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Eichmann-Syndikat: Tom Sydows fünfter Fall (German Edition)

Eichmann-Syndikat: Tom Sydows fünfter Fall (German Edition)

Titel: Eichmann-Syndikat: Tom Sydows fünfter Fall (German Edition)
Autoren: Uwe Klausner
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Aharoni, 1921 in Frankfurt an der Oder geborener
Sohn eines wohlhabenden Anwalts, wusste es besser. Das Haus in der Garibaldistraße
stand nicht leer. Es diente als Versteck. Als Versteck eines Mannes, auf dessen
Fährte er war. Ein Mann, der zu den meistgesuchten Verbrechern seiner Zeit zählte.
    Einsatz
beenden? Kein Gedanke daran. Nicht jetzt, nach monatelangen Ermittlungen, Recherchen
und bis ins Detail geplanten Operationen, bei denen nichts dem Zufall überlassen
worden war. Und das alles auf dem Boden eines souveränen Staates, dessen Behörden,
allen voran die Polizei, keinen blassen Schimmer davon besaßen. Riskanter, um nicht
zu sagen wahnwitziger, ging es wirklich nicht. Nur ein winziger Fehler, nur ein
einziges unbedachtes Wort, nur eine einzige, zum falschen Zeitpunkt stattfindende
Ausweiskontrolle – und er, Zvi Aharoni, wäre geliefert. Und mit ihm ein knappes
Dutzend Agenten, die Teil der geplanten Kommandoaktion waren.
    Acht Uhr.
Auf die Minute genau. Um sich abzulenken, warf Aharoni einen Blick hinüber zur Haltestelle,
an der, so hoffte er, das Objekt seiner Bemühungen demnächst aus dem Bus steigen
würde. Fehlanzeige. Alles, aber auch alles schien sich gegen ihn und die drei Agenten,
mit denen er hier Position bezogen hatte, verschworen zu haben.
    Rückzug
oder alles auf ein Karte setzen, Risiko oder auf Nummer sicher gehen? Genau das
war momentan die Frage. Die Chancen standen fifty-fifty, das Unternehmen auf Messers
Schneide. Aharoni rutschte nervös hin und her. Und was, wenn es fehlschlagen würde?
So schnell würde die Gelegenheit, den Buchhalter des Todes zu fassen, nicht wiederkommen.
Wer weiß, am Ende hatte die argentinische Polizei vielleicht Lunte gerochen. In
einem Land, wo es von Nazi-Größen wimmelte, war auf nichts und niemanden Verlass.
Leute wie Mengele [2] ,
Roschmann [3] und Schwammberger [4] konnten sich hier
frei bewegen. Verfügten über ausgezeichnete Verbindungen, bis in den Präsidentenpalast.
Oder bis in die deutsche Botschaft. Und wer, fragte er sich, garantiert mir, dass
unsere Tarnung hält? Kein Mensch. An Kleinigkeiten, das wusste er nur zu gut, waren
schon ganz andere gescheitert als er. In der Hauptsache am Faktor Zufall. Ein brandgefährlicher,
wenn nicht gar der Widersacher überhaupt.
    Dennoch:
Aufgeben kam nicht infrage.
    Das waren
er, Zvi Malchin, Zeev Keren und Rafi Eitan, der auf dem Rücksitz der Limousine kauerte,
ihrem Volk schuldig. Ihrem Volk und den Millionen Toten, die der Biedermann, hinter
dem sie her waren, auf dem Gewissen hatte.
    »Wird allmählich
Zeit!«, murmelte Aharoni, eher an die eigene als an die Adresse seines Vorgesetzten
gerichtet, dem die Leitung der Operation übertragen worden war. »Was machen wir
eigentlich, wenn er nicht …«
    »Er wird
kommen!«, knirschte Rafi Eitan, geboren in einem Kibbuz und fünf Jahre jünger als
der mit 17 nach Palästina emigrierte deutsche Gymnasiast, » warte! «.
    Aharoni
nickte, nahm die Bushaltestelle erneut ins Visier – und war plötzlich hellwach.
»Da drüben!«, stieß er hervor, tastete nach dem Zündschlüssel und ließ den Mann,
der dem Bus der Linie 23 entstieg, nicht aus den Augen. »Zielperson im Anmarsch!«
    Zvi Aharoni,
Fahrer, Personenfahnder und Verhörspezialist in einer Person, zwang sich zur Ruhe.
Von nun an war er zum Zusehen verdammt. Keren und Malchin waren an der Reihe. Die
waren kräftiger als er. Laut Plan würde Letzterer, am linken Kotflügel über die
geöffnete Kühlerhaube gebeugt, so tun, als versuche er eine Panne zu beheben. Keren,
durch die Kühlerhaube verdeckt, befand sich ebenfalls in Wartestellung. Beim Herannahen
von Klement, so der Plan, würde sich Malchin aufrichten, ihn ansprechen, packen,
auf den Rücksitz bugsiern und zusammen mit Eitan in Schach halten. Und er, Aharoni,
würde Vollgas geben. Und zusehen, dass ihnen niemand folgte.
    Falls Klement,
nur noch 80 Meter von der startbereiten Limousine entfernt, keinen Verdacht schöpfte.
Und falls ihnen der Zufall keinen Strich durch die Rechnung machte.
    Doch dem
schien nicht so. Alles lief nach Plan. Das zweite, unweit der Einmündung in die
Garibaldistraße geparkte Einsatzfahrzeug schaltete das Fernlicht an. Klement reagierte
nicht darauf, setzte seinen Weg unbeirrt fort. Aharonis Atem ging rascher. 20, maximal
30  Sekunden. Dann war es so weit.
    Und was,
wenn es sich um eine Verwechslung handelte? Um ganz sicher zu sein, nahm der Mossad-Agent
sein Fernglas zur Hand und richtete es auf den Mann, der
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