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Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Titel: Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut
Autoren: Declan Hughes
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nicht zumachen musste.«
    »Früher haben wir immer gedacht, irgendein Freund von Hennessy ist ein hohes Tier bei den Bullen.«
    »Wenn der überhaupt Freunde hat. Aber egal, Tommy hat mir jedenfalls erzählt, dass du Vermisste suchst. Dass du mal einem Paar geholfen hast, seine Tochter wieder zu finden.«
    »Ich habe eine Zeit lang für jemanden gearbeitet, der nach Vermissten sucht.«
    »Na ja, ich habe einfach gedacht … Ich weiß, du musst fix und fertig sein wegen der Sache mit deiner Mutter, aber vielleicht kannst du ja wenigstens mal drüber nachdenken, Ed. Ich wäre dir wirklich sehr dankbar.«
    Und damit mir auch klar wurde, wie sie ihre Dankbarkeit zu zeigen gedachte, fuhr Linda sich mit der Zunge über die Lippen, zog die Stupsnase kraus und schlang mir den Arm um die Taille. Ihr Atem roch süßlich und nach Hefe, sie duftete nach Grapefruit, Zigarettenrauch und sommerlichem Schweiß. Ich hatte Lust, sie nochmal zu küssen, und wollte es gerade tun, da fiel ihr das Glas aus der Hand und zerbrach. Es hinterließ einen ausgefransten, glänzenden Fleck auf den Steinplatten der Terrasse. Mit dem gekonnten Timing einer erfahrenen Trinkerin drehte sich Linda um, fing den Blick der Kellnerin auf und bestellte mit bitterem, reumütigem Lächeln Ersatz. Ich sandte rasch meinerseits ein paar Signale aus und machte mich daran, Linda zu überreden, den Tag langsam zu beenden. Sie hatte immer noch großen Durst und ließ sich nur schwer überzeugen, also musste ich sie daran erinnern, dass wir an diesem Morgen immerhin meine Mutter zu Grabe getragen hatten. Daraufhin fing sie wieder an, zu weinen und sich zu entschuldigen, aber schließlich gelang es mir, sie die Hoteltreppe hinunterzubugsieren. Die Kiesel in der Einfahrt knirschten unter unseren Schritten. Zu beiden Seiten erhoben sich gewaltige Eukalyptusbäume, auf dem Rasen hockten fette Sumachsträucher. Nicht ein einheimischer Baum weit und breit. Linda setzte sich auf den Beifahrersitz meines Mietwagens, und wir fuhren schweigend die Küstenstraße entlang, am Vorort Bayview vorbei. Das Kokosaroma der Ginsterbüsche hing schwer in der warmen Nachtluft. Ich musste an Weihrauch denken und sah wieder die Kirche am Morgen vor mir, das in der Sonne glitzernde Weihrauchfass, den Sarg, das Kreuz und die Gesichter in den Kirchenbänken, an die ich mich nur entfernt erinnerte, die ich aber eigentlich alle kannte.
    Ringsum nichts als Verfall und Heuchelei, Du Unveränderlicher, steh mir bei.
    Am Martello-Turm fuhr ich weiter landeinwärts, durchquerte den alten Pinienwald und steuerte dann die Castlehill Road hinauf. Als wir fast oben waren, erwachte Linda schlagartig zum Leben.
    »Hier die Nächste links, Ed.«
    Kurz vor Castlehill bog ich in eine von Granitmauern eingefasste Zufahrtsstraße ein und hielt schließlich vor einem schwarzen Sicherheitstor. Linda ließ das Fenster herunter und tippte ein paar Ziffern auf einer winzigen Fernbedienung, die sie aus der Handtasche gezogen hatte. Das Tor schwang auf, und sie deutete auf das hinterste der fünf nagelneuen weißen Einfamilienhäuser auf dem Gelände. Ich parkte den Wagen vor dem art-déco-inspirierten Haus mit gewölbten Außenmauern, einer offenen Garage, einem großen Garten und einem Blick von den Bergen bis hinunter zur Bucht. Das vergitterte Tor schloss sich langsam wieder hinter uns.
    »Hübsch«, bemerkte ich.
    »Peters Vater hat die ganze Anlage gebaut.«
    »Hier oben fühlt man sich bestimmt ziemlich sicher.«
    »Manchmal frage ich mich, ob das Tor dazu da ist, Fremde draußen oder uns drinnen zu halten.«
    »Schon schlimm, reich zu sein.«
    Linda lächelte. »Ich beschwere mich ja gar nicht. Aber sicher fühlt man sich nun wirklich nicht dabei.«
    Das Lächeln, das nicht bis zu ihren Augen gekommen war, verschwand wieder. Sie wirkte verängstigt, und das Mondlicht, das durch die Windschutzscheibe hereinfiel, zeigte die Fältchen in ihrem müden Gesicht.
    »Wegen Peter … Ich weiß, es ist nicht der beste Zeitpunkt, Ed …«
    »Erzähl mir, warum du dir solche Sorgen machst. Was glaubst du, was passiert ist?«
    »Keine Ahnung. Ich … Komm doch noch auf einen Drink mit rein oder auf einen Kaffee.«
    »Nein danke. Erzähl mir von deinem Mann.«
    Ein silbergrauer Perserkater tauchte aus der Dunkelheit auf, schlich von Haus zu Haus und löste auf dem Weg in jedem Vorgarten den Bewegungsmelder aus. Er schien das mit Absicht zu machen, aus reiner Bosheit.
    »Peter hat schon seit einiger Zeit Ärger. Ich
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