genau, ich hatte es
noch nie versucht. Deutlich erinnerte ich mich an meine erste Katze Molli, die
leidenschaftlich gern grüne Bandnudeln mit Knoblauch fraß.
    Wir rollten vor Rodenstocks Haus, er stand in der Tür und
erwartete uns. Sein etwas grimmiger Gesichtsausdruck sagte mir, dass etwas
vorgefallen sein musste.
    Â»Wir haben Post bekommen«, verkündete er.
    Wir marschierten hinter ihm her, er lief durch die Küche
zum Esstisch, streichelte dabei seiner Frau kurz über die Schultern und setzte
sich. »Nehmt Platz, bitte.«
    Â»Was für Post?«, fragte ich.
    Er drehte ein Foto um, das auf dem Tisch lag. »Das hier.«
    Es war ein Farbfoto von der Größe einer Postkarte, gedruckt
auf einem normalen DIN-A4-Blatt, und zeigte den gekreuzigten Sven Dillinger.
Zweifellos war es in dem düsteren Bau St. Adelgund aufgenommen worden.
    Â»Kein Kommentar dabei, einfach nur dieses Foto. In unserem
Briefkasten. Jemand macht sich lustig, da hat jemand nicht die geringste
Furcht. Das gleiche Foto ging übrigens auch nach Trier und nach Wittlich.«
    Â»Vielleicht will dieser Jemand erwischt werden«, bemerkte
Emma von ihren Töpfen her. »Vielleicht geht es gar nicht um Hohn und Spott,
vielleicht sucht der Fotograf Hilfe.«
    Â»Hilfe wobei?«, fragte Rodenstock scharf. »Bei einem
Mord?«
    Â»Hast du die Nachbarn gefragt, ob vor eurem Haus ein Auto
gehalten hat?«, fragte ich.
    Â»Natürlich. Niemand hat irgendwen gesehen.«
    Ich überdachte das. Dann murmelte ich: »Da stimmt was
nicht. Es fehlt etwas, etwas ganz Entscheidendes. Ob Hohn und Spott oder aber
das Bedürfnis, Hilfe zu bekommen, der Grund für die Fotos sind, können wir noch
nicht entscheiden. Aber es fehlen Adressaten. Und zwar Zeitungen,
Radiostationen, Fernsehleute. Denn wenn die unbekannten Täter sich schon lustig
machen oder um Hilfe rufen wollen, dann müssen sie Öffentlichkeit suchen.«
    Rodenstock musterte mich einen Augenblick. »Du hast recht.
Das müssen wir abklären.« Er stand auf und verschwand im Wohnzimmer, wo er auf
seinem kleinen Schreibtisch so etwas wie einen Kommandostand aufgebaut hatte.
    Wir hörten ihn telefonieren, wenig später kehrte er an
den Tisch zurück. »Fritz-Peter Linden vom Trierischen
Volksfreund hat das Foto auch bekommen. Er glaubte, jemand wollte ihm einen
Streich spielen, dachte, dass es sich um eine Fotomontage handele. Ich habe ihm
gesagt, dass er sich an die Kripo wenden soll. Es macht keinen Sinn, so zu tun,
als sei diese Sache nicht geschehen. Was, zum Teufel, läuft da ab?«
    Â»Jetzt macht mal eine Pause«, sagte Emma am Herd. »Die
Spaghetti kommen. Und ich will gut gelaunte Leute am Tisch sehen. Du, Anni,
könntest bitte das Weißbrot schneiden, und du, Rodenstock, könntest darüber
nachdenken, unseren Gästen etwas zu trinken anzubieten.«
    Â»Nichts als Arbeit«, schnurrte Tante Anni vergnügt.
    Rodenstock seufzte nur tief auf und
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