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Edelmann und Satansfreund

Edelmann und Satansfreund

Titel: Edelmann und Satansfreund
Autoren: Jason Dark
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an.
    »John…?«
    »Ja!«
    »Das zweite Mal, John.« Dann sagte sie etwas, das ich nicht begriff. »Ich will kein Tanzbär sein, nein, ich will es nicht.«
    »Schon gut, Hilde, schon gut. Bleib liegen, nur liegen.« Ich erhob mich wieder, weil ich nicht wußte, ob das geweihte Silber den Ritter vernichtet hatte.
    Er lag nicht weit entfernt. Bei normaler Dunkelheit hätte ich ihn nicht so gut sehen können. Aber das aus der Wand dringende Licht tauchte ihn in Schleier.
    Er lebte noch.
    Diesmal hielt er seine Waffe nur mit der linken Hand fest, denn die rechte brauchte er. Ich stand noch nicht vor ihm, als ich sah, was er da tat.
    Ich hatte sein rechtes Bein erwischt. Er umklammerte den Knöchel, und dann riß er das Bein einfach ab. Wie ein altes Stück Holz – es sah zudem auch so aus, denn die Kraft des Silbers hatte es geschwärzt – schleuderte er es weg.
    Es prallte auf und sah kurz danach nicht mehr so aus wie früher, denn es wurde zu einer krümeligen Masse, die mich an alte, trockene Baumrinde erinnerte.
    Diesmal lag er und ich stand.
    Ich schaute auf ihn nieder. Der Helm bedeckte noch immer seinen Kopf.
    Ich wußte nicht, was sich darunter verbarg, aber das kalte Totenlicht in den Augen schien mir nicht mehr so kräftig zu sein. Er sprach nicht, er stöhnte auch nicht. Diese Gestalt blieb stumm, denn ich hatte es hier mit einem Zombie zu tun, der zu seinen Lebzeiten ein Katharer gewesen und einen anderen Weg gegangen war.
    Nur leider den falschen, denn der Teufel gab keinen Rabatt. Wer versagte, starb.
    Es hatte auch keinen Sinn, wenn ich ihm jetzt befahl, den Helm abzunehmen, das mußte ich selbst erledigen und versuchte, in seinen Rücken zu gelangen.
    Plötzlich bewegte er sich. Schlangengleich rollte sich der Satansfreund um die eigene Achse, und wieder trat sein Schwert in Aktion. Er kantete es, rammte die Spitze in den Boden und stemmte sich so in die Höhe.
    Auf einem Bein blieb er vor mir stehen. Er war allerdings kampfbereit, kam auch mit dem einen Bein zurecht, und ich hörte ein mir bekanntes Geräusch, dieses Fauchen, das entsteht, wenn die breite Klinge eines Schwertes durch die Luft pfeift.
    Ich sprang zurück und duckte mich.
    Kein Treffer!
    Aber der eigene Schwung ließ die Gestalt nach vorn taumeln, die sich noch auf einem Bein hielt und sich hüpfend weiter bewegte. Nein, er hatte noch nicht aufgegeben. Er machte weiter, und er wollte auch Hildegard noch töten.
    In seiner unnatürlichen Haltung hüpfte er auf sie zu. Er hob sein Schwert an. Ich war für ihn momentan nicht wichtig, aber diesmal zielte ich sehr genau.
    Die Distanz war günstig, und ich jagte die dritte Kugel in seine rechte Schulter, genau dort, wo der Arm und die Schulter zusammentrafen.
    Eine Sekunde später wäre die Klinge in den Körper der Frau gedrungen.
    So fuhr sie zwar auch nach unten, aber direkt an seiner Gestalt hinab.
    Die Spitze rammte in seinen Fuß hinein, und sie nagelte die Gestalt auf der Stelle fest.
    Gleichzeitig rutschte die rechte Hand vom Griff weg, denn oben an der Schulter löste sich der Arm. Meine geweihte Silberkugel hatte dort ein gewaltiges Loch gerissen, der Arm hielt nicht mehr. Er fiel wie ein dicker Ast zu Boden und war bereits verdorrt, als er aufprallte.
    Noch hatte er seinen linken Arm frei. Er schwang ihn nach vorn. Die Hand klatschte auf den Schwertgriff. Er wollte die Waffe wieder aus seinem Fuß hervorreißen.
    So weit ließ ich es nicht kommen. Mit einer Hand umklammerte ich das rote Tuch an seinem Rand und riß die Gestalt von den Beinen. Wieder fiel sie auf den Rücken.
    Ich riß das Schwert aus seinem Fuß und wuchtete es zur Seite.
    Wehrlos lag der Satansfreund vor mir.
    Das rechte Bein war weg, der rechte Arm ebenfalls, aber der Helm steckte noch auf seinem Kopf.
    Diesmal schaffte ich es, sehr nahe an seinen Hinterkopf zu treten.
    Ich bückte mich. Das Kreuz hing jetzt vor meiner Brust. Es pendelte bei der Bewegung hin und her, und mit beiden Händen umfaßte ich den Helm an den Seiten.
    Dann zerrte ich ihn zurück.
    Er hakte irgendwo fest, so daß ich einen zweiten Versuch starten mußte.
    Diesmal klappte es. Er glitt nun sogar glatt von seinem Schädel. Auch den Helm schleuderte ich zur Seite, um mir den Schädel des vor Jahrhunderten Eingemauerten genau anzusehen.
    Ein Schädel?
    Nein, meine Annahme stimmte nicht. Das war kein Totenschädel, womit ich eigentlich gerechnet hatte. Unter dem Helm hatte sich eine braune, widerliche und leicht glänzende Masse verborgen, die
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