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Eden Prophecy

Eden Prophecy

Titel: Eden Prophecy
Autoren: Graham Brown
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nichts.«
    »Von wegen. Sie wissen, dass du mit Amerikanern gearbeitet hast. Sie werden es an dir auslassen, wenn sie uns nicht finden können.«
    Bashir musste ihm recht geben, aber er wollte nicht gehen. Er spürte, sie waren nahe dran an einer wichtigen Sache, an etwas, das mehr zählte als Revolutionen, Waffen und hässliche Machtwechsel.
    »Dieses Symbol«, sagte er und zeigte auf die Tafel. »Ich habe es schon einmal gesehen.«
    Der Wind heulte und schüttelte das Zelt, und Bashirs Verstand drehte sich im Kreis.
    »Es spielt keine Rolle.«
    »Doch!«
    »Nicht, wenn du tot bist.«
    McKenzie schaute aus dem Zelt. »Der LKW fährt los.«
    Bashir hatte keine Wahl. Er wusste, er musste mitfahren. Er sah das Symbol ein letztes Mal an und prägte es sich unauslöschlich ein, dann wandte er sich zum Gehen. Im letzten Moment drehte er sich um und riss die Kupferrolle aus der Hand des Skeletts.
    Als Bashir aus dem Zelt trat, war er entschlossen, seine Entdeckung nicht von den Revolutionären zerstören zu lassen. Er riss eine Zeltstange aus dem Boden, dann eine zweite. Der Wind erledigte den Rest, er blähte das Zelt auf wie einen Ballon und trug es wie einen außer Kontrolle geratenen Drachen über die Wüste.
    Vierzig Meter entfernt wartete ein großer Lastwagen. McKenzie und Davis liefen bereits darauf zu.
    »Komm«, rief McKenzie.
    Bashir schirmte die Augen ab und kämpfte sich gegen den Wind zu dem LKW . Er stieg mit den beiden Amerikanern und drei anderen auf die Ladefläche. Die Kabine war bereits voll.
    In der Ferne hinter ihnen spiegelte sich das Licht in den Windschutzscheiben mehrerer Fahrzeuge. Sie hatten keine Zeit zu verlieren.
    Der Lastwagen fuhr mit einem Ruck an, und Bashir verlor das Gleichgewicht. Als er sich abzustützen versuchte, fiel ihm die Schriftrolle aus der Hand. Sie traf auf die hintere Kante der Ladefläche, wurde von einer heftigen Böe erfasst und segelte in den Sand hinter dem beschleunigenden Fahrzeug.
    Bashir zuckte zusammen, dann packte er McKenzie. »Sag dem Fahrer, er soll anhalten. Sag ihm, er soll anhalten.«
    Seine Worte waren im Heulen des Sturms und dem Dröhnen des Dieselmotors kaum zu verstehen.
    »Zu spät«, rief McKenzie.
    »Nein.«
    In seiner Verzweiflung versuchte Bashir aus dem Fahrzeug zu klettern, aber McKenzie hielt ihn zurück.
    »Lass mich los!«
    »Nein, Ahmad. Es ist zu spät.«
    Inzwischen fuhr der LKW mit fünfzig Stundenkilometern. Die Revolutionäre näherten sich von Osten. Ein Anhalten oder Umkehren war nicht mehr möglich.
    Bei dieser Erkenntnis hörte Bashir auf, sich zu wehren. Er spähte mit zusammengekniffenen Augen zu der Schriftrolle zurück, und sein Mut sank. McKenzie lockerte vorsichtig seinen Griff.
    Es mochte Stunden oder sogar Tage dauern, bis sich das Grab mit Sand füllte, aber die Schriftrolle würde binnen Minuten begraben sein. Und ohne jede Markierung, die den Weg zu ihr wies, würde sie aus der Welt verschwinden, als hätte sie nie existiert.

1
    New York City
    Gegenwart
    Claudia Gonzales ließ kurz ihre Ausweiskarte am Kontrollpunkt vor dem Gebäude der UN -Generalversammlung sehen. Es war im Grunde nicht nötig, die Wachen kannten sie gut, und zu dieser Morgenstunde – kurz nach 6.00 Uhr an der Ostküste – trafen erst wenige Diplomaten ein.
    Sie winkten sie schleunigst durch. Die zweithöchste Vertreterin der amerikanischen Delegation, die stellvertretende Botschafterin ihres Landes bei den Vereinten Nationen, war niemand, den man warten ließ.
    Mit einer Aktentasche in einer Hand und einem großen Mocca Latte in der anderen fuhr Miss Gonzales in einem sicheren Aufzug in den 11. Stock des oft fotografierten monolithischen Gebäudes.
    Vor ihren Mitarbeitern im Büro zu sein war eine Gewohnheit, die die stellvertretende Botschafterin seit Beendigung ihres Jurastudiums kultiviert hatte. Zum einen gab sie damit ein gutes Beispiel; es war schwierig für ihre Mitarbeiter, sich gehen zu lassen oder sich zu beschweren, wenn die Chefin härter arbeitete als alle anderen. Zum anderen hatte es auch einen praktischen Nutzen. Der frühe Vogel fing nicht nur den Wurm, für die vielbeschäftigten Menschen dieser Welt war der frühe Morgen häufig die einzige Zeit, in der sie bestimmte Dinge erledigen konnten.
    In einer Stunde würden die Telefone zu läuten anfangen. Kurz danach begannen die Termine, und dann kamen die nachmittäglichen Telekonferenzen, gefolgt von Pressekonferenzen und öffentlichen Anhörungen. Ehe sie sich’s versah, war
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