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Edelmann und Satansfreund

Edelmann und Satansfreund

Titel: Edelmann und Satansfreund
Autoren: Jason Dark
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Langsam, kaum vom Boden abhebend, über Steine hinwegschlurfend, die durch die Sohlen drückten.
    Sie lief.
    Sie weinte.
    Aber sie lief weiter.
    Im Kreis, immer im Kreis. Wobei das Mordschwert stets als tödliche Bedrohung nahe ihres Kopfes kreiste…
    ***
    Die Reaktionen auf den schrecklichen Mord waren lokal begrenzt geblieben, denn je weiter ich mich von der Krone entfernte, um so leiser wurden die Stimmen. Obwohl auch andere Bewohner den Lärm gehört hatten und wach geworden waren. Ich hatte noch mitbekommen, daß einige von ihnen ihre Häuser verließen und nach kurzer Orientierung auf das Gasthaus zuliefen.
    Ich entfernte mich von ihm. Die Kühle und auch die Stille einer tiefdunklen Nacht umgab mich.
    Das Gewitter hatte sich verzogen. Jedenfalls hörte ich kein Grollen mehr aus dem Teinachtal in die Höhe dringen. Auch der Wind hatte sich gelegt. Ich spürte ihn nur noch als kühles Lüftchen.
    Auf dem Weg zur Ruine fiel mir ein Vergleich ein. Ich sah mich als den einsamen Westernhelden, der sich dem großen Revolvermann stellte und von der Bevölkerung der kleinen Stadt, die von diesem Schießer terrorisiert wurde, keine Unterstützung erhielt.
    Aber wer hätte mir auch helfen sollen?
    Charlie Korn? Nein, bestimmt nicht. Heinz Brandenburg? Auch nicht. Er war Familienvater. Zudem würde ich keinem normalen Menschen gegenüberstehen, sondern einer Gestalt, die eigentlich schon längst hätte tot sein müssen.
    Aber das war ich gewohnt. Es gab eben Dinge, die jeglicher Logik widersprachen, mit denen ich allerdings zurechtkommen mußte, und das schon seit Jahren.
    Die Bebauung verlor ihre Dichte. Bald war auch das letzte Haus an der Straße verschwunden. Vor mir lag nur noch die Burg.
    Ich betrachtete sie.
    Sie sah aus wie ein düsteres und geheimnisvolles Gemälde. Hoch über die Ruine hinweg bewegte der Wind die Wolken. Manchmal zerstörte er sie auch, dann war der klare, tintenblaue und auch graue Himmel zu sehen, wie blankgeputzt, auf dem sich einige funkelnde Sterne abzeichneten, die als schimmernde Augen in die Tiefe starrten, als wollten sie alles genau beobachten.
    In der Nacht nahm ich die Gerüche auch intensiver wahr. Es roch nach Gras, nach Blüten und nach trockener Erde, denn der Boden lechzte nach Regen.
    Vor mir lag die Brücke. Daneben und auch tiefer schimmerte das Wasser im Graben wie ein schwarzer Spiegel, der sich an der Oberfläche leicht bewegte.
    Nach genau fünf Schritten hatte ich den Anfang der Brücke erreicht.
    Diesmal trat ich vorsichtiger auf, weil ich sie so leise wie möglich hinter mir lassen wollte.
    Mein Blick war auf den Torbogen gerichtet. Darunter war es finsterer als um mich herum. Er wirkte wie ein gefährlicher Tunnel, aber an seinem Ende zeichnete sich der hellere Ausschnitt ab, so daß ich wußte, wo ich hinzugehen hatte. Und ich hörte etwas!
    Mit den Geräuschen, die vom Innenhof der Burg durch den Torbogen zu mir drangen, konnte ich zunächst nichts anfangen. Sie waren mir einfach zu fremd. Zunächst glaubte ich an einen Irrtum, aber dieses ungewöhnliche Klirren blieb, als würde Metall gegen Metall gestoßen. Ich konnte dieses Geräusch nicht einordnen.
    Bis mir einfiel, daß zu einer Ruine Ketten gehörten. Sie waren auch schon im Mittelalter in den Kerkern verwendet worden. Sogar in der heutigen Zeit erlebten sie eine Renaissance, denn in einem Staat der USA wurden Gefangene wieder während der Arbeit angekettet.
    In der Ruine gab es nur eine Gefangene. Nämlich Hildegard von Zavelsreuth. Für mich war es nicht schwer zu erraten, was mit ihr geschehen war.
    Mein Herz klopfte schneller. Ich war nicht der supercoole Typ wie aus dem Film. Ich hatte Gefühle wie jeder normale Mensch. Angst stieg in mir hoch. Hier ging es nicht um mich, sondern um Hilde, eine Frau, die ich vor gut einem Jahr schon einmal aus einer gefährlichen Lage befreit hatte.
    Klappte es auch diesmal?
    Einen Eid hätte ich darauf nicht geschworen, aber ich mußte da einfach durch. Es gab keine andere Möglichkeit. Auch wenn es mich drängte, ich hielt mich zurück, denn ich wollte durch Unbeherrschtheit keinen Fehler begehen.
    Die Holzbrücke lag hinter mir. Ich tauchte mit dem nächsten Schritt in die Dunkelheit des Torbogens ein und dachte an das Echo, das hier entstehen konnte. Es wäre zu verräterisch gewesen. Deshalb bewegte ich mich wieder sehr vorsichtig voran. Selbst über kleinere Steine stieg ich hinweg und kickte sie nicht zur Seite.
    Das Klirren gefiel mir nicht. Für mich war es
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