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Eifel-Jagd

Eifel-Jagd

Titel: Eifel-Jagd
Autoren: Jacques Berndorf
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Aussichtspunkten in ein weites, bergiges Land. Aber weder Kalle noch
ich konnten die Aussicht genießen, wir bemühten uns vielmehr um eine gleichmäßige,
etwas zu hoch liegende Geschwindigkeit. Adamek schoß vor mir die Straße zum
Weiler Eigelbach hinunter, als werde er dafür bezahlt, und mir fiel ein, daß er
dafür bezahlt wird. Einfahrt nach Kopp, die scharfe Linkskurve im engen Tal,
den Hang hoch, an der Kneipe Kopper Eck vorbei,
dann nach links in die Weißenseifener Straße – Tip für Wanderer, traumhafte
Eifel.

    Sie hatten den Streifenwagen ungefähr am letzten Haus
aufgebaut. Das Fahrzeug stand leicht quer auf der schmalen Fahrbahn, die
Besatzung lehnte am Blech und lächelte uns freundlich entgegen. Ungefähr zehn
Einheimische beiderlei Geschlechtes standen um sie herum.

    Â»Hallo«, sagte Kalle. »Wieso ist hier gesperrt?«

    Â»Hier darf zur Zeit niemand durch. Kein Wanderer, kein
Fahrzeug.« Der Beamte räusperte sich und setzte hinzu: »Anweisung des Herrn
Oberstaatsanwaltes.«

    Â»Ich hatte ja eigentlich gefragt, warum das so ist.« Kalle war
die Freundlichkeit in Person.

    Â»Das können wir Ihnen nicht sagen.«

    Â»Wie sieht das von Weißenseifen her aus? Ist da auch gesperrt?«

    Â»Alles dicht«, nickte der Beamte. »Das Beste ist, Sie fahren
zurück und dann über Birresborn.« Er war ein netter Mensch mit einem
stattlichen Bierbauch.

    Ich zog Kalle beiseite, wollte gerade Wichtiges von mir geben,
da grinste er mich an: »Ich weiß schon, was du vorhast.«

    Â»Das ist aber praktisch«, sagte ich.

    Wir wendeten und fuhren zurück, aber nur bis zu einem Weg, der
nach rechts in die Felder führte, querab in ein wunderschönes Tal und dann
rechts an einem Bach entlang. Für recherchierende Journalisten ist die Eifel
ein zweifellos ideales Feld, denn es gibt keinen Punkt, der nicht durch
Wirtschafts- und Feldwege erreicht werden kann, und jeder hart arbeitende
Redakteur kennt den verquälten Gesichtsausdruck von Polizisten, wenn man wie
ein Waldschrat auftaucht und fröhlich: »Einen guten Tach auch!« brüllt. Das
hebt die Arbeitsmoral ungemein.

    Der Weg verließ den Bach und stieg leicht nach links den Hang
hinauf in eine Weißtannenkolonie, deren Ränder mit Mooreichen besetzt waren,
mit Birken und dem leuchtenden Rot der Vogelbeere.

    Dann sahen wir sie rechts unten auf dem Talboden, dessen
dichter Grasbewuchs von einem strahlenden Grün war. Fünf Autos und ein kleiner
Zweieinhalb-Tonner, wahrscheinlich der Laborwagen.

    Kalle stoppte sofort und kam zu mir. »Ich denke, wir gehen
getrennt, so müssen sie uns auch getrennt verarzten.«

    Â»Das ist sehr gut. Du gehst direkt hin, und ich komme aus der
Gegenrichtung. Dann denken sie, daß sowieso alles zu spät ist.«

    Er fummelte an seinem Aufnahmegerät herum, sagte »Horridoh!« und
begann den sanften Abstieg zu einer Leiche, von der wir nicht genau wußten, ob
es sie überhaupt gab und ob sie tatsächlich weiblich war.

    Ich ging den Weg weiter, der leicht bergan führte und sich dann
teilte. Ich blieb auf dem talnahen Stück und kam an einen Punkt, von dem aus
ich die Wagen sehen konnte und einen Trupp Männer, der sich um irgend etwas
scharte. Sie diskutierten miteinander.

    Kalle betrat die Szene, und ich hörte, wie er fröhlich »Guten
Tag, die Herren!« wünschte.

    Jemand rannte höchst panisch auf ihn zu und hob beide Hände,
als sei das Gelände verseucht.

    Das war mein Zeichen, ich lief ebenfalls den Hang hinunter, und
als ich den Talboden erreicht hatte und vor einem gewaltigen Wald von Pestwurz
stand, sagte ich: »Sieh einer an, das blöde Radio ist auch schon da. Guten Tag,
allerseits.«

    Die Köpfe fuhren zu mir herum, und ein zweiter Mann löste sich
aus der Gruppe und stürmte auf mich zu.

    Â»Das geht so aber nicht«, sagte er, ohne zu erklären, was denn
so nicht gehe. »Wir haben doch die Straße dicht gemacht.«

    Â»Das mag ja sein«, sagte ich. »Aber wir benutzen halt so
popelige Straßen nicht. Das kann ja jeder, oder?«

    Ich hatte schon gesehen, daß da ein Mensch im Gras eines
Waldweges lag. Und der Mensch hatte blonde Haare und war, soweit ich das erkennen
konnte, sittsam in Jeans und ein Trapperhemd gekleidet.

    Â»Das hier ist aber nichts für die Öffentlichkeit«, sagte der
junge Mann vor mir
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