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Edelmann und Satansfreund

Edelmann und Satansfreund

Titel: Edelmann und Satansfreund
Autoren: Jason Dark
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Gegenstand erkannt.
    Eine Kette!
    Ich bin angekettet! schoß es ihr durch den schmerzenden Kopf. Man hat mich angekettet wie einen Hund! Wie ein wildes Tier, das sich jemand zum Spaß hält.
    In diesen Augenblicken dachte sie nicht an den Ritter, sondern nur daran, daß man sie, einen freien Menschen, angekettet hatte wie einen Schwerverbrecher.
    Das nahm ihr einen Teil des Lebensmutes, und ihr Kopf sackte nach vorn. Sie mußte plötzlich weinen. Es war ein überfallartiger Anfall, ein trockenes Schluchzen, verbunden mit einem heftigen Zittern aller Glieder.
    Nach einer Weile hatte sich die Frau wieder gefangen. Sie hob den Kopf an.
    Jetzt war sie innerlich stark genug, um Einzelheiten ihrer Lage ermessen zu können.
    Ein Ring aus Stahl umschloß ihr rechtes Handgelenk. An seiner Außenseite war die Kette befestigt, die auf dem Boden lag und genau dort endete, wo jemand einen Pflock tief in den Boden gerammt hatte.
    Da war das letzte Glied in eine eiserne Schlaufe geschoben worden.
    Hildegard war totenbleich geworden. Vor einigen Jahren hatte sie sich im Orient aufgehalten, wo sie einen Film drehen mußte. Damals war sie auf einen Basar geführt worden. Dort hatten sie einen Tanzbären erlebt, der ebenfalls an eine Kette gebunden war. Hilde hatte sich angewidert abgewandt, denn diese Tierquälerei wollte sie nicht sehen. Nun war mit ihr das gleiche geschehen.
    Sie würde sich bewegen können. Immer nur im Kreis und um den starken Pfosten herum.
    In dieser Zeitspanne wurde ihr richtig bewußt, daß sie sich in der Gewalt des Satansfreundes befand. Er hatte Zeit genug gehabt, um seine Falle aufzubauen, aber er war nirgendwo zu sehen, da konnte sie noch so stark den Kopf drehen.
    Sie blieb sitzen. Aufstehen und laufen wollte Hilde nicht, denn sie dachte an den Tanzbär in Marokko.
    So blieb sie sitzen. Umgeben von einem tiefen Schweigen und den dunklen, alten, schützenden Mauern, die für sie kein Schutz waren. Sie dachte an John Sinclair und auch daran, daß sie selbst einen Fehler begangen hatte. Wäre sie beherrschter gewesen und nicht zu diesem Nägele gegangen, dann hätte John sie beschützen können, wie er es schon einmal getan hatte. Doch ihre Wut und ihr Egoismus hatten sie in diese Lage gebracht, und sie wußte nicht einmal, wie es John Sinclair ergangen war und ob er noch lebte.
    Dieser verfluchte Ritter brauchte ja nicht in der Nähe zu sein. Er hatte sein Opfer sicher. Er konnte sich dort aufhalten, wo er Menschen fand und mit seinem Schwert blutige Beute machen konnte.
    Alles lief darauf hinaus, daß sie die Morgendämmerung nicht mehr erleben würde.
    Eigentlich hätte sie schreien müssen, aber sie blieb stumm. Nicht ein Wort drang über ihre Lippen, die fest zusammengepreßt aufeinander lagen.
    Sie dachte nichts mehr. Sie saß da, vom Druck des breiten Reifens gehalten. In ihrer rechten Kopfseite war trotz der Schmerzen alles dumpf und taub geworden, und sie spürte einen schon unnatürlichen Durst. Das war alles zweitrangig. Für sie war wichtig, daß jemand kam und sie befreite.
    Etwas geschah. Hilde war sehr sensibel geworden, und sie merkte sofort die Veränderung in ihrer Umgebung, obwohl sie noch nichts Genaues erkennen konnte.
    Hinter oder neben ihr lief es ab.
    Noch immer auf dem harten und kalten Boden sitzend, drehte Hildegard den Kopf nach rechts.
    Das sanfte Flimmern in der Wand war einfach nicht zu übersehen.
    Wieder entstand das Bild in dem ältesten Teil des Gemäuers, und sie konnte sehen, wie sich die beiden Knochenpyramiden abzeichneten und in dem Gang dazwischen eine Bewegung entstand.
    Hilde kannte jetzt die Geschichte der Burg in den Umrissen. Das hatte sie Charlie Korn zu verdanken, und sie wußte auch, daß man einen gewissen Rudolf von Zavelsreuth eingemauert hatte, weil es ihm nicht gelungen war, Gold herzustellen.
    Eingemauert war er schon worden. Aber er war nicht tot, denn er zeigte sich so, wie Hilde ihn schon einmal erlebt hatte. Nur brauchte sie jetzt keinem Totenschädel zu folgen, der holpernd über das Pflaster der Straße rollte. Auch dieses Geräusch würde sie nie vergessen, das hatte sich in ihrem Gedächtnis eingegraben.
    Dafür erschien der Ritter.
    Lautlos schwebte er näher, obwohl er seine Beine bewegte. Aber in seinem unheimlichen Gefängnis waren die irdischen Gesetze aufgehoben. Ihn leitete eine andere Kraft, über die Hilde nichts wußte, im Gegenteil zu John Sinclair.
    Er trat aus der Mauer!
    Hilde preßte die freie linke Hand gegen den Mund. Dieser
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