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Eifel-Jagd

Eifel-Jagd

Titel: Eifel-Jagd
Autoren: Jacques Berndorf
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Gesicht
der Frau war zerstört, es war ein klaffendes Loch, eine Nase gab es nicht mehr.

    Â»Geht mal zur Seite«, murmelte der Arzt und kniete neben der
Leiche nieder. Es war totenstill, niemand sprach ein Wort.

    Â»Wir haben einen Geschoßaustritt«, sagte der Arzt. »Schreibt
jemand mit? – Gut. Also wir haben einen Geschoßaustritt. Ziemlich hoch an der
Nasenwurzel mit einer Gesamtzerstörung des Gesichtes unterhalb einer Linie, die
beide Augenunterränder verbindet. Ich mache darauf aufmerksam, daß wir das
Geschoß suchen sollten. Ich denke, der Winkel, in dem es liegen könnte, beträgt
30 bis 35 Grad in der Verlängerung der Linie, die die Lage des Opfers vorgibt.
Nach meiner Erfahrung ist wohl ein Weichmantelgeschoß verwendet worden. Blei
oder eine sehr nahe an Blei heranreichende Legierung. Möglicherweise war die
Spitze des Geschosses in X-Form angeritzt, was dazu führt, daß der
Einschußkanal dem benutzten Kaliber entspricht, der Ausschuß jedoch so
aussieht, als habe jemand mit einer Faust durch das Gewebe geschlagen. Es ist
noch nicht mal mehr zu erkennen, ob sie hübsch war. Ich würde sagen, daß der
oder die Täter absolute Profis sind. Sie wurde hingerichtet.«

    Â»Stützt der Zustand der Wunde im Gesicht deine Ansicht vom
Zeitpunkt der Tat?« fragte Kischkewitz.

    Â»Ja, irgendwann zwischen zwei Uhr und sechs Uhr heute morgen.
Ihr könnt ihr jetzt an die Figur.«

    Â»Sämtliche Taschen leeren«, ordnete Kischkewitz an. »Udo, das
machst du mit deinen Pianistenhänden. Und sei vorsichtig und hole auch Staub
aus den Taschen, ich will wissen, wie ihre Wohnung aussieht, welche Teppiche
dort liegen und so weiter. Es ist anzunehmen, daß sie ihren Mörder mit dem
Jackett berührt hat. Dort müßten Gewebefasern zu finden sein, aus denen
hervorgeht, was der Täter trug.«

    Â»Er ist wirklich gut«, sagte ich über die Schulter zu Kalle.

    Jemand meinte nachdenklich: »Ich möchte wissen, ob sie aus der
Eifel ist.«

    Â»Wahrscheinlich nicht«, mutmaßte Kischkewitz. »Sie sieht aus
wie eine gepflegte Stadttussi. Die Sorte, die dauernd flötet, wie ungeheuer
schön die Eifel ist und dabei ihrem BMW Z 1 die Sporen gibt.«

    Der Oberstaatsanwalt drängte: »Taschen ausleeren, damit wir
weiterkommen.« Etwas klingelte an ihm, und er zog ein Handy aus der Tasche und
bewegte sich abseits.

    Der junge Mann mit den Pianistenhänden kniete neben der Toten
nieder und legte einige kleine Plastikbeutel in das Gras. »Schreibst du mit,
Gerd? Ich fange mit der linken Innentasche des Sakkos an. Nichts. Ich nehme
unten in den Ecken Flusen auf und tüte sie ein. Jetzt die andere Innentasche,
also rechts. Hier ist etwas. Moment mal.« Er zog einen Reisepaß heraus, rot und
neu, und schlug ihn auf.

    Â»Sie war eine Schönheit. Sie heißt Erika Schallenberg und ist
sechsundzwanzig Jahre alt, wohnhaft in Düsseldorf. Beruf Mannequin. Was, zum
Teufel, tut die hier im Eifler Busch?«

    Â»Wenn wir gut sind, werden wir es herausfinden«, sagte
Kischkewitz. »Nimm auch dort Flusen mit. Wie lautet die genaue Adresse?«

    Â»Immermannstraße 112. Das dürfte in der Innenstadt sein,
ziemlich nahe an der Altstadt und der Kö. Ich spüre neben Flusen noch etwas.
Tabakreste, jedenfalls sieht das so aus.«

    Â»Eintüten«, nickte Kischkewitz. »Ich rufe jetzt Düsseldorf an.«
Er ging hinunter auf die Straße.

    Â»Offensichtlich war es dem Mörder scheißegal, wie schnell sein
Opfer identifiziert wird«, murmelte Kalle. »Er hätte die Papiere doch nur in
irgendeinen Gully zu schmeißen brauchen.«

    Â»Das sieht nach dem Alptraum aller Mordkommissionen aus, das
riecht nach einem Auftragskiller.« Der Oberstaatsanwalt kratzte sich am Kopf.

    Â»Ich muß direkt auf Sendung«, sagte Kalle. »Was darf ich sagen
und was nicht?«

    Â»Nehmen Sie die Tatsache, daß wir eine Frau gefunden haben.
Erschossen. Lassen Sie Namen und Adresse weg. Körpergröße 173 Zentimeter, Alter
ungefähr 25, sehr gepflegte Erscheinung. Wir haben einen Ermittlungsvorsprung,
wenn wir so tun, als wüßten wir nicht, wer sie ist.«

    Â»Da fällt mir ein«, mischte ich mich ein, »daß wir noch nicht
wissen, wer sie gefunden hat.«

    Â»Ein Bauer aus Kopp, der zum Heuen fuhr. Es wäre gut, wenn Sie
erwähnen könnten, daß wir
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