Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Titel: Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut
Autoren: Declan Hughes
Vom Netzwerk:
glaube, er wird erpresst.«
    »Womit?«
    »Weiß ich nicht. Es gab diese Anrufe. Wenn ich rangegangen bin, wurde aufgelegt.«
    »Eine Affäre vielleicht?«
    Linda schüttelte den Kopf.
    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass es um Geld geht. Ums Geschäft.«
    »Wie läuft das Geschäft denn so?«
    »Machst du Witze? Hast du nichts von unserem gigantischen Immobilienboom gehört?«
    »Das eine oder andere. Die Preise sind ordentlich gestiegen, was?«
    »Sie steigen immer noch. Diese Häuser hier haben in den fünf Jahren ihren Wert verdoppelt. Es ist der helle Wahnsinn.«
    Ich war noch keine sechsunddreißig Stunden in Dublin und hatte einen Großteil dieser Zeit im Bestattungsinstitut und in der Kirche verbracht. Trotzdem war Linda mindestens die Fünfzehnte, die mir versicherte, dass der hiesige Immobilienmarkt sich schwunghaft entwickelte. Ich kam mir vor, als wäre ich in die Jahrestagung des Verbands der Immobilienmakler geraten. Alle gaben sich Mühe, nicht zu prahlerisch zu klingen: Der Boom wurde allgemein als unerwarteter, aber höchst willkommener Segen bezeichnet, etwa so wie das erstaunlich schöne Wetter in letzter Zeit. Aber Angeben blieb Angeben, egal, wie man es verpackte. Linda hatte immerhin die Entschuldigung, dass ihr Schwiegervater, John Dawson, einer der größten Bauunternehmer der Stadt war. Überall in Bayview und Seafield schossen Kräne mit dem Dawson-Logo aus dem Boden – allein von unserem Parkplatz aus sah ich drei. Bei der Landung hatte ich als Erstes nicht die Küste oder die Grünflächen des nördlichen Dublin gesehen, sondern vier gewaltige Dawson-Kräne, die über einer riesigen ovalen Baustelle schwebten. Es wirkte, als hätten sie gerade die Ausgrabungen um den Parthenon beendet und legten jetzt das Fundament für ein neues Einkaufszentrum.
    »Peter ist Buchhalter in der Firma?«
    »Heutzutage heißt das Controller. Läuft aber aufs Gleiche hinaus.«
    »Aber wenn die Branche boomt, was hat er dann für ein Problem? Spielt er? Nimmt er Drogen?«
    »Ich glaube nicht, dass er spielt. Drogen nimmt er manchmal, aber nur zum Spaß. Auch nicht mehr als andere Leute, die wir kennen. Er ist nicht abhängig. Kann sein, dass er zu viel trinkt. Muss ich gerade sagen.«
    »Wozu hat er dann Geld gebraucht?«
    »Er hat irgendwas geredet von Gelegenheiten, die er beim Schopf packen will. Keine Ahnung, was er damit gemeint hat.«
    »Hat er noch anderweitig investiert?«
    »Er besitzt ein paar Wohnungen in der Stadt, um Steuern zu sparen. Um die Vermietung kümmert sich ein Maklerbüro. Und einen Haufen Wertpapiere … wie heißt das noch? … Ein Aktienportfolio. Vielleicht hat er sie aber schon verkauft. In letzter Zeit wirkte er gehetzt, als würde er eine Panik unterdrücken.«
    »Panik?«
    »Ich weiß, das geht uns eigentlich allen so. Tut mir Leid, wenn das irgendwie vage klingt, aber …«
    Sie zuckte die Achseln und schwieg.
    »Wann wurde er zum letzten Mal gesehen?«
    »Letzten Freitag war er auf der Baustelle in Seafield, da wird das Rathaus renoviert. Er musste das Budget mit dem Bauleiter durchsprechen und sollte mich danach auf einen Drink im High Tide treffen. Ich war zwanzig Minuten zu spät, da war Peter schon wieder weg. Seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen.«
    »Hat er kein Handy?«
    »Doch, aber er geht nicht ran.«
    Aus einer Haustür trat ein fetter, braun gebrannter blonder Mann in einem weißen Bademantel und versuchte, den silbernen Kater zu verscheuchen, der ihn aber nicht weiter beachtete. Der Mann kam die Einfahrt entlang, verschränkte die schwabbeligen Arme vor dem Bauch und schaute böse zu meinem Wagen herüber. Ich schaute böse zurück, bis er wegsah. Als er Linda erkannte, drehte er sich um und ging in sein Haus zurück, rotgesichtig und kurzatmig von den Anstrengungen des Abends.
    »Blöder Wichtigtuer«, brummte Linda. »Das Sicherheitstor war seine Idee, aber seit es da ist, steht er jedes Mal am Fenster oder kommt nach draußen, wenn irgendwo ein Blatt vom Baum fällt. Versuch mal, hier eine Party zu machen – der meldet jeden fremden Wagen der Polizei.«
    »Wie versteht sich Peter mit seinem Vater, Linda? Haben sie ein gutes Verhältnis?«
    »Sie sehen sich nicht besonders oft. John Dawson kümmert sich fast gar nicht mehr ums Alltagsgeschäft. Eigentlich geht er nur noch zum Pferderennen aus dem Haus. Ansonsten leben Barbara und er wie die Einsiedler, ganz allein in diesem riesigen Haus oben in Castlehill.«
    »Also keine große Rivalität zwischen Vater
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher