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Edelmann und Satansfreund

Edelmann und Satansfreund

Titel: Edelmann und Satansfreund
Autoren: Jason Dark
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nichts anderes als eine schreckliche Musik, die einen Gefolterten auf seinem langen Weg der Qual begleitete.
    An der rechten Seite des Durchgangs schlich ich entlang. Ich stellte mich schon jetzt darauf ein, etwas Schlimmes zu sehen. Der nächste Schritt, dann noch einer, und ich stoppte dort, wo der Torbogen zu Ende war.
    Einen Großteil des Burghofes konnte ich überblicken. Ich sah auch den Schatten, der über den Boden wanderte und menschliche Umrisse hatte.
    Um alles zu sehen, mußte ich mich noch weiter nach vorn bewegen.
    Ich ging noch einen Schritt weiter.
    Jetzt war der Blick frei.
    Und ich sah den Ritter ebenso wie Hildegard von Zavelsreuth, der es verdammt schlecht ging…
    ***
    Der Tanzbär auf dem Basar! Ich bin der Tanzbär. Ich bin nichts weiter als ein Tier, das den Befehlen seines Besitzers gehorcht. Nichts anderes bin ich, nur ein Tier… ein Tier…
    Und ich laufe. Ich bewege mich immer im Kreis, weil ich nicht anders kann und schreckliche Angst habe. Ich kann mich nicht wehren. Ich habe verloren. Der andere ist stärker. Er hält mich in seiner Gewalt. Ich bin ihm ausgeliefert. Ich muß laufen, immer nur laufen… laufen…
    Und sie lief.
    Einen Schritt setzte Hilde vor den anderen. Es blieb ihr nichts anderes übrig. Sie wußte nicht einmal, wie viele Runden sie schon gedreht hatte, immer gehalten von der verdammten Kette und durch diesen Stahlring, der ihr rechtes Handgelenk umspannte. Nicht nur von außen hatte er Rost angesetzt, auch an der Innenseite war das Metall längst oxydiert und schabte so hart über die Haut hinweg, daß sie bereits blutig geworden war und so schmerzte, als hätte man Säure in sie hineingeträufelt.
    Hilde dachte irgendwann nicht mehr. Sie lief nur noch. Nicht schnell, das war nicht möglich. Aber sie hielt den Kopf gesenkt und schaute dabei auf ihre Füße. Die Schuhe zeigten bereits eine dicke Staubschicht.
    Die Füße schmerzten. In ihrem Kopf war durch das stetige Laufen ebenfalls einiges durcheinander geraten. Sie schwitzte. Die Stiche in der rechten Kopfseite ließen sie hin und wieder aufstöhnen. Das Haar hing schmutzig und verklebt in ihrem Gesicht.
    Ich muß aussehen wie eine der Hexen, die damals in langer Gefangenschaft gehalten worden waren, und schließlich zur Hinrichtung oder zur Hexenprobe geführt wurden.
    Er war immer hinter ihr.
    Sie hörte ihn. Seine Schritte waren wie die Begleitmusik auf dem Weg in den Tod. Des öfteren stampfte er auf, wenn Hilde zu langsam wurde, und er setzte immer wieder sein Schwert ein. Dann klatschte die Klinge gegen ihren Rücken.
    Hilde ging weiter. Sie taumelte dabei. Es war abzusehen, wann sie es nicht mehr schaffte, sich auf den Beinen zu halten. Dann würde sie einsacken, auf den Boden fallen, liegenbleiben und angekettet wie ein Tier zu seinem Opfer werden.
    Sie sah schon, wie er ihren Kopf abgeschlagen hatte und ihn triumphierend in die Höhe hielt, um später damit eine seiner beiden Pyramiden zu schmücken.
    Sie hörte sich scharf atmen. Viel zu unregelmäßig. Außerdem quälten sie Seitenstiche. Immer dann, wenn sie den Kopf anhob, verschwammen die dunklen Mauern vor ihren Augen zu einem einzigen Brei.
    Wenn ich jetzt stolpere, wenn ich jetzt falle und liegenbleibe, ist alles vorbei!
    Aber sie konnte nicht ewig im Kreis laufen. Obwohl sie nicht schnell ging, verlor sie schon manchmal die Orientierung. Es war nur noch die reine Motorik, die sie auf den Beinen hielt.
    Und es kam, wie es kommen mußte.
    Hildegard stolperte über ihre eigenen Füße. Sie schaffte es nicht mehr, sich zu fangen, obwohl sie in einer verzweifelten Bewegung ihren freien Arm nach vorn streckte.
    Da gab es keinen Halt.
    Sie faßte ins Leere – und sie kippte nach vorn.
    Den Aufprall fing sie mit der linken Hand ab, so traf es sie nicht ganz so hart. Dennoch stachen die spitzen, kleinen Schottersteine gegen ihre Haut, wo sie kleine Wunden hinterließen.
    Auf dem Bauch blieb sie keuchend liegen. Hilde fand nicht einmal die Kraft, einen Hilfeschrei auszustoßen, der Lauf hatte sie kurzerhand fertig gemacht.
    Aber sie konnte hören, wie Rudolf von Zavelsreuth an sie herantrat. Da schabten und kratzten seine Sohlen über den Boden.
    Dicht neben ihr blieb er stehen.
    Sie hatte den Kopf gedreht, die linke Wange gegen die Erde gepreßt. Sie sah nicht, was neben oder über ihr geschah, aber für einen kurzen Augenblick berührte etwas Kaltes ihren Nacken.
    Es war die Klinge.
    Noch immer hatte der unheimliche Ritter kein einziges Wort
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