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Effington 06 - Verborgene Verheissung

Effington 06 - Verborgene Verheissung

Titel: Effington 06 - Verborgene Verheissung
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beträchtliche Summe darauf verwetten, dass die fragliche Dame schon weitaus trügerischere Gewässer durchschifft hat, als ohne Begleitung durch London zu wandern. Ich vermute mal, sie ist daran gewöhnt, mit der unerfreulichsten aller Lebensformen umzugehen.« Er zog die Tür zu Whitings Büro auf und grinste seinen Freund an: »Mit Kindern.«
     
    Keine zwei Stunden später waren mysteriöse Frauen, energische Gouvernanten und hilflose Jungfern Marcus' geringstes Problem.
    »Es ist einfach absurd«, erklärte Reggie zum etwa hundertsten Mal, wobei seine Entrüstung sich proportional zum Konsum von Marcus' hervorragendem Brandy steigerte. »Ich kann nicht glauben ...«
    »Ich schon«, unterbrach Marcus ironisch. » Mein Vater war schon immer gut darin, die Leine genau so lang zu lassen, dass ich mich darin verfangen konnte.«
    »Die Leine?« Reggie hielt ihm erneut sein leeres Glas hin.
    »Bildlich gesprochen.« Marcus zuckte die Schultern und füllte das Glas des Viscount. Die zwei hatten es sich in der geräumigen Bibliothek von Pennington House, seit zweihundert Jahren Londoner Domizil der Familie Holcroft und der Earl of Pennington, gemütlich gemacht. Seit sie mündig waren, benutzten die beiden diesen Raum als Zufluchtsort. »Diesmal hat er mir, natürlich ohne mein Wissen, eine seiner Ansicht nach gebührende Zeitspanne eingeräumt.«
    »Dreißig Jahre?« Reggie blinzelte über den Rand seines Glases. »Das wäre also die Leine?«
    »Genau. In den Augen vieler Männer ausreichend Zeit, um sich eine Braut seiner Wahl auszusuchen. Durch mein Versäumnis, dies zu tun, habe ich jenes Recht nun eingebüßt.« Marcus lehnte sich an den Schreibtisch und nippte nachdenklich an seinem Brandy. »So wenig mir der Gedanke zusagt, dass diese Wahlmöglichkeit mir nun genommen wurde, muss ich doch zugeben, dass es bemerkenswert schlau angestellt wurde.«
    »Ach ja?«
    »Hätte ich von diesem Stichtag gewusst, so hätte ich womöglich eine Frau aufgrund ihrer gesellschaftlichen Stellung oder ihres Vermögens gewählt. Mein Vater hatte allerdings auch eine romantische Ader. Zuneigung, selbst Liebe wäre nicht in Frage gekommen, wenn ich von seinem Plan gewusst hätte. Er befasste sich sehr mit Herzensdingen.« Marcus grinste. »O ja, er war außerordentlich klug. Ich werde womöglich eines Tages denselben Trick bei meinem eigenen Sohn anwenden.«
    »Also hör mal, Marcus, ich dachte, du seist sehr wütend über die ganze Sache.«
    »War ich auch. Ich bin es auch noch, aber mein Zorn wird durch Bewunderung gemildert.« Er atmete langsam aus. »In Wahrheit, mein lieber Reggie, hat er die Hand aus dem Grab gestreckt und packt mich am ...«
    Die Tür der Bibliothek wurde aufgestoßen, und Lady Helena Pennington stürmte in den Raum wie ein unerbittlicher Windstoß.
    »Marcus Aloysius Grenville Hamilton Holcroft, wirst du dieses Mädchen nun heiraten oder nicht?«
    Reggie sprang aus Panik und Höflichkeit zugleich hastig auf die Füße. Die Witwe des siebten Earl of Pennington hatte diese Wirkung oft auf Menschen, die sie nicht durchschauten. Generell betraf das jeden außer ihrem verstorbenen Gatten und ihrem Sohn. »Guten Abend, Mylady. Es ist mir wie immer ein Verg...«
    Lady Pennington brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen und stellte sich vor ihr einziges Kind. »Nun? Wie wirst du dich entscheiden?«
    »Guten Abend, Mutter«, sagte Marcus besänftigend. Er war unendlich dankbar, den Hang seiner Mutter zu dramatischen Auftritten nicht geerbt zu haben. »Ich sehe, du hast die Nachricht erhalten.«
    »Selbstverständlich. Ich war hier, als Mr. Whiting heute Morgen mit der furchtbaren Kunde auftauchte. Du warst selbstredend mal wieder nirgendwo zu finden.«
    »Man stelle sich vor.« Marcus versuchte die Anschuldigung zu belächeln.
    Er liebte seine Mutter, wie es jeder gute Sohn sollte, doch vorzugsweise aus der Entfernung. Das Haus in London und Holcroft Hall auf dem Land waren groß, und auch die Interessen von Mutter und Sohn unterschiedlich genug, um ihnen ein friedliches Zusammenwohnen während der wenigen Monate zu erlauben, die das erforderlich machten. Schon lange dachte Marcus über den Erwerb eines eigenen Stadthauses nach, wenngleich sich ihre Pfade nur selten kreuzten. Marcus hielt das für das Beste, und er ging davon aus, dass es seiner Mutter ähnlich ging.
    »Hättest du dein Leben bisher nicht so vergeudet, wärest du längst verheiratet und hättest mit etwas Glück bereits einen Erben.« Lady
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