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Echtzeit

Echtzeit

Titel: Echtzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Reitz
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es mir, bitte.« Tom trat näher an ihn heran.
    »Sie schreibt seit zwei Jahren an ein und demselben Song. Das geht ihr so nahe, dass sie es nicht schafft, ihn zu beenden. Sie ist blockiert. Deswegen.« Er reichte ihm das Papier.
    Fassungslos starrte Tom auf das grauweiße Abbild in seinen Händen. Er kannte diese Art Bild schon längst. Nichts weiter als dunkle Schatten waren zu erkennen, die unter Umständen bedrohlich wirken konnten. Am unteren rechten Rand war ein einziger kleiner, weißer Punkt zu erkennen, umhüllt von einer kleinen Blase. Von Paul gab es auch ein paar dieser Bilder.
    »Sie ist schwanger«, flüsterte Tom. »Das Baby ...«
    »Sie war damals schwanger. Sie hat es verloren, Tom. Und fühlt sich schuldig deswegen. Ich hab immer gehofft, dass sie irgendwann darüber hinwegkommt, aber vermutlich bist du der Einzige, der ihr den Schmerz nehmen und sie heilen kann.«
    Tom starrte noch immer das Ultraschallbild an. »Mein Baby?!« Er schluckte schwer.
    Lolli nickte.
    »Warum hat sie mir nie was gesagt?« Neben de vorhandenem Schwermut gesellte sich nun Wut.
    »Sie hat es an dem Tag erfahren, an dem du gegangen bist. Sie wollte dich damit nicht an sich binden. Sie hat wohl gehofft, dass du zu ihr zurückfinden würdest, so wie du es immer getan hast. Doch die Zeit verstrich und anstelle von Hoffnung machte sich die Angst breit, dass du sie für ihr Schweigen hassen könntest.
    Tom wurde es sehr schwer um sein eh schon verkrampftes Herz. »Ich könnte sie nie hassen. Ich liebe sie schon viel zu lange.« Er schüttelte sich, als ob er damit seine Trauer und seine Wut abwerfen könnte. Dann packte er die Gitarre. »Kann ich die mitnehmen?«
    »Was hast du vor?« Lolli legte das Notizbuch zurück in die Schublade.
    »Ich werde alles reparieren.«
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    Kapitel 24
     
    Es war spät geworden, doch Nina tat die Arbeit gut und sie hatte viel geschafft. Dass Tom und Lolli sich den ganzen Tag nicht hatten blicken lassen, war ihr auch mehr als recht. So hatte sie sich wenigstens in aller Seelenruhe einen Überblick verschaffen können und nicht stattdessen die beiden Turteltauben beim Rumschäkern beobachten müssen. Die finanzielle Lage lichtete sich allmählich und so wie es aussah, sollte es nicht lange dauern, bis sie schwarze Zahlen schreiben konnten. Aus den Tiefen des Kellers hatte sie zwei Regale gerettet, die nun mit fein säuberlich beschrifteten Ordnern beladen im Konferenzraum standen. Erschöpft aber zufrieden ließ sie sich auf den weißen Lederzweisitzer, den sie letzte Woche bei Ebay erstanden hatte, fallen.
    »Hey!« Tom klopfte gegen den Türrahmen. »Kann ich reinkommen?«
    Erschrocken blickte sie zur Tür. »Kann ich das verhindern?«, blaffte sie ihn an.
    »Nur, wenn du kündigst«, antwortete er und schenkte ihr sein strahlendes Lächeln. Doch Nina blickte ihn nur angewidert an.
    Als sie den Gitarrenkoffer in seiner Hand entdecke, verwunderte es sie. In all den Jahren, in denen sie ihn kannte, hatte sie ihn nur ein einziges Mal Gitarre spielen hören. Damals auf Jos Geburtstagsfeier und Tom hatte an diesem Abend auch einen ordentlichen Schwips gehabt. Schon witzig, dabei verdankte sie seiner Gitarre ihre Narbe unter dem Auge. Für einen winzig kleinen Moment waren ihre Wut und Enttäuschung auf ihn verblasst.
    »Hör zu, das mit Lol…«
    Nina hob abwehrend die Hand. »Es geht mich nichts an. Wir sind schon längst nicht mehr zusammen.« Während sie das sagte, und widmete sich dann wieder dem Stapel Papiere, den sie vor sich auf dem Tisch liegen hatte.
    »Bitte, Nina. Da war nichts.«
    Er stellte den Gitarrenkoffer ab und ging mit großen, schnellen Schritten zu ihr rüber. Mit einer gezielten Handbewegung drehte er sie zu sich herum.
    »Was soll das?«, keifte sie ihn an.
    »Ich will mit dir reden. Und zwar sofort!»
    »Und wenn ich nicht will?«
    Tom zuckte mit den Schultern. »Dein Problem. Du brauchst ja nichts sagen. Zuhören reicht.«
    Nina wich zurück. So hatte Tom bisher nur einmal mit ihr geredet und das war gewesen, als er sie verlassen hatte. Erinnerungen kamen in ihr hoch. Bruchstückhaft sah sie ihren letzten gemeinsamen Tag. Sah seine Enttäuschung, seine Wut und wie er ihr voller Abscheu die Zeitung entgegenwarf. Glück und Leid waren damals nah beieinandergelegen und hätte sie zu jener Zeit gewusst, was sie gehabt hatte, wäre es nie dazu gekommen, dass sie ihr Baby verlor. Da war sie sich sicher. Aber für das, was heute Morgen geschehen war, trug sie keine Schuld. Sie

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