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Eden Prophecy

Eden Prophecy

Titel: Eden Prophecy
Autoren: Graham Brown
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den Ecken her die Seite durchweichte wie Blut oder Farbstoff. Trotz dieses sonderbaren Effekts blieben die Worte deutlich lesbar. Der letzte Satz in großer Fettschrift lautete:
    Willkommen in der Hölle!

2
    Dubrovnik, Kroatien
    Zwölf Stunden später
    Das ausgedehnte Lagerhaus schien für das Wochenende dichtgemacht zu haben. Keine Aktivitäten, kein Verkehr auf der unangemessen schmalen Straße davor, kein Geräusch aus dem Gebäude. Selbst eine Reihe parallel angeordneter Laderampen auf der Rückseite waren leer, die garagenartigen Tore zugezogen und abgesperrt.
    Ein Mann mit dunkler Sonnenbrille und schwarzer Lederjacke sprang auf eine der Rampen. Trotz des offenkundigen Mangels an Betrieb ging er davon aus, dass eine Palette mit Waren auf ihn wartete.
    Er näherte sich dem Tor, eine Aktentasche in einer Hand, eine 45er in der anderen. Er spähte durch ein kleines Fenster auf Augenhöhe.
    Erst sah er nichts weiter als sein eigenes Spiegelbild: kurz geschnittenes dunkles Haar, Krähenfüße um die Augen, die nun von der Sonnenbrille verborgen wurden, Zweitagebart im Gesicht. Er bemerkte die kleine waagrechte Narbe, die quer über einen Wangenknochen lief.
    Er drückte das Gesicht ans Fenster. Das verzerrte Spiegelbild verschwand, und er sah vier bewaffnete Männer in dem Lagerhaus, die gelangweilt und ungeduldig aussahen. Er klopfte mit dem Lauf seiner Waffe an das Fenster und trat einen Schritt zurück.
    Die Männer, die er traf, kannten ihn als Hawker, ein Name der im Laufe seiner zehn Jahre auf der Flucht zu seiner Persönlichkeit geworden war. Früher war er ein rasant aufgehender Stern bei der CIA gewesen, doch ein Zwischenfall, der außer Kontrolle geraten war, kostete ihn alles. Die Jahre seither hatte er als Söldner und Waffenhändler verbracht, und als ein Mann, den man als letzten Ausweg anheuerte, wenn die Situation hoffnungslos erschien.
    In einer gewalttätigen Welt, wo er sich selten darauf verlassen konnte, dass die Dinge das waren, was sie zu sein schienen, hatte Hawker gelernt, sich sogar vor sich selbst zu verstecken. Und sein richtiger Name war wie jeder Gedanke an ein normales Leben verschwunden, wie ein Flüstern im Wind.
    Es war ein Schicksal, das er zu akzeptieren gelernt hatte. Eine Wunde, die er sich selbst zugefügt hatte und die vernarbt war, aber nie wirklich heilen würde. Und doch, gerade als er jede Hoffnung aufgegeben hatte, war es zu einem Handel mit genau jenen Regierungsleuten gekommen, die ihn für ein Sicherheitsrisiko hielten: Wenn er für sie tätig wurde, würde man ihn zurückholen und von seiner Vergangenheit befreien.
    Es gab wieder Hoffnung. Hoffnung, dass er eines Tages seinen richtigen Namen wieder annehmen konnte und Treffen wie das bevorstehende zu einer fernen, wenngleich nicht vergessenen Erinnerung geworden waren.
    Auf der anderen Seite des Tors wurden Riegel gelöst, und es begann nach oben zu gleiten. Als es Kopfhöhe erreicht hatte, atmete Hawker zur Beruhigung tief durch und ging hinein.
    Die vier bewaffneten Männer blieben, wo er sie gesehen hatte. Links von ihm schob ein fünfter Mann das Tor gewaltsam wieder zu und verriegelte es.
    »Hier entlang«, sagte der Mann.
    Hawker folgte ihm durch das Lagerhaus. Es war voller teurer Waren. Kisten mit elektronischen Geräten an einer Wand, Pelzmäntel in Reihen, selbst zwei perlweiße Zwölfzylinder-Jaguars mit Turbomotor, noch in Plastikfolie gehüllt, als kämen sie direkt aus der Fabrik.
    Der Führer schien seinen Blick zu bemerken. »Die sind hinten von einem LKW runtergefallen.«
    »Du meinst gerollt«, sagte Hawker.
    Der Mann lächelte. »Ja. Genau das habe ich gemeint.«
    Sie gingen an den gestohlenen Wagen und anderen Gütern vorbei und blieben etwa in der Mitte des Gebäudes stehen. Hier standen zwei verschiedene Stapel langer, rechtwinkliger Kisten. NATO -Kennzeichnungen auf den Kisten waren hastig mit Sprühfarbe übermalt worden, aber stellenweise immer noch sichtbar. Der alphanumerische Code FIM -92 war mühelos lesbar.
    Das waren die Waffen derentwegen Hawker gekommen war: Boden-Luft-Raketen vom Typ Stinger. Eine nicht übermalte » XR «-Kennzeichnung bedeutete, dass sie über Extrareichweite verfügten. Tödlich auf bis zu acht Kilometer.
    Die Waffen waren vor mehreren Jahren aus einem NATO -Konvoi verschwunden. Die CIA nahm an, sie waren auf Vorbestellung gestohlen worden, oder der Dieb hatte schnell gemerkt, dass es zu heiße Ware war, denn bisher waren sie nirgendwo zum Verkauf angeboten
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