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Eifel-Jagd

Eifel-Jagd

Titel: Eifel-Jagd
Autoren: Jacques Berndorf
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Mit viel
Gefühl zerschlug sie ein Ei. »Ich bin Holländerin, ich habe eine gehörige
Portion Liberalität mitbekommen. Und ich bin ein guter Bulle. Und wir haben
letzte Nacht beschlossen, daß ich mich im nächsten Jahr pensionieren lasse.
Dann werde ich die Geschichte der Kripo in Holland schreiben, ein katastrophal
vernachlässigtes Thema. Soll ich Bratkartoffeln dazu machen?«

    Â»Das wäre gut, ich schäle die Kartoffeln. Was hat Dinah
eigentlich gesagt heute nacht?«

    Das letzte Ei landete in der Pfanne. »Die stellen wir dann
warm. Tja, was hat sie gesagt? Im Grunde gar nichts. Sie hat Rotz und Wasser
geheult und sich an die Brust von Rodenstock geflüchtet.« Emma grinste. »Er war
natürlich angetan. Was hat sie dir gesagt?«

    Â»Nichts. Nur, daß sie geht. Sie hat erwähnt, es ginge ihr
schlecht, sonst nichts.«

    Â»Sie wird zurückkommen.« Das klang wie eine Selbstverständlichkeit.

    Â»Oh, bitte nicht« sagte ich hastig. »Ich weiß gar nicht, ob ich
sie wiederhaben will.«

    Â»Sieh einer an!« erwiderte sie verblüfft. »Riechst du die
Freiheit?«

    Â»So könnte man es formulieren.«

    Â»Aber sie ist kaum weg.« In ihrer Stimme war leichte Empörung.

    Ich begann die erste Kartoffel zu schälen. »Seit wann weißt du
denn, daß sie gehen wollte? Ihr habt doch miteinander telefoniert.«

    Â»Seit einem Vierteljahr etwa. Sie wurde immer unruhiger, sie
sagte oft, daß sie etwas auf die Beine stellen müsse. Sie sagte wörtlich: Auf
die Beine stellen. Sie wolle eigenes Geld verdienen, auf keinen Fall mehr von
dir abhängig sein. Ich habe ihr gesagt, du lebst nicht in einem luftleeren
Raum, aber sie wollte das nicht hören. Soll ich Speck für die Bratkartoffeln
nehmen oder Schinken?«

    Â»Schinken. Was wird sie tun?«

    Â»Ich vermute, sie wird sich einen Job suchen und versuchen, auf
die Beine zu kommen. Sie hat gar keine andere Möglichkeit. Außer, Rodenstock
nimmt sie als Tochter an.« Sie lachte erneut und schälte eine Zwiebel. »Nimm
Distelöl für die Bratkartoffeln. Du hast gedacht, deine Welt bricht zusammen,
oder?«

    Â»Ja, das habe ich gedacht. Würdest du doch auch, wenn
Rodenstock plötzlich sagt: Ich gehe, oder nicht?«

    Â»Das wäre schlimm«, nickte sie.

    Â»Was soll ich denn machen, wenn sie wieder vor der Haustür
steht?«

    Â»Ich würde dir dringend anraten, energisch zu werden. Manche
Frauen mögen das. Jetzt laß uns von anderem reden.«

    Also sprachen wir über anderes, während die Bratkartoffeln erst
glasig und dann braun wurden. Gegen ein Uhr sagte Emma erschrocken: »Ich muß
heim, Rodenstock wird sich schon wundern, wo ich bleibe.«

    Das Telefon schrillte, und Emma murmelte: »Das wird er sein.«
Sie ging hinüber ins Wohnzimmer, und ich hörte sie sagen: »Bei Baumeister.«
Dann wurde sie lebhaft. »Oh nein, es geht ihm gut, mein Lieber.« – »Ja, ich
wollte gerade fahren. Ist Dinah noch da?« – »Ach so. Nun gut, bis später.«

    Sie kam in die Küche zurück. »Ich soll dich grüßen, er wird
sich noch melden. Dinah ist zu irgendwelchen Freunden weitergefahren.«

    Â»Wie schön für sie«, entgegnete ich teilnahmslos. »Grüß mir
meinen Rodenstock.«

    Ich dachte darüber nach, wie ich die Frage formulieren sollte.
Der Erfolg hing ausschließlich von der Formulierung ab und von der
Glaubwürdigkeit einer gänzlich unwichtigen Nebensache, die ich daraus machen
wollte.

    Emma lief vor mir her in den Flur und dann auf den Hof hinaus.
Ich wartete, bis sie den Volvo angelassen hatte und mir zulächelte.

    Â»Weißt du was?« murmelte ich geistesabwesend und gedankenschwer.
»Ich würde für mein Leben gern wissen, was sie an dem Kerl findet.«

    Augenblicklich explodierte sie und sagte heftig in ihrem
niederländischen Deutsch: »Gar nix! Der ist doch nur der Pausenfüller. Sie
mußte sich beweisen, daß sie noch begehrenswert ist.«

    Dann bekam sie große kugelrunde Augen, weil ich grinste. Sie
schrie: »Scheiße!« und schlug wütend auf das Lenkrad. »Das war nicht fair,
Baumeister. Du hast mich gelinkt.« Sie hatte ihre edle Blässe verloren, sie
hatte ein gerötetes Gesicht, und ihre Augen waren schmal.

    Â»Das ist mir scheißegal«, sagte ich und ging ins Haus zurück.

    Eine
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