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Effington 06 - Verborgene Verheissung

Effington 06 - Verborgene Verheissung

Titel: Effington 06 - Verborgene Verheissung
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unterdrücken. Ganz eindeutig versuchte die junge Frau herauszufinden, ob er lediglich unhöflich oder tatsächlich stumpfsinnig war.
    »Sie müssen ihn entschuldigen, Miss.« Reggie schob Marcus zur Seite und tippte sich an den Hut. »Er hält sich für sehr geistreich. Nach diesem schrecklichen Jagdunfall im letzten Jahr ist er nie wieder derselbe geworden.« Reggie beugte sich zu der Frau vor, die ihn im gleichen Maße mit Neugier wie Vorsicht beäugte. »Wissen Sie, er wurde mit einem Bock verwechselt. Direkt in den ...«
    »Sir!« Die Stimme der Lady klang schockiert, doch Marcus hätte schwören können, ein winziges Blitzen widerstrebender Erheiterung in ihren Augen zu entdecken.
    »Das reicht jetzt«, sagte Marcus bestimmt. »Es ist vollkommen an den Haaren herbeigezogen. Ich kann Ihnen versichern, ich wurde noch nie irgendwohin getroffen, weder aus Versehen noch absichtlich.«
    »Das fällt mir außerordentlich schwer zu glauben.« Der ungehaltene und vage vertraute Gesichtsausdruck der jungen Frau war zwar unverändert, aber nun war Marcus sich sicher, dass sie — wenn auch widerwillig — amüsiert war. »Es würde mich nicht überraschen, wenn schon einige Schüsse auf Ihre Person abgegeben worden wären, und wenn nur wegen Ihrer arroganten Art.«
    Reggie lachte. »Jetzt hat sie dich, mein Alter.«
    »Das stimmt«, gab Marcus lässig zurück.
    Reggie grinste sie verschwörerisch an. »Es gibt unzählige Menschen, die ihn gerne erschießen würden, Miss. Doch es war nur ein Wunschdenken von meiner Seite, dass es wirklich geschehen ist.«
    »Mein Freund ist leicht zu erheitern.« Marcus trat zur Seite und nickte freundlich. »Ich fürchte, wir haben Sie schon zu lange aufgehalten. Ich bitte nochmals um Vergebung, Miss.«
    »Gewiss.« Sie reckte das Kinn und marschierte an ihnen vorbei die Treppe hinunter.
    Marcus betrachtete ihren wohlgeformten Körper mit Anerkennung und beschäftigte sich kurz mit dem Gedanken, dass diese Frau mehr zu verbergen hatte, als er auf den ersten Blick erahnen konnte. Nicht, dass es ihn etwas anginge.
    »Sie ist ohne Begleitung, Marcus.« Reggies Blick folgte der Gestalt, wie sie rasch die Treppe hinunter verschwand. »Nicht einmal ein Dienstmädchen dabei. Seltsam, findest du nicht? Sie drückt sich gewählt aus, offenbar eine Frau mit Niveau.«
    »Ja, aber die Armelaufschläge waren abgewetzt«, erwiderte Marcus nachdenklich. »Und ihr Kleid war völlig unmodern.«
    »Und hässlich. Zu ...«
    »Förmlich? Steif? Langweilig?«
    »Genau.« Reggie nickte. »Wie schade. Ich möchte wetten, dass sich unter diesem tristen Kleid eine betörende Figur verbirgt und hinter diesen Augen eine faszinierende Geschichte. Möglicherweise ist sie das Opfer abscheulicher Umstände, für die sie nicht verantwortlich ist. Und benötigt dringend Unterstützung, oder gar Rettung. Ich sollte wahrscheinlich ...«
    »Das solltest du ganz sicher nicht.« Marcus packte seinen Freund entschlossen am Ellbogen und dirigierte ihn in Richtung Korridor zum Büro des Anwalts.
    Viscount Berkley, Reginald, Reggie, war Marcus' ältester und engster Freund. Ihre Landgüter lagen in direkter Nachbarschaft, und die Männer waren zusammen aufgewachsen. In vielerlei Hinsicht waren sie wie Brüder. In anderer hätten sie unterschiedlicher nicht sein können.
    Reggie besaß die lästige Neigung, sich als Ritter in glänzender Rüstung zu sehen, der schöne Mägde und hilflose Jungfrauen rettet. Meistens wünschte die fragliche Dame weder die angebotene Rettung, noch bedurfte sie ihrer. Und jedes Mal bot Reggie neben seiner Hille auch sein Herz dar.
    Was Marcus betraf, so war er ganz sicher kein Retter hilfloser Damen. Vielmehr hatte er schon immer einen Hang zum Mysteriösen gehabt, und seine Gedanken verweilten noch ein wenig bei dem Rätsel zweier bezaubernder Augen, eines hübschen runden Hinterteils und einer Ausstrahlung, die nicht zu den sichtbaren Lebensumständen passen wollte. Seiner Erfahrung nach hielten nur Damen seines eigenen Standes dem Blick eines Gentlemans mit der unbeirrbaren Direktheit stand, die sie gezeigt hatte; und selbst in diesen Kreisen waren solche Damen selten. Ja, die einzigen Frauen, die jemals so bestimmt und direkt mit ihm gesprochen hatten, waren mit seiner Erziehung betraut gewesen. Seine Mutter natürlich, Kindermädchen, Gouvernanten ...
    Er lachte. »Ich wage zu behaupten, dass deine hilflose Maid mehr als in der Lage ist, auf sich selbst aufzupassen. Ich würde sogar eine
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