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Eden Prophecy

Eden Prophecy

Titel: Eden Prophecy
Autoren: Graham Brown
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Feierabend und der Stapel Arbeit auf ihrem Schreibtisch würde genauso aussehen wie acht Stunden zuvor.
    Für Claudia Gonzales war das gleichbedeutend damit, auf der Stelle zu treten.
    Sie betrat ihr Büro, stellte den Kaffee ab und schaltete den Computer an. Während das Gerät hochfuhr, ging sie ins Vorzimmer hinaus und sah auf dem Schreibtisch ihrer Assistentin nach, was während der Nachtstunden hereingekommen war. Die Welt war rund um die Uhr in Betrieb, auch wenn die Regierungsbüros nicht besetzt waren.
    Es gab einen Bericht über die fortgesetzte Blockade des Gazastreifens, einen über die Menschenrechtssituation in Osttimor und einen hausintern verschickten, nicht geöffneten Umschlag.
    »Diplomatisches Material, persönlich und vertraulich« stand auf dem Kuvert. Als Absender war das Büro des Generalsekretärs angegeben, ihr Name stand handschriftlich im Empfängerfeld. Sie nahm alle drei Sachen und ging in ihr Büro zurück.
    Die beiden Berichte enthielten ziemlich sicher keine weltbewegenden Dinge, sie legte sie in ihren Posteingang und ging daran, das große braune Päckchen zu öffnen.
    Es enthielt einen Umschlag mit dem Absender des Generalsekretärs. Neugierig geworden trank sie einen Schluck von ihrem Kaffee, ehe sie das Kuvert mit einem Brieföffner aufschlitzte. Es fühlte sich merkwürdig gummiartig an, fast als wäre es wasserdicht. Sie fragte sich sogar, wie viel der Generalsekretär wohl für Bürobedarf ausgab.
    Sie zog ein gefaltetes Blatt Papier heraus und begann zu lesen.
    Sie werden bestraft werden. Sie alle werden bestraft werden. Wir haben zu lange gewartet und gelitten.
    Ihre Stimmung veränderte sich schlagartig. Die Vereinten Nationen erhielten hundert Drohbriefe in der Woche, meist von Spinnern und geistig labilen Personen, die sich vorstellten, die UN wollten die Welt mithilfe von schwarzen Hubschraubern übernehmen. Wie diese Leute darauf kamen, dass die Vereinten Nationen den Wunsch hegten oder auch nur ansatzweise in der Lage wären, die Welt zu beherrschen, war ihr ein Rätsel. Wenn alles gut ging, schafften sie es mit Mühe, den Frieden in einer abgelegenen, unterentwickelten Weltgegend zu bewahren.
    Sie las weiter.
    Eure Bemühungen haben uns nicht geholfen.
    Ihr stürzt uns mit jedem Tag tiefer in Verzweiflung.
    Im Namen des Fortschritts versklavt ihr uns,
    im Namen der Nächstenliebe lasst ihr uns hungern,
    im Namen des Friedens schlachtet ihr uns ab.
    Wir können nicht länger auf eure Hilfe warten,
    wir werden die Welt selbst ändern.
    Normalerweise nahm Claudia solche Drohungen nicht sehr ernst, aber dieser Brief war ihr intern zugestellt worden. Wer immer ihn geschrieben hatte, hatte Zugang zu Dingen, zu denen er keinen Zugang haben durfte. Die Person, die ihn verschickt hatte, war im Gebäude gewesen. Ihr wurde übel, Gesicht und Hände röteten sich, und sie begann zu schwitzen.
    In unseren Schmerzen sind wir gewachsen. Und ihr habt euch von uns genährt. Ihr glaubt, ihr habt uns geschlagen, aber wer mit Gewalt siegt, hat seinen Feind nur halb besiegt.
    Wir können nicht rückgängig machen, was ihr getan habt, aber wir messen euch euer Teil Leid zu, wir bringen euch mit uns zu Fall. Und Sie sind es, die den entscheidenden Schlag für uns führen wird. Ganz recht, Botschafterin Gonzales, Sie sind das Werkzeug unserer Rache. Wenn Sie bis hierher gelesen haben, tragen Sie die Seuche bereits in sich.
    Ihr Herz wurde kalt, als sie die Worte las. Mit leicht zittriger Hand drückte sie auf ihrer Telefonanlage den Knopf für den Sicherheitsdienst.
    »Security«, sagte eine Stimme.
    »Hier ist …« Sie brach mitten im Satz ab, als sie eine Art rötliche Flüssigkeit sah, die auf der Taste zurückgeblieben war. Sie drehte die Handfläche nach oben und betrachtete sie. Ihre Fingerspitzen und ihr Daumen waren rötlich braun.
    Sie bemerkte einen sonderbaren Geruch und hörte ein kaum wahrnehmbares Zischen. Ihre linke Hand, mit der sie noch immer das Papier hielt, fühlte sich an, als würde sie brennen. Sie schleuderte das Blatt mit einem Aufschrei zu Boden und stieß ihren Stuhl zurück. Als sie aufsprang, stieß sie ihren Kaffee vom Schreibtisch.
    Ihre Handfläche und die Finger waren von einer Art hochroten Flüssigkeit bedeckt und warfen Blasen. Ihr Herz hämmerte laut.
    »Frau Botschafter?«, rief die Stimme über das Telefon. »Alles in Ordnung? Frau Botschafter?«
    Unfähig zu sprechen starrte sie auf das Blatt Papier und beobachtete, wie ein merkwürdiger roter Fleck von
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