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Effington 06 - Verborgene Verheissung

Effington 06 - Verborgene Verheissung

Titel: Effington 06 - Verborgene Verheissung
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direkt in die Augen. »Für die oberen Klassen hat die Ehe kein anderes Ziel, als sich an Titel und Eigentum zu klammern. Meine Mutter starb, als ich noch sehr jung war, bei dem Versuch, meinem Vater einen männlichen Erben zu schenken — dem einzig wahren Zweck dieser Verbindung. Die Ehe meiner Schwester entfremdete sie von Familie und Freunden. Ich habe keine Ahnung, wo sie sich befindet, und sie hat auch nie den Versuch gemacht, in Kontakt mit mir zu treten.«
    Ein gequälter Ausdruck trat in Whitings Gesicht. »Miss Townsend ...«
    Sie brachte ihn mit einer Geste zum Schweigen. »Mr. Whiting, bitte lassen Sie mich ausreden. Selbst wenn die Ereignisse in meiner eigenen Familie mich nicht vom heiligen Stand der Ehe abgebracht hätten, dann hätten das die Beobachtungen in den Häusern meiner Arbeitgeber sicherlich erreicht.« Sie holte tief Luft. »Ich gebe gerne zu, dass ich keine übermäßig kompetente Gouvernante bin. Um ehrlich zu sein, hegten die Kinder in meiner Obhut, abgesehen von ein oder zwei Ausnahmen, keine große Sympathie für mich, und ich muss gestehen, dass ich diese mangelnde Zuneigung erwiderte. Das war jedoch nicht der einzige Grund für mich, meine Anstellungen zu verlassen.«
    Sie zögerte, unsicher, wie sie fortfahren sollte. Von Anfang an hatte sie das sonderbare Gefühl gehabt, dass alles auch ihre eigene Schuld gewesen war. Dass sie ihr dunkelrotes Haar nicht straff genug frisiert hatte. Dass ihre Kleidung nicht schlicht genug gewesen war, um ihre — zu ihrem eigenen Unbehagen allzu üppige — Figur zu verbergen. Oder dass sie nicht unterwürfig genug gewesen war, um die Aufmerksamkeit von Männern zu vermeiden, die eine unverheiratete Frau in ihrer Position als Freiwild für ihre lüsternen Triebe betrachteten.
    »In meiner ersten Anstellung glaubte der Hausherr und Vater meiner Zöglinge, meine Pflichten schlössen über die Betreuung seiner Kinder hinaus auch die Betreuung seiner eigenen« — sie zog eine Grimasse — »Bedürfnisse mit ein. Natürlich weigerte ich mich und kündigte auf der Stelle.«
    »Wie schauderhaft«, murmelte Whiting.
    »Meinen zweiten Arbeitgeber suchte ich so sorgfältig aus wie er mich. Unglücklicherweise unterzog ich seine Bekannten nicht der gleichen strengen Prüfung. Es gab einen unschönen Vorfall eines späten Abends, bei dem ich die Avancen eines Gastes abwehren musste, der sich in meine Gemächer geschlichen hatte.« Sie schauderte bei der Erinnerung an die Berührung gieriger Hände und fordernder Lippen, von der sie erwacht war. Und an die Furcht. »Ich konnte ihn mit Hilfe eines Nachttopfs überreden, von mir abzulassen.«
    »Du lieber Himmel!« Whiting war schockiert. »Waren Sie unversehrt?«
    »Ich konnte meine Tugend bewahren; die Anstellung jedoch nicht.« Sie zuckte die Schultern. »Es gab ähnliche Vorfälle in weiteren Anstellungen, und jedes Mal war der betreffende Gentleman verheiratet, was ihn aber nicht von seinen lüsternen Annäherungsversuchen abhielt. Das Mindeste, was man von einem Gatten erwarten kann, sollte doch Treue sein.« Sie schüttelte den Kopf. »Doch dem Ehemann, der dieses Prinzip verstanden hat, bin ich noch nicht begegnet.«
    »Es ist so, Miss Townsend«, sagte Whiting langsam. »Ihr Vater hat Vorkehrungen für einen ganz bestimmten Ehemann getroffen.«
    »Tatsächlich?« Einen Augenblick sah sie ihn fassungslos an. Dann lachte sie. »Mr. Whiting, das ist ja außerordentlich amüsant. Und es ist auch erfreulich zu erfahren, dass mein Vater mich immerhin für wert erachtete, solch ein Arrangement zu treffen. Also«, sie grinste, »wen hat er mir denn zugedacht?«
    »Den Earl of Pennington.« Whiting schob die Unterlagen auf seinem Schreibtisch hin und her. »Ihr Vater und der alte Earl waren in ihrer Jugend sehr gute Freunde. Sie kamen überein, Sie und seinen Sohn miteinander zu verheiraten, sollte der Junge in seinem dreißigsten Lebensjahr noch ledig sein. Das steht in einem der beiden gegengezeichneten Briefen, die mir vorliegen.«
    »Und?«
    »Seine Geburt jährt sich bald zum dreißigsten Mal, und er ist noch unverheiratet.«
    »Verstehe.« Sie dachte einen Moment nach. »Mr. Whiting, verliere ich mein Einkommen oder mein Haus, wenn ich diesen Earl nicht eheliche?«
    Er schüttelte den Kopf. »Sie verlieren gar nichts. Wenigstens nichts, was Sie bereits besitzen. Es ist ein äußerst ungewöhnliches Arrangement, wie das manchmal so ist. Der alte Earl überließ die Brautsuche seinem Sohn, allerdings räumte
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